Immobilien

Australien kommt wieder in Schwung

Leerstände in Sydney und Melbourne gehen deutlich zurück - Industrieimmobilien weiterhin schwach

Australien kommt wieder in Schwung

Von Alexander Hofmann, SydneyDer kommerzielle Immobiliensektor in Australien kommt nach den Rückschlägen infolge der Weltfinanzkrise wieder in Schwung. Vor allem in den beiden dominierenden Metropolen Sydney und Melbourne sinken die Leerstände in Bürohäusern deutlich.Nach den neuesten Zahlen des Property Council of Australia sanken die Leerstände für Büros in Australien im zweiten Halbjahr 2010 von 10 auf 9,5 %. “Wir haben uns von einem rapide schrumpfenden Markt in kurzer Zeit zu einem Markt bewegt, der zweimal so schnell wächst wie der historische Durchschnitt”, kommentierte Peter Verwer, CEO des Property Council. Im Januar 2008 hatte der Markt die niedrigsten Leerstände in 20 Jahren verzeichnet. Damals war die Quote unter 5 % gesunken, anschließend drastisch in die Höhe geschossen.An der Spitze der positiven Entwicklung steht eindeutig Melbourne. Im Geschäftszentrum der zweitgrößten australischen Stadt sind die Leerstände auf 6,3 % gefallen, obwohl in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres fast 50 000 Quadratmeter neu auf den Markt kamen. Das Council schätzt, dass in diesem Jahr weitere 40 000 qm hinzukommen, 2012 sogar mehr als 100 000 qm. Rund die Hälfte der neu entstehenden Büroflächen haben bereits Mieter.In Sydney fiel in der gleichen Periode der Leerstand von 8,5 auf 8,2 %. Dies war das beste Ergebnis seit mehr als drei Jahren. Sydney ist der Hauptsitz vieler australischer Unternehmen der Finanzindustrie und in vielen Fällen auch Sitz der australischen Filialen ausländischer Finanzunternehmen von Weltgeltung. Andere Zentren fallen abIn den anderen Zentren Australiens sah es nicht ganz so gut aus. In Adelaide gab der Markt sogar weiter nach. Es wird jetzt damit gerechnet, dass die Mieten wieder steigen, die seit Beginn der Weltfinanzkrise drastisch nachgegeben hatten. Vor allem Sonderkonditionen wie zum Beispiel ein mietfreies Jahr zu Beginn eines Mietvertrags über fünf Jahre werden bald der Vergangenheit angehören, sind sich die Experten sicher.Bei Industrieimmobilien sieht es dagegen weiterhin landesweit schlecht aus. Bill Aslanidif von Belle Property Commercial in Sydney berichtet von bis zu 50 % Leerständen. Selbst in guten Lagen in der Nähe großer Ausfallstraßen stehen immer noch knapp ein Drittel aller Industriegebäude leer. Aslanidif sieht vorerst auch nur wenig Besserung: “Dieser Markt wird noch einige Jahre lang nur langsam wachsen und sich nur langfristig verbessern. Zumindest in den nächsten zwei Jahren wird sich der Zuwachs aus den vorhandenen Beständen speisen. Daher ist auch nicht damit zu rechnen, dass die Mieten in diesem Sektor in naher Zukunft steigen.”Eine positivere Entwicklung sieht Aslanidif im Retail-Bereich: “Die Verbraucher geben langsam wieder mehr Geld aus. Das schlägt sich vor allem für kleinere und mittelgroße Geschäfte nieder, dort sind die Leerstände bereits jetzt auf nur noch 6 bis 7 % gefallen. Im Markt für Geschäfte für Massengüter (Bulk Goods) sind dagegen noch 25 bis 30 % aller Geschäfte unvermietet – das ist weitaus höher als üblich.”Auch im Einzelhandel sieht Aslanidif derzeit Melbourne und das Umland weit vor dem Rivalen Sydney. Die katastrophale Flut und der Wirbelsturm “Yasi” werden dagegen seiner Ansicht nach nur ein kurzfristiges Nachlassen der Aktivitäten in Queensland auslösen.Ausländische Investoren sind am gewerblichen Immobilienmarkt Australiens ausgesprochen aktiv. Die jüngsten Zahlen von Ende des vergangenen Jahres zeigen, dass mehr als 40 % der Käufe in diesem Sektor von Ausländern getätigt werden. Besonders interessiert sind Käufer aus Asien sowie aus Südafrika. Selbst der extrem starke australische Dollar hat die Investitionsfreude nicht bremsen können. Problem FinanzierungProblematisch bleibt weiterhin die Finanzierung von Bauprojekten. Obwohl Australien die Weltfinanzkrise als einziges westliches Industrieland überstanden hatte, ohne in eine Rezession abzurutschen, ist der Zugang zu Kapital immer noch eingeschränkt.Eine Untersuchung der National Australia Bank (NAB) fand vor kurzem heraus, dass die Bauindustrie immer noch größere Schwierigkeiten hat, Kapital zu erschließen, als andere Wirtschaftszweige. Und die vier australischen Großbanken, zu denen auch die National Australia Bank gehört, haben im vergangenen Jahr mehr als 20 Mrd. austr. Dollar aus dem gewerblichen Immobiliensektor abgezogen.