Asset Management

Banken-Fusionskarussell bewegt die Fondsbranche

Dresdner Bank, Postbank und Citibank stellen wichtige Vertriebskanäle dar - Potenzielle Käufer stark im Asset Management

Banken-Fusionskarussell bewegt die Fondsbranche

Von Stefanie Schulte, Frankfurt In welche Hände angesichts der aktuellen Verkaufsdiskussionen Postbank, Citibank und Dresdner Bank fallen werden, ist für Fondsanbieter nicht nur deswegen von großem Interesse, weil es die Bankaktien bewegt – sondern auch weil ihr eigenes Geschäft davon beeinflusst wird. Alle drei Institute sind im Privatkundengeschäft stark und stellen damit wichtige Vertriebskanäle für Fonds dar. Dresdner Bank und Postbank verfügen zudem über konzerneigene Fondsgesellschaften. Dies gilt auch für die Deutsche Bank und die Commerzbank, die zum Kreis der potenziellen Partner gezählt werden. Eine große Rolle spielt aus Sicht der Fondsbranche das Schicksal der Allianz-Tochter Dresdner Bank. Sie ist der zentrale Privatkunden-Vertriebskanal von Allianz Global Investors (AGI), der Fondssparte der Muttergesellschaft Allianz. Folgen für Allianz-TochterSeit die einstige Dresdner-Bank-Fondstochter Dit in AGI aufgegangen ist, bemüht sich die Gesellschaft, ihren Vertrieb auf zusätzliche Kanäle auszudehnen. Im Neugeschäft mit Privatkunden sei in jüngerer Vergangenheit jeweils ein Drittel von der Dresdner Bank, vom Allianz-Vertrieb und von Drittvertriebspartnern beigesteuert worden, berichtet AGI-Deutschland-CEO Thomas Wiesemann. Beim verwalteten Gesamtbestand ist die Abhängigkeit von der Dresdner Bank aber eindeutig: Auf sie entfällt die Hälfte des Publikumsfondsvolumens von AGI bei Privatkunden. Insgesamt verwaltet AGI Publikumsfonds im Volumen von 70 Mrd. Euro. Während das Dreierbündnis aus Dresdner Bank, Commerzbank und Postbank, das zeitweise im Gespräch war, nun offenbar vom Tisch ist, gilt weiterhin ein Zusammengehen von Dresdner Bank und Commerzbank als möglich. Von einer solchen Konstellation wäre die Commerzbank-Fondstochter Cominvest betroffen. Sie verwaltet etwa 30 Mrd. Euro in Publikumsfonds. Auch im Privatkundengeschäft der Cominvest stellt die Konzernbank den wichtigsten Vertriebsweg dar. Von den insgesamt 2,5 Mrd. Euro, die die Cominvest von Januar bis April für Publikumsfonds neu einwarb, stammten nur 350 Mill. Euro von Drittbanken, Versicherungsvertrieben und unabhängigen Fondsvermittlern, der Rest von der Commerzbank. 2007 habe der Drittvertrieb gar keine Rolle gespielt, so Sebastian Klein, Sprecher der Cominvest-Geschäftsführung (vgl. BZ vom 20. Mai). Umgekehrt hat sich die Commerzbank, die früh eine sogenannte offene Vertriebsarchitektur einführte, aber von der Tochter emanzipiert: Nur gut 50 % des vermittelten Fondsvermögens entfielen zuletzt auf Produkte der Cominvest. In früheren Jahren war dieser Wert nach Angaben Kleins noch niedriger.Anders als die Dresdner Bank verfügt die Commerzbank über einen eigenen Immobilienfondsproduzenten. Per Ende März verwaltete die Commerz Grundbesitz Gruppe knapp 13 Mrd. Euro, überwiegend in Publikumsfonds. Die Dresdner Bank bringt eine auf drei Jahre angelegte Vertriebskooperation mit Aberdeen Asset Management mit, die kürzlich die ehemalige Dresdner-Immobilienfondstochter Degi übernommen hat. Es war das erste Mal, dass ein deutscher Finanzkonzern seine Immobilienfondsgesellschaft abgab. Viele FremdprodukteObwohl auch die Postbank eine zentrale Rolle im deutschen Retail Banking spielt, sind ihre Fondsaktivitäten eher bescheiden. Die Deutsche Postbank Privat Investment Kapitalanlagegesellschaft in Bonn und die Deutsche Postbank Vermögensmanagement in Luxemburg verwalteten per Ende März zusammen etwa 13 Mrd. Euro. Der Löwenanteil dieses Volumens entfällt auf institutionelle Mandate, während die Publikumsfonds nur 3 Mrd. Euro schwer sind. Die Postbank ist daher ein wichtiger Vertriebsweg auch für andere in- und ausländische Gesellschaften. Insgesamt werde für Postbank-Privatkunden ein Fondsvermögen von gut 7 Mrd. Euro betreut, berichtet ein Postbank-Sprecher. Unter anderem gebe es eine “engere Zusammenarbeit im Beratungsgeschäft” mit Credit Suisse, der Deutsche-Bank-Tochter DWS, Fidelity und Nordea. Die deutsche Citibank, die von ihrer US-Mutter Citigroup offiziell zum Verkauf gestellt wurde, gibt ihr verwaltetes Kundendepotvermögen mit 12,5 Mrd. Euro an. Dieser Wert umfasst auch Einzelaktien und -anleihen sowie Zertifikate. Das Fondsvolumen wird nicht einzeln ausgewiesen. Nach Angaben eines Sprechers werden ausschließlich Fremdfonds von 33 Kapitalanlagegesellschaften vertrieben. Ihr gesamtes eigenes weltweites Asset Management hatte die Citigroup im Jahr 2005 an Legg Mason verkauft. Mit Legg Mason sowie mit dem britischen Vermögensverwalter Schroders werden sogenannte Multi-Manager-Fonds angeboten, die nach Angaben eines Citibank-Sprechers eigens für das europäische Privatkundengeschäft der Citigroup bestimmt sind. Als Interessentin sowohl für die Postbank als auch für die Citibank gilt die Deutsche Bank. Ihre Tochter DWS, mit etwa 130 Mrd. Euro Volumen die größte Publikumsfondsanbieterin in Deutschland, könnte so zusätzliches Vertriebspotenzial gewinnen. Allerdings buhlen offenbar auch etliche ausländische Interessenten um die drei zum Verkauf stehenden deutschen Institute. An der Postbank soll beispielsweise die niederländische ING interessiert sein. Deren Fondssparte ING Investment Managers zählt mit einem verwalteten Volumen von weltweit etwa 400 Mrd. Euro selbst zu den größeren Spielern auf dem Fondsmarkt. Schwaches Pioneer-GeschäftDass größere Verschiebungen auf dem deutschen Fondsmarkt im Zuge von Übernahmen nicht immer positiv verlaufen, muss derzeit die italienische Unicredit erleben. Nach dem Erwerb der HypoVereinsbank (HVB) wurden deren Fondstöchter Activest und Nordinvest auf die Unicredit-Fondsgesellschaft Pioneer verschmolzen. Die HVB-Indexfondstochter Indexchange wurde an Barclays Global Investors verkauft. Das Neugeschäft der Pioneer-Gruppe in Deutschland verläuft seitdem sehr schleppend. Seit Jahresbeginn wurden aus Pioneer-Publikumsfonds 4,8 Mrd. Euro abgezogen. Das Gesamtvolumen schrumpfte damit auf 16 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr 2007 waren bereits Mittelabflüsse von 8,6 Mrd. Euro verzeichnet worden. – Bericht zu Legg Mason Seite 29