Asset Management

Banken wollen mehr Potenzial aus Pensionsmarkt heben

Serviceleistungen auf gesamte Wertschöpfungskette ausgeweitet - Familienunternehmen als Vorreiter

Banken wollen mehr Potenzial aus Pensionsmarkt heben

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt Die wachsende betriebliche Altersvorsorge weckt Begehrlichkeiten bei den Banken. Sie erhoffen sich bessere Geschäftsmöglichkeiten durch eine Erweiterung der Dienstleistungen in diesem Bereich. Der neue Trend heißt “Fiduciary Management” und umfasst die gesamte Wertschöpfungskette rund um die treuhänderische Verwaltung von Pensionsverpflichtungen oder -zahlungen: Beratung, Strukturierung, Implementierung, Management und Betreuung sowie Kontrolle. Die ersten Anbieter in Deutschland sind Goldman Sachs, die Deutsche-Bank-Tochter DB Advisors und Allianz Global Investors, der Vermögensverwalter des Münchener Versicherers.”Für den Kunden hat es den Vorteil, dass es nur noch einen zentralen Ansprechpartner entlang der Wertschöpfungskette gibt”, sagt Michael Fuss, Managing Director bei DB Advisors. Angesichts der zunehmenden regulatorischen Pflichten bindet das Thema Pensionen im Unternehmen immer mehr Kapazitäten und benötigt eine Vielzahl externer Experten. Zudem erfordert die aktuelle Kapitalmarktkrise eine bessere Steuerung des Anlageprozesses nicht nur im Hinblick auf die Risiken. Dies und andere Aufgaben kann ein Fiduciary Manager übernehmen. Er kümmert sich um die Treuhand- und Administrationsleistungen, das Asset Liability Management (Risikomodell zur Aktiv-Passiv-Steuerung), die Portfoliokonstruktion, um rechtliche Fragen, die Selektion der Portfolio-Manager, die Kontakte zur Depotbank, um ein konsolidiertes Berichtswesen, die Performance-Kontrolle, das Cash-flow- und das Risiko-Management. Auch einzelne ModuleDabei lassen sich – je nach Kundenwunsch – entweder alle oder nur einzelne Module an die Banken übertragen. Bislang sind Bertelsmann, Henkel und Bosch diesen Weg gegangen und haben die gesamte Kapitalanlage der eigenen Pensionsfonds outgesourct. “Insbesondere Unternehmen, die von Familien beeinflusst werden, tun sich mit solchen Schritten leichter”, berichtet Martin Scholz, Geschäftsführer der Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft. Der Kunde müsse loslassen können und vollstes Vertrauen zu seinem Fiduciary Manager haben, nennt Scholz als Grundvoraussetzung. Als Katalysator wirkten dabei der zunehmende Trend zur Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen und die schrumpfenden Finanzabteilungen bei den Firmen. Auch die zunehmende Belastung durch aktuelle Pensionszahlungen im Verhältnis zum Anwartschaftsbarwert der Verpflichtungen spiele eine Rolle. Bei den Dax-Unternehmen liegt der prozentuale Anteil bei etwa 4 %. Durch den Einsatz eines Fiduciary Manager lasse sich das Risiko-Rendite-Verhältnis des Portfolios verbessern, meint Axel Hörger, Leiter von Goldman Sachs Asset Management in Deutschland. Er eröffne dem Investor Zugang zu neuen Anlagestrategien und Asset Managern und könne durch die steigende Verhandlungsmacht den Vermögensverwaltern gegenüber niedrigere Gebühren vereinbaren. “Ein dritter Vorteil ist die effektivere Überwachung der einzelnen Portfolio-Manager und des Portfolios aufgrund etablierter Schnittstellen zu Asset Managern und Depotbanken”, betont Hörger.Vorreiter in Sachen Fiduciary Management sind die Niederlande. Dort führten steigende regulatorische Anforderungen neben dem Verschmelzen von kleineren Pensionskassen vor fünf Jahren zu dem neuen Trend. Hier sind neben Goldman Sachs als einer der bedeutendsten Anbieter auch kleinere Dienstleister wie MNServices, SEI, Cordares oder Russel sowie einige lokale Banken aktiv. Unter anderem nutzt der Technologiekonzern Philips das neue Konzept. Nach Berechnungen von McKinsey hat sich das verwaltete Vermögen durch Fiduciary Manager innerhalb weniger Jahre auf 50 Mrd. Euro verfünffacht. Es wird weiter jährlich mit zweistelligen Wachstumsraten gerechnet. Mit der deutschen Brille betrachtet ist Fiduciary Management eine Weiterentwicklung der sogenannten Master-Kapitalanlagegesellschaft (Master-KAG) als Bündelung der nur in Deutschland üblichen Spezialfonds. “Die Master-KAG deckt nur einen Teil der Aufgaben wie die Anbindung der Portfolio-Manager, die integrierte Berichterstattung oder einheitliches Vertragsmanagement ab”, erläutert Nikolaus Schmidt-Narischkin, Leiter der betrieblichen Altersversorgung bei DB Advisors. Längere KundenbindungBanken erhoffen sich durch das neue Angebot eine längerfristige Bindung an Kunden in Zeiten, in denen Portfolio-Manager und selbst Master-KAGs immer schneller ausgetauscht werden. “Unser Ziel ist die längerfristige Partnerschaft und dass wir mit am Tisch sitzen, wenn Kunden bei ihren Pensionen strategische Entscheidungen treffen”, so Schmidt-Narischkin. “Wir wollen der Lead Asset Manager sein und neue Assets bekommen”, hebt Michael Schütze hervor, Vice President der Allianz Global Investors Advisory. Beide Anbieter sind davon überzeugt, dass ihre Häuser beim Fiduciary Management ihre Stärken als integrierte Finanzdienstleister ausspielen können. Aktuell werden bei DB Advisors rund 9 Mrd. Euro unter dem Label Fiduciary Management geführt, das sind etwa 10 % aller Assets under Management. Allianz Global Investors nennt keine Zahlen. Perspektivisch hat die Deutsche Bank die Dax-Unternehmen sowie die mittleren Pensionskassen im Blick. Zur Zielgruppe für beide Häuser zählen auch Versicherungen, Family Offices, Versorgungswerke, Verbände, Stiftungen und gemeinnützige Einrichtungen.