Immobilien

Bei Reits droht Fehlkonstruktion

Immobilienverband IVD warnt vor Ausklammerung von Wohnungen

Bei Reits droht Fehlkonstruktion

cru Düsseldorf – Im September will das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf für die Einführung der neuen Rechtsform Real Estate Investment Trusts (Reits) verabschieden. Die Immobilienbranche befürchtet unterdessen, dass Reits angesichts des internationalen Wettbewerbs der Finanzplätze nicht nur zu spät eingeführt werden, sondern auch mit Konstruktionsfehlern behaftet sein könnten. So fordert der Immobiliendienstleister-Verband IVD die Bundesregierung auf, im Gesetz die international üblichen Reit-Standards zu beachten, da das neue Investmentvehikel von Investoren sonst nicht akzeptiert werde. Insbesondere warnt der IVD davor, Wohnimmobilien “diskriminierend” auszugrenzen. Mit Reits könnten die Refinanzierungskosten auch für Wohnungen deutlich sinken, was mittelfristig eine dämpfende Wirkung auf die Entwicklung der Mietpreise habe.”Die vom linken Flügel der SPD vorgebrachte Kritik, Reits seien nur auf rasche Profitmaximierung aus, widerspricht den Erfahrungen im Ausland”, sagt IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick. Reits seien in erster Linie Bestandshalter, die nur sehr eingeschränkt Wohnungen kauften und verkauften. Somit seien sie ein vergleichsweise konservatives Investmentvehikel, das einen deutlich längeren Anlagehorizont habe als viele angelsächsische Finanzinvestoren, die in den vergangenen Jahren im großen Stil deutsche Wohnungsportfolios erwarben.Die Einführung von Reits unter Einbeziehung von Wohnimmobilien ist für viele Wohnungsgesellschaften von großer Bedeutung, die in den kommenden Monaten an die Börse gehen wollen. Dazu zählt etwa die Düsseldorfer Corpus, eine Tochter der Sparkassen in Düsseldorf, Frankfurt und Köln. Auch die US-Beteiligungsgesellschaft Fortress plant ein IPO für ihre Wohnimmobiliengruppe aus den drei Firmen Gagfah, Nileg und Woba. Branche uneins über DetailsDas Interesse der Investoren an solchen Unternehmen ist bereits getestet worden. So war der Börsengang des Augsburger Wohnungshändlers Patrizia im Frühjahr auf sehr gute Nachfrage gestoßen. Und auch der Kurs der Deutsche Wohnen – mit einer Marktkapitalisierung von rund 1 Mrd. Euro die größte deutsche Wohnimmobilien-AG – hat sich zuletzt äußerst positiv entwickelt.Alle diese Unternehmen würden die Einführung von Reits eindeutig begrüßen. Über die optimale Konstruktion des Vehikels im Detail ist sich die Branche indes durchaus nicht einig. Während der Verband IVD sich für eine Wahlfreiheit zwischen börsennotiertem Reit und Private Reit ausspricht, fordert etwa die Deutsche Wohnen ein obligatorisches Listing.”Die Notierung ist unabdingbar, um die Bewertung transparent zu machen”, sagte Vorstandschef Andreas Lehner der Börsen-Zeitung. Wenn es bei Reits keine freie Preisbildung gebe, dann würden “Nägel ohne Köpfe” gemacht, so Lehner. Auch der Investmentverband BVI fordert ein obligatorisches Listing, weil Reits sonst zu sehr Immobilien-Spezialfonds gleichen würden.Anderer Ansicht ist der IVD. Nach Einschätzung des Verbands könnten bei einem Zwang zur Börsennotierung nur sehr große Immobilienbestände in die Anlagegesellschaft eingebracht werden, um eine börsenfähige Mindestmarktkapitalisierung zu erreichen. Dagegen hätte der Private Reit einen “mittelstandsfreundlichen Charakter”. Zudem könne der Reit sich dann unabhängig von der Volatilität des Aktienmarktes entwickeln, so der IVD.Unstrittig ist dagegen, dass bei einer Ausgrenzung der Wohnimmobilien dem deutschen Reit erhebliches Marktpotenzial entzogen würde. Nach Angaben der DZ Bank haben Finanzinvestoren in den vergangenen drei Jahren den deutschen Kommunen und Ländern sowie Unternehmen mehr als 600 000 Wohnungen für mehr als 20 Mrd. Euro abgekauft. Der Börsengang sei eine Möglichkeit für die Investoren, mittelfristig wieder auszusteigen. Wenn das Umfeld in Deutschland nicht stimme, würden diese Investoren an andere Börsenplätze wie etwa London oder Paris ausweichen.