Immobilien

Berlin sieht REITs "grundsätzlich positiv"

Neue Immobilien-Vehikel sollen Finanzplatz stärken

Berlin sieht REITs "grundsätzlich positiv"

cru Frankfurt – Das Bundesfinanzministerium steht der Einführung sogenannter Immobilien-Investment-Trusts (REITs) grundsätzlich positiv gegenüber. “Wir erwarten, dass REITs den Finanzplatz und die Immobilienwirtschaft nachhaltig stärken würden und Deutschland dadurch zum Spitzenreiter für Immobilienanlagen in Europa werden kann”, erklärte Finanz-Staatssekretärin Barbara Hendricks am Mittwoch in Berlin. Die Investmentbank Morgan Stanley hatte in einer Studie im Rahmen der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) den REIT-fähigen, im Inland gelegenen Immobilienbestand der 200 größten deutschen Unternehmen auf 60 Mrd. Euro geschätzt. “In dieser Zahl sind etwaige Potenziale durch die Umwandlung von Wohnungsgesellschaften und Portfolien der öffentlichen hand noch nicht enthalten”, sagte Oliver Puhl, Leiter des Immobilien-Investmentbanking, der Börsen-Zeitung. Treffen die Berechnungen zu, würde Deutschland also künftig einer der weltweit größten REIT-Märkte. In den USA beträgt die Marktkapitalisierung von REITs etwa 250 Mrd. Dollar.Offen sind hierzulande jedoch noch steuerrechtliche Fragen, die mit den Bundesländern diskutiert werden müssen. Das Finanzministerium hat deshalb gestern Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hamburg zu einer Zusammenarbeit eingeladen, um die Einführung von REITs per Gesetz bis 2006 zu gewährleisten. Auch in Großbritannien sollen die Vehikel im kommenden Jahr starten.REITs sind Immobiliengesellschaften, die auf Gesellschaftsebene von der Körperschaft- und Gewerbesteuer befreit sind, sofern sie ihre Erträge im Wesentlichen an ihre Anleger ausschütten und darüber hinaus weitere Voraussetzungen erfüllt sind. Die Vehikel stellen damit eine Mischform aus Immobilienfonds und börsennotierten Immobilienaktiengesellschaften dar. Die aus den USA stammenden REITs haben sich inzwischen zum internationalen Standard der indirekten Immobilienanlage entwickelt und sind derzeit in 20 Staaten verbreitet – darunter etwa Frankreich, Belgien und Holland. Bei den Verhandlungen um REITs in Deutschland geht es vor allem um die stillen Reserven – also die Differenz zwischen Buchwert und Kaufpreis -, die bei der Überführung von Immobilienportfolios in REITs von den betreffenden Unternehmen aufgelöst und versteuert werden müssten. Der Vorschlag der IFD – Initiatorin des deutschen REIT – lautet, nur den halben Körperschaftsteuersatz auf diese Erträge anzuwenden. Der halbe Steuersatz sei für den Fiskus besser als nichts, da ansonsten kaum stille Reserven gehoben würden.Denn die drohende Besteuerung mit dem vollen Steuersatz führt laut Finanzministerium vielfach dazu, dass Unternehmen von einem Verkauf ihrer Immobilien Abstand nehmen, obwohl dieser eigentlich betriebswirtschaftlich sinnvoll wäre. Das Szenario der IFD über die Effekte einer teilweisen Umwandlung bestehender Immobilienanlagen in REITs stellt insgesamt Mehreinnahmen in Aussicht. Vor allem die Konversion geschlossener Fonds werde das Steueraufkommen erheblich verbessern, so die IFD.