"Biotech-Markt ist ein Stockpicker-Segment"
– Frau Irani, der von Ihnen betreute DWS Biotech Typ O hat in den vergangenen sechs Monaten rund 40 % zugelegt. Von welchen Entwicklungen konnte das Depot profitieren?Der Biotechnologiemarkt ist im Allgemeinen ein Stockpicker-Segment. Zusätzlich zu einer breiten positiven Bewegung in der Biotech-Aktienbranche, getrieben von einer Serie von positiven klinischen Daten und Neuprodukteinführungen sowie Übernahmen, hat die Wahl der Einzelaktien zu der Performance des Fonds beigetragen. Innovationsgetriebene medizinische Durchbrüche wie im Bereich Hepatitis C oder zystische Fibrose konnten erfolgreich im Fonds umgesetzt werden. Der Fonds partizipierte aber auch an einigen Übernahmen bzw. Übernahmeangeboten wie etwa für die Firmen Ardea, Illumina oder Amylin.- Ihr Fonds ist derzeit schwerpunktmäßig in den USA investiert. Ist der europäische Biotech-Sektor derzeit keine Investition wert?Es gibt in Europa prinzipiell eine kleinere Zahl an Biotech-Unternehmen, die in ihrer Produktentwicklung über die Phase I hinausgekommen sind, somit ist die Auswahl an Unternehmen, die einen gewissen “Proof of Concept” erbracht haben, wesentlich geringer. Man kann hier allerdings selektiv einige interessante Unternehmen finden.- Amgen hat mit KAI Pharmaceuticals und dem Generika-Hersteller Mustafa Nevzat Pharmaceuticals zwei Pharma-Unternehmen gekauft. Hat sich hier ein Trend umgekehrt? Kaufen Biotech-Unternehmen nun Pharma-Firmen?In diesem konkreten Beispiel (Nevzat) versucht Amgen, Gewinne, die außerhalb der USA erzielt wurden, auch im Ausland zu belassen, um damit eine Besteuerung durch die amerikanischen Behörden zu vermeiden. Zudem versucht sie damit, ihre Präsenz in Schwellenländern mit guten Wachstumsaussichten zu erweitern. Ich denke, es ist zu früh, um hier von einem allgemeinen Industrietrend zu sprechen.- Ist Personal Medicine schon ein Thema an den Aktienmärkten?Personalized Medicine hat sich über die letzten Jahre langsam in den modernen Arzneimittelmarkt eingeschlichen. Die ersten Anfänge haben wir mit Produkten gesehen wie beispielsweise Herceptin zur Behandlung einer besonderen Gruppe von Brustkrebspatienten, die einen bestimmten genetischen Marker haben. Heute gibt es immer mehr Medikamente, die für besondere Patientengruppen mit einem bestimmten genetischen Profil geeignet sind oder nicht. Vor allem in der Onkologie gibt es kaum noch ein neues Produkt, das nicht über ein “Begleitdiagnostikum” verfügt, um den passenden Patienten zu finden. Interessanterweise wird das Schlagwort “Personalized Medicine” viel stärker von externen Gruppen eingesetzt, als es von den Unternehmen und den Investoren selbst verwendet wird! In diesem Kontext wäre es interessant, die Genomsequenzierung als wichtiges Werkzeug für die Forschung nach den richtigen Diagnostika sowie geeigneten biologischen “Targets” in der Medikamentenforschung zu erwähnen. Nicht zuletzt deshalb hat die Roche dem Gensequenzierungsunternehmen Illumina ein attraktives Übernahmeangebot unterbreitet.—-Das Interview führte Armin Schmitz.