Biotechsektor ist gegen die Krise immun
Positive Studienergebnisse und wichtige neue Medikamente sowie Diagnostika haben in den vergangenen Monaten dafür gesorgt, dass sich der Biotech-Sektor ungeachtet der Staatsschuldenkrise besser entwickelt hat als viele Standardindizes. Von dieser Entwicklung profitierten aktiv gemanagte Biotech-Fonds, von denen viele zweistellige Renditen erzielten.Von Armin Schmitz, FrankfurtWaren es in der Vergangenheit spektakuläre Übernahmen, die Aufsehen erregten, haben neue Therapiemöglichkeiten zuletzt den Fokus auf die Biotech-Branche gelenkt. So können sich Patienten mit einer chronischen Leberentzündung, der sogenannten Hepatitis C, dank einer Therapie, die aus einer Kombination des neu entwickelten Sofosbuvir (Nucleotide Polymerase-Inhibitor) und Ribavirin besteht, die Hoffnung machen, geheilt zu werden. Das war bis dato nicht möglich. Derzeit leben in Deutschland mehr als 500 000 Menschen mit dieser Infektionskrankheit. Sofosbuvir wurde von Pharmasett entwickelt, die dann im November 2011 vom Biotech-Unternehmen Gilead Sciences übernommen wurde. Xtandi, das neue Mittel von Astella gegen fortgeschrittene Formen von Prostata-Krebs, macht Männern Hoffnung. Das sind nur zwei Beispiele einer ganzen Reihe vielversprechender Medikamente, die den Aufschwung der Biotech-Branche unterstützen. Das belegen deutlich wachsende Umsätze, problemlose Finanzierungen und steigende Personalzahlen. Dadurch hat sich der Biotech-Sektor in den vergangenen Jahren immun gegen Finanzkrisen und rezessive Tendenzen der Wirtschaft gezeigt. “Dank des Wachstums durch neue Wirkstoffe hat sich die Biotechnologiebranche eher unabhängig gegenüber dem wirtschaftlichen Umfeld entwickelt”, sagt Noushin Irani, Fondsmanagerin des DWS Biotech Typ 0. Besser als der GesamtmarktDer Nasdaq-Biotech-Index konnte in den zurückliegenden zwölf Monaten mehr als 33 % zulegen. Das Marktbarometer hat sich damit deutlich besser entwickelt als der S & P 500. Mit der Verbesserung der Stimmung an den Gesamtmärkten steigt allerdings auch das Risiko, das Anleger die Favoriten wechseln. “Der Aufwärtstrend könnte sich dann tendenziell abschwächen, wenn die Zykliker beginnen zu laufen”, warnt Irini. Mit einem für 2013 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 sind die Biotechtitel wegen der Wachstumsdynamik dank neuer aussichtsreicher Wirkstoffe und Medikamente moderat bewertet.Um von dem Aufwärtstrend in diesem Sektor zu profitieren, können Anleger in aktiv gemanagte Biotech-Fonds investieren, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche Renditen erzielt haben. So gehörten die Fonds, die in die Biotechnologie-Branche investieren, innerhalb des Dreijahresbereiches mit einer Durchschnittsrendite von rund 20 % jährlich zu den drei besten Morningstar-Kategorien.Zu den besten Fonds in einem kurzfristigen Beobachtungszeitraum gehört der Unisector Gentech A (LU0125232032). Dieser nur ein Anlegervolumen von 12 Mill. Euro verwaltende Fonds investiert in Unternehmen, die in der Gentechnologie tätig sind, forschen und gentechnikbasierte Produkte herstellen. Dazu gehören Gesellschaften wie Amgen und auch Diasorin, die Immunreagenz-Kits für die Diagnostik herstellen. Wie ein leichtes Schnellboot erreichte der von einem Managementteam betreute Fonds eine Performance von rund 45 %. Das war ca. 18 Prozentpunkte besser als der Kategoriedurchschnitt. Über drei Jahre liegt die Rendite bei 8,9 % p. a.Deutlich besser war im Langzeitbereich der Anlegergelder in Höhe von rund 200 Mill. Dollar verwaltende Dexia Equities L Biotechnology C Acc (LU0108459040). Das von Rudi Van den Eynde verwaltete Portfolio erzielte binnen drei Jahren eine Rendite von 23,3 % p. a. Die Standardabweichung lag bei lediglich 17,1 %, die Sharpe Ratio betrug 1,23. Mit einem Minus von 15,9 % überstand Van den Eynde das turbulente Jahr 2008 im Vergleich zum Gesamtmarkt mit nur relativ geringen Verlusten. Dank der annualisierten Wertentwicklung über fünf Jahre von durchschnittlich 17,8 % wurde der Fonds von Morningstar mit der maximal möglichen Zahl von fünf Sternen ausgezeichnet. Der Fonds ist breit aufgestellt. Zu den Portfolioschwergewichten gehören die Big Caps Amgen, Biogen und Gilead Sciences. Gute Ergebnisse zeigte auch der DWS Biotech Typ 0 (DE0009769976). Der von Irani betreute Fonds verzeichnete seit Januar 2012 einen Gewinn von mehr als 32,3 %. Irani konnte damit knapp den Referenzindex, den Nasdaq-Biotech-Index, schlagen, der auf einen Gewinn von 31,6 % kam. Auch über den Dreijahreszeitraum weist der Fonds mit einer Rendite von durchschnittlich 22,1 % jährlich bei einer Volatilität von 21,7 % eine überdurchschnittlich gute Entwicklung auf. Zu den Portfolioschwergewichten gehören Unternehmen wie Regeneron Pharmaceuticals, die im vergangenen Jahr mit einem Anstieg von mehr als 200 % zu den Topgewinnern gehörten. Auch Gilead Sciences und Amgen sind im Portfolio hoch gewichtet. “Bei der Auswahl achte ich weniger darauf, ob ein Unternehmen ein potenzielles Übernahmeziel sein könnte. Der Fokus liegt viel mehr auf den fundamentalen Zahlen der Unternehmen, der Forschung und den klinischen Testergebnissen der Wirkstoffe”, sagt Irani.