Finanzen persönlich

Blind Pools und Schnäppchenjäger dominieren bei Schiffsfonds

Transportleistungen werden in der Wirtschaftskrise weniger gefragt - 13 Fonds sind bereits insolvent - Mit neuen Konzepten von fallenden Preisen profitieren

Blind Pools und Schnäppchenjäger dominieren bei Schiffsfonds

Von Leo Fischer In jeder Krise liegt auch eine Chance – mit diesem Slogan werben die Schiffsfonds mit opportunistischer Anlagestrategie. Darin zeigt sich auch die veränderte Situation im Seeverkehr. Noch im Jahr 2007 rissen sich die Anleger um Schiffsbeteiligungen, die Initiatoren konnten nicht schnell genug die Schiffe herbeischaffen. Dank boomender Schifffahrtsmärkte – der Containerverkehr wuchs lange Zeit um 10 % im Jahr – und der Tonnagesteuer, die praktisch steuerfreie Auszahlungen ermöglichte, erreichte die Platzierungszahl für Schiffsfonds 2007 das Rekordniveau von 3,6 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2009 wird es weniger als ein Zehntel sein. Nachfrage ist eingebrochenDenn die Nachfrage nach Transportleistungen ist im Zuge der Wirtschaftskrise eingebrochen. Mehr als 500 Containerschiffe (das war in der Vergangenheit das wachstumsstärkste Segment) sind ohne Beschäftigung, verdienen also kein Geld. 13 Schiffsfonds sind bereits insolvent.Vor diesem Hintergrund ist es kaum möglich, einen herkömmlichen Schiffsfonds anzubieten, der üblicherweise in ein konkretes, möglichst langfristig verchartertes Schiff investiert. Auf den Punkt brachte es Axel Schroeder, der Vorstandsvorsitzende der MPC Capital, früher einer der Marktführer bei Schiffsbeteiligungen, auf dem Hansa-Schiffsforum im November: “Schiffsfonds lassen sich derzeit nicht platzieren.”Das gilt zumindest für den traditionellen Schiffsfonds. Bei den heute angebotenen Fonds handelt es sich fast ausschließlich um Blind Pools: Anders als früher wird zunächst das Geld der Anleger eingesammelt. Erst wenn das notwendige Kommanditkapital vorhanden ist, folgt die Investition. “Nur auf diese Weise kann ein Fonds von den sinkenden Preisen für Schiffe profitieren und günstig einkaufen”, erklärt Albrecht Gundermann, Geschäftsführer der Maritim Equity Beteiligungsgesellschaft, die mit ihrem dritten Opportunity-Fonds, dem “Maritim Equity III”, auf dem Markt ist.Ähnlich konzipierte Schiffsfonds, die zum Teil schon platziert sind, wurden in den vergangenen Monaten von anderen Initiatoren unter den Bezeichnungen “Marktchance”, “Krisengewinner”, “Shipping Opportunity” oder gar “Schnäppchen-Fonds” aufgelegt. Das Konzept dieser Fonds erscheint überzeugend, aber im Absatz tun sich die meisten schwer. Gerade hat Maritim Equity die Platzierung des “Maritim Equity III” bis Ende 2010 verlängert, allerdings sind 50 Mill. Euro auch ein ambitioniertes Eigenkapitalvolumen. Viele Anleger wollen aufgrund der Hiobsbotschaften derzeit gar nichts von Schiffsfonds wissen. Und dem Blind Pool wird mit großer Skepsis begegnet, aber nur dieser bietet die Möglichkeit, von fallenden Preisen zu profitieren. Zwei Anbieter sind zufriedenLediglich die Oltmann-Gruppe und Hanse Capital scheinen mit den Verkaufszahlen zufrieden zu sein. Die Oltmann-Gruppe hat gerade den “Schnäppchenfonds 1” mit über 35 Mill. Euro Eigenkapital ausplatziert und den Nachfolgefonds aufgelegt. Und der “HC Krisengewinner” hat sein Eigenkapitalziel von 7 auf 30 Mill. Euro angehoben, die bis Jahresende platziert sein sollen.Insgesamt sind die Opportunity-Fonds keine Absatzrenner. Aber auch preisgünstige Investitionsobjekte zu finden ist nicht einfach. Dass die Schiffe heute nicht mehr das wert sind, was vor Jahren für sie bezahlt wurde, davon können die kreditfinanzierenden Banken ein Lied singen. Sie müssen ihre Schiffskredite heute mit deutlich höherem Eigenkapital unterlegen. Die Loan-To-Value-Relationen, also der Beleihungsauslauf, stimmen sehr oft nicht mehr. Aber weil nur wenige Eigentümer ihre Schiffe zu den derzeit niedrigen Preisen verkaufen wollen oder müssen, ist die Zahl der Transaktionen mit gebrauchten Schiffen sehr gering. Deshalb sind Schnäppchen rar – noch.Aber es gibt sie durchaus. Die Oltmann-Gruppe hat für den “Schnäppchenfonds 1” bereits vier Schiffe gekauft. “Diese konnten 55 % unter dem Werftabgabepreis erworben werden”, unterstreicht André Tonn, geschäftsführender Gesellschafter, den Erfolg. Zwei Schiffe gekauftMaritim Equity hat unlängst zwei Containerschiffe mit 1 700 TEU (=Twenty-foot-Equivalent-Unit, Maß für Standardcontainer) zu 21,5 Mill. Dollar gekauft. “Das sind lediglich 50 % des Baupreises aus dem Jahr 2008,” erklärt Werner Großekämper, Geschäftsführer des Emissionshauses. Die Schiffe gehen mit unterschiedlichen Anteilen in den Fonds “Maritim Equity 1” (bereits platziert), den “Maritim Equity 3” sowie den “Hesse Newman Private Shipping I”, der auch von Maritim Equity gemanagt wird.Nicht zu verwechseln sind diese Fonds mit Zweitmarktfonds, die Anteile an früher aufgelegten Schiffsfonds erwerben. Die Opportunity-Fonds investieren in ganze Schiffe oder erwerben wesentliche Anteile an diesen. Die Risikostreuung ist aber bei den Zweitmarktfonds, die in Anteilen von rund 100 Schiffen investieren, natürlich ausgeprägter. Dafür könnten die Opportunity-Fonds Einfluss nehmen auf das Management der erworbenen Schiffe. Daher nehmen sie erfahrene Reeder und andere ausgewiesene Experten an Bord. Vorrangig wollen die Opportunity-Fonds niedrigere Preise für Schiffe zu günstigen Einkäufen nutzen. Allerdings schließt man nicht aus, sich auch an der Sanierung von notleidenden Schiffsfonds zu beteiligen, wenn die Rahmendaten stimmen. Ganz darauf fokussiert ist der Fonds “Paribus Ship Portfolio Renditefonds X”. Zahlreiche Fondsschiffe sind bereits Sanierungsfälle, weil die Liquidität fehlt, um die Krise zu überdauern. Und es kommt vor, dass Anleger nicht bereit sind, Nachschüsse zu leisten oder früher erhaltene Auszahlungen zurückzugeben. Hier sieht der “Paribus Ship Portfolio Renditefonds X” ein Betätigungsfeld. “Anfragen kommen fast täglich”, meint Paribus-Geschäftsführer Thomas Böcher.Es kann sich für Anleger durchaus lohnen, Nachschüsse zu leisten oder von außen frisches Kapital hereinzunehmen, das dann aber bevorrechtigt ist. Denn die Alternative wäre in vielen Fällen die Insolvenz und damit der Verlust der gesamten Einlage. Oft reicht der augenblickliche Verkehrswert des Schiffes nicht aus, um die Verbindlichkeiten bei der Bank abzulösen. Schiffsfinanzierer zögernDoch die Schiffsfinanzierer zögern noch, sich auf die Loan-to-Value-Klausel zu berufen und das Darlehen fällig zu stellen. Wenn das aber passiert, ist nicht nur das Kapital des Anlegers weg. Denn in diesem Fall wird der Unterschiedsbetrag fällig, der beim Übergang des Schiffes zur Tonnagesteuer festgesetzt wurde. Diesen Unterschiedsbetrag muss der Anleger bei Verkauf des Schiffes versteuern, aber auch bei einer Insolvenz.—– Bericht Seite 5