Immobilien

Bodenpreise in Japan fallen

Rezession und abgewanderte Ausländer führen zu scharfer Reaktion

Bodenpreise in Japan fallen

Von Martin Fritz, Tokio Die Bodenpreise in Japan sind erstmals seit drei Jahren gefallen. Das belegen Daten des Land- und Infrastrukturministeriums für 24 000 Zonen des Landes. Danach sanken die Preise am Stichtag 1. Januar 2009 gegenüber dem Vorjahr in 97 % aller Zonen. Tokio erlebte den ersten Rückgang seit vier Jahren. Auslöser sind Japans vermutlich schwerste Nachkriegsrezession sowie der damit verbundene Abzug ausländischer Investoren. Den Wertverlust der Besitzer und Anleger schätzt die Finanzzeitung Nikkei auf mehr als 40 Bill. Yen (305 Mrd. Euro). Nach Ansicht von Finanzminister Kaoru Yosano ist die Mini-Blase auf dem Immobilien-Markt, die sich während der vergangenen fünf Jahre insbesondere in städtischen Zentren gebildet habe, geplatzt. Allerdings kamen die Bodenpreise zuletzt nicht einmal in die Nähe ihrer früheren Höchstwerte während der letzten Blase. Der nationale Preisindex für Gewerbeland stand Anfang 2009 bei 81,8 (1974 = 100) und damit 70 % unter dem Rekordwert von 271,6 aus dem Jahr 1991. Die Bodenpreise außerhalb der städtischen Zentren sind 2008 das 17. Jahr hintereinander gefallen. Preisrückgang 4,7 ProzentIm nationalen Durchschnitt betrug der Preisrückgang für kommerziell genutzten Boden 4,7 %, für Wohngebiete 3,2 %. In Tokio, Nagoya und Osaka lag das Minus bei 5,4 % für kommerzielle und bei 3,5 % für Wohnbezirke. Neun der zehn Zonen mit dem stärksten Rückgang befinden sich in Nagoya und damit nahe dem Hauptsitz von Japans größtem Konzern Toyota. In Nagoyas zentralem Bezirk Sakae betrug der Rückgang 28,4 %. 2008 waren die Preise in Nagoya noch um über 30 % gestiegen. Der Einbruch in Tokio war ebenfalls deutlich: In Gebieten mit Büros ging es um 8,1 % nach unten, in Wohnvierteln um 8,3 %. Die Hauptfiliale des Musikkonzerns Yamano Music in Tokios Bezirk Ginza behauptete das dritte Jahr hintereinander den Spitzenplatz für den teuersten japanischen Boden. Dort wird der Quadratmeter mit 38,2 Mill. Yen (292 000 Euro) bewertet, 2,1 % unter dem Vorjahres-Wert.Über die Ursache für den Preisrückgang sind sich alle Marktbeobachter einig: Es war der Rückzug ausländischer Anleger nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September. Zwischen Oktober und Dezember haben die Banken 36 % weniger Geld an Immobilienfirmen verliehen. Mehrere Dutzend Unternehmen gingen pleite, einige börsennotierte Fonds (Reits) stoßen inzwischen Besitz ab. Orix Real Estate Corp. trommelt mit einem Lotteriehauptgewinn von 10 Mill. Yen Preisnachlass für seine Apartments. Japans Immobilien-Investoren hoffen auf eine schnelle Rückkehr der ausländischen Anleger, um die deflationäre Spirale zu stoppen.