ASSET MANAGEMENT

Boni verlieren an Bedeutung

Mitarbeiter von Fondsgesellschaften suchen Sicherheit - Kampf um Nachwuchs

Boni verlieren an Bedeutung

Der jahrelange Krisenzustand und der dramatische Ansehensverlust der Finanzbranche führen zu einem tiefgreifenden Wandel bei den Mitarbeitern von Fondsgesellschaften. Die leistungsabhängige Vergütung rückt für sie in den Hintergrund, wichtig werden Sicherheit und weiche Kriterien wie die Führungskultur, zeigt eine Studie.sto Frankfurt – Die seit 2008 andauernde Krise, die Anlegerflucht und die öffentliche Kritik an Zockerei von Bankern hat dazu geführt, dass sich die Fondsbranche in Deutschland im Umbruch befindet. Dies macht sich nun auch bei den Mitarbeitern bemerkbar, deren Prioritäten bei der Arbeitsplatzwahl sich deutlich verschieben. Dies wird dazu führen, dass sich die Kapitalanlagegesellschaften künftig deutlich mehr ins Zeug legen müssen, um gute Nachwuchskräfte an Land zu ziehen. Bei Umfragen zu Deutschlands beliebtesten Arbeitgebern ist die Finanzbranche erheblich in den Ranglisten abgesackt und kaum noch existent. Und die hohen Gehälter ziehen nicht mehr automatisch die Universitätsabsolventen an. Dies lässt sich einer bislang unveröffentlichten Studie entnehmen, die von den Beratungsgesellschaften Kommalpha und Von Rundstedt erstellt wurde. Führungskultur wichtigMehr als 200 Mitarbeiter von Kapitalanlagegesellschaften, inklusive Manager und Führungskräfte, wurden dabei zu ihren Einstellungen befragt, welche Punkte ihnen beim Arbeitsplatz wichtig sind, wie attraktiv Fondsgesellschaften als Arbeitgeber sind und welche Perspektiven sie sehen. Demnach sind die hohen Boni weit in ihrer Bedeutung abgesackt und finden sich auf der Rangliste der wichtigsten Entscheidungskriterien für einen Arbeitgeber nur noch auf Platz 9. Auf den ersten beiden Rängen finden sich dagegen so genannte weiche Kriterien wie Führungskultur (99 % der Antworten) und Arbeitsklima (98 %). An dritter Stelle folgt die fixe Vergütung. Die nachfolgenden Prioritäten sind Arbeitsbedingungen, Kommunikationskultur, Perspektiven, die Aus- und Weiterbildung sowie das Image der Gesellschaft.”Das Sicherheitsbedürfnis der Arbeitnehmer ist enorm gewachsen, und die weichen Kriterien haben dramatisch an Bedeutung gewonnen”, fasst Hans-Jürgen Dannheisig, Vorstandsvorsitzender von Kommalpha, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die Studienergebnisse zusammen. Dazu habe auch die negative Konnotation der erfolgsabhängigen Vergütung als Folge der Missbrauchsfälle bezüglich Boni für Manager beigetragen. Image spielt größere RolleDas Image des Arbeitgebers spiele ein signifikant größere Rolle als zuvor und es sei davon auszugehen, dass sich dieser Trend in Zukunft noch verstärken werde, heißt es in der Studie. Dies ist Folge der gesellschaftlichen Kritik an der Finanzbranche, der sich auch die Beschäftigten nicht entziehen können. “Der Kampf um die Nachwuchskräfte mit anderen Branchen wird für die Fondsgesellschaften spürbar härter werden”, erwartet Dannheisig. Bereits jetzt sei die Akademikerquote unter den jüngeren Mitarbeitern dramatisch gestiegen, während die heutigen Führungskräfte nicht selten eher die klassische Bankkaufmannsausbildung hätten. Nachvollziehbare StrategieKeinen Unterschied macht es übrigens, ob die Investmentgesellschaft ein nationales oder ein internationales Haus ist, ist eine weitere Erkenntnis der Studie. Als Arbeitgeber werden sie ähnlich von den Mitarbeitern bewertet. Auch die Größe der Gesellschaft macht kaum einen Unterschied bei der Reputation. Damit gebe es für alle Kapitalanlagegesellschaften ein Level Playing Field, wird festgestellt. Einen Punktabzug gibt es allerdings für die großen Anbieter: Deren Mitarbeiter äußerten Unmut darüber, dass es sehr schwierig sei, das Geschäftsmodell nachzuvollziehen. Die beliebtesten Arbeitgeber sind der Umfrage zufolge übrigens Allianz Global Investors und Schroders. Dagegen sind Häuser, deren Zukunft unsicher ist, eher negativ bewertet worden, z. B. Frankfurt Trust und LBB Invest.”Unsere Studie zeigt, dass Vermögensverwalter und Kapitalanlagegesellschaften ganz klar an ihrer Arbeitgebermarke arbeiten müssen”, betont Herbert Frohne, Geschäftsführer von Rundstedt Executive Search. Die Fondsbranche stehe vor der Herausforderung, die Mitarbeiter im Umbruch halten zu können.