Immobilien - Gastbeitrag

Brasilien profitiert von politischer Stabilität

Börsen-Zeitung, 28.10.2010 Als Globalisierungsgewinner konnte Brasilien insbesondere im vergangenen Jahrzehnt stark vom Handel mit Rohstoffen profitieren. Das Land hat sich in dieser Zeit mehr als erholt von der in den 1980er Jahren begonnenen...

Brasilien profitiert von politischer Stabilität

Als Globalisierungsgewinner konnte Brasilien insbesondere im vergangenen Jahrzehnt stark vom Handel mit Rohstoffen profitieren. Das Land hat sich in dieser Zeit mehr als erholt von der in den 1980er Jahren begonnenen lateinamerikanischen Schuldenkrise. Mitte der 1990er Jahre konnte mit einer Währungsreform die bis dahin wütende Hyperinflation gebändigt und somit eine nachhaltige makroökonomische Stabilität sichergestellt werden. Die junge Demokratie, deren Verfassung erst 1988 in Kraft getreten ist, gilt abgesehen von ihrem noch zersplitterten und inhaltlich eher schwachen Parteiensystem als politisch stabilisiert.Die konservative Wirtschafts- und Verschuldungspolitik resultierte schließlich im Upgrade Brasiliens durch die Ratingagenturen. Dem Land wurde ab 2008 der Investment-Grade-Status verliehen, was einem Großteil der institutionellen Investoren überhaupt erst den Markteintritt ermöglichte. 4 Mrd. Euro jährlichAuch Immobilieninvestoren haben die aufstrebende Volkwirtschaft längst auf dem Radar. In den Jahren 2007 und 2008, als die globale Wirtschaftskrise in den entwickelten Volkswirtschaften bereits zu einem deutlichen Einbruch der Transaktionsvolumina geführt hatte, wurden in Brasilien noch gut über 4 Mrd. Euro jährlich investiert, was gemessen an der volkswirtschaftlichen Reife und somit am eher noch geringen höherwertigen Immobilienbestand durchaus beachtlich ist.Nach einem Rückgang der Investmenttätigkeit auf etwa 2 Mrd. Euro im vergangenen Jahr deuten die Zahlen aus den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres bereits wieder auf eine Erholung hin.Die Investmentmöglichkeiten erstrecken sich praktisch über alle Sektoren, wie Büro, Einzelhandel oder Logistik. Investoren sollten jedoch nicht außer Acht lassen, dass es sich um einen in der Entwicklungsphase befindlichen Markt handelt, und ihre sektorale Allokation daraufhin auch ausrichten. So sind in Relation zur Größe der Metropolen SÒo Paulo oder Rio de Janeiro die höherwertigen oder aus institutioneller Sicht investierbaren Büroflächenbestände von gut 2 Mill. m‚ bzw. knapp 1,5 Mill. m‚ sehr gering (zum Vergleich, die Metropolregion Frankfurt hat knapp 12 Mill. m‚), was aber auch den noch niedrigeren Anteil höherwertiger Dienstleistungen an der Wertschöpfungsstruktur widerspiegelt. Konsum wächst starkDer wirtschaftliche Fortschritt des Landes wird nach wie vor stark von der Industrie und dem Rohstoff-Sektor geprägt. Hier erscheint eine strategische Positionierung für Investoren sinnvoll. Ein erhebliches Potenzial bietet aber auch der große Konsumentenmarkt. Gegenwärtig zählt Brasilien noch zu den Ländern, in denen das Vermögen sehr stark ungleich verteilt ist. Mit einer weiteren robusten wirtschaftlichen Entwicklung wird jedoch eine immer größere Mittelschicht und mit ihr die Konsumentennachfrage im Einzelhandel oder nach qualitativ angemessenem Wohnraum entstehen.Der noch geringe Bestand an höherwertigen Immobilien trifft nicht nur auf den Bürosektor zu, was Investoren zwangsläufig mit dem Thema Projektentwicklungen konfrontiert. Mit der entsprechenden lokalen Vernetzung und der Kooperation mit erfahrenen Partnern ist dies jedoch – wenn nicht sogar der einzige – der richtige Weg, in solche Märkte einzutreten. Zudem kann dabei die Objektqualität hinsichtlich moderner internationaler technischer Standards sichergestellt werden.Brasilien ist dabei, sich als zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem amerikanischen Kontinent nachhaltig zu etablieren. Dies müssen Immobilieninvestoren über kurz oder lang auch in ihren strategischen Allokationen berücksichtigen.