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BRIC-Länder enttäuschen die Anleger

Brasilien, Russland, Indien und China leiden unter sinkendem Konjunkturwachstum - Fast alle Fonds mit Verlusten

BRIC-Länder enttäuschen die Anleger

Mehr als zehn Jahre nach Einführung des BRIC-Akronyms leiden Brasilien, Russland, Indien und China zunehmend unter dem Liebesentzug der Anleger. Das haben in den vergangenen Jahren auch passiv und aktiv gemanagten Fonds zu spüren bekommen, die in Unternehmen dieser Länder investieren. Eine Wende ist noch nicht in Sicht.Von Armin Schmitz, FrankfurtEnttäuscht von der wirtschaftlichen Entwicklung in diesen Staaten haben Anleger allein im laufenden Jahr 13,9 Mrd. Dollar aus Publikumsfonds abgezogen, die in die Kapitalmärkte der vier BRIC-Länder investieren. Der Aktienmarkt in China verlor in den ersten sieben Monaten dieses Jahres bereits 5,7 %, und in den übrigen drei Staaten verbuchten die maßgeblichen Indizes Verluste in zweistelliger Höhe. So gaben die Kurse am russischen Markt um rund 11 % nach, Indien verlor 14,6 % und Brasilien 20,7 %. Nachdem Fed-Chef Ben Bernanke Ende Mai erstmals ernsthaft eine Wende in der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank angedeutet hatte, beschleunigte sich der Abwärtstrend an den Aktienmärkten. Zugleich werteten die Währungen der vier Länder ab. Gemessen an dem Daxglobal BRIC Index verloren die Märkte der vier aufstrebenden Länder, die gemäß der 2001 getätigten Aussagen von Jim O’Neill, dem ehemaligen Chefvolkswirt von Goldman Sachs, bis zum Jahr 2030 zu den sieben größten Wirtschaftsnationen der Welt gehören werden, in den ersten sieben Monaten mehr als 12 % an Wert.Diese Verluste gehen einher mit einer deutlichen Abkühlung der Wirtschaft. Nach einer Dekade starken Wachstums sind die Wachstumskräfte erlahmt. So schätzt der US-Ökonom Nouriel Roubini, dass Brasiliens Wirtschaft nach einem Miniwachstum von 1 % im Vorjahr nun im laufenden Turnus nur auf eine Rate von etwas mehr als 2 % kommen wird. Sollte sich der Ölpreis weiterhin um 100 Dollar je Barrel bewegen, schätzt Roubini das Wachstum Russlands auf nur knapp 2 %. Nach Phasen zweistelligen Wachstums von 11,2 % im Jahr 2010 und 7,7 % im Jahr 2011 schwächte sich das Wachstum auf dem indischen Subkontinent auf 4 % im Jahr 2012 ab. Nachdem China über die zurückliegenden drei Jahrzehnte zweistellig gewachsen ist, kühlte sich das Wachstum dort auf 7,8 % ab. Nach Ansicht von Roubini ist das Risiko einer harten Landung im laufenden Jahr nicht von der Hand zu weisen.Der Wachstumsmotor ist in diesen vier Ländern also ins Stocken geraten. Darunter haben in den vergangenen Jahren die Ergebnisse der Fonds gelitten, die in Unternehmen dieser Länder investieren. Bei den Exchange Traded Funds (ETF), die den BRIC-Indizes passiv folgen, liegt es auf der Hand, dass sie über die zurückliegenden drei und fünf Jahre Verluste aufweisen. Der Wert des RBS Market Access Daxglobal BRIC Index Fund (LU0269999792) nahm über fünf Jahre jedes Jahr durchschnittlich um 2,9 % ab, über drei Jahre liegt der Rückgang bei 5,3 %. Der iShares BRIC 50 Ucits ETF (DE000A0MSAE7) musste Einbußen von 5,8 % jährlich im Dreijahreszeitraum hinnehmen. Domäne der StockpickerDie Schwellenländer sind wegen des Informationsdefizits eine Domäne der Stockpicker bei den aktiv gemanagten Fonds. Doch die Morningstar-Kategorie “Aktien BRIC” verrät, dass auch mit den aktiv gemanagten Produkten kaum Geld zu verdienen war. So mussten die Anleger im Fünfjahreszeitraum im Schnitt jährlich einen Verlust von 2,5 % hinnehmen. Anleger, die vor drei Jahren eingestiegen sind, schauen auf Einbußen von 6,2 % pro Jahr zurück. Im laufenden Jahr liegt ein Minus von mehr als 12 % vor. In dieser Kategorie schaffte es nur ein Fonds, im Fünfjahreszeitraum Gewinne zu erzielen. Die Nase vorn hatte ergo der von einem Managementteam geführte UBAM Equity BRIC + I (LU0306286161) mit einer Fünfjahresrendite von 3,6 % pro Jahr. Damit war der Fonds um 6,1 Prozentpunkte besser als der Kategoriedurchschnitt. Diesen Zuwachs verdankt der Fonds letztlich einem Gewinn von 128,5 % im Jahr 2009. Über drei Jahre liegt der Fonds, der Anlegergelder von etwas mehr als 80 Mill. Dollar verwaltet, allerdings auch wieder um 2,3 % jährlich hinten. Nach einem Gewinn von rund 18 % im Jahr 2012 liegt der Fonds nach den kräftigen Verlusten im zweiten Quartal aktuell 9,4 % im Minus. Zuletzt hatte das Managementteam seinen Schwerpunkt auf China und Indien gelegt.Mit einem Verlust von lediglich 0,4 % pro Jahr konnte sich der von Waj Hashmi und Allan Conway betreute Schroder ISF BRIC I Euro Acc (LU0228660014) hinter dem UBS-Produkt platzieren. Auch in den zurückliegenden drei Jahren mussten Hashmi und Conway einen Verlust von 3,1 % jährlich hinnehmen. Auch der Schroders-Fonds gehört trotz der Verluste in diesem Zeitraum zu den besten Produkten in dieser Kategorie. Der Verlust von 7,4 % im laufenden Jahr zeigt, dass sich der Fonds, der ein Volumen von mehr als 4 Mrd. Dollar aufweist, dem Abwärtsdruck im zweiten Quartal indes ebenfalls nicht entziehen konnte. Hashmi und Conway gelten als sehr erfahrene Fondsmanager. Bei der Aktienauswahl setzen beide Fondsmanager auf ein hauseigenes Modell und die Discounted-Cash- flow-Analyse. Zuletzt waren chinesische und brasilianische Aktien mit Anteilen von jeweils rund 30 % übergewichtet.Nach den starken Verlusten in den vergangenen Wochen gelten die Aktienmärkte der BRIC-Staaten als niedrig bewertet. Die BRIC-Staaten haben selbst den Schöpfer des Akronyms, Jim O’Neill, mit Ausnahme Chinas enttäuscht. Trotz der Talfahrt in den vergangenen Jahren ist er allerdings weiterhin optimistisch und rechnet damit, dass die BRIC-Staaten 2015 die USA überholen werden. Für die Produktanbieter bleibt zu hoffen, dass die Anleger seinem Optimismus folgen werden. Letztlich hat die Reaktion der Anleger auf die von der Fed in Aussicht gestellte Änderungen der Geldpolitik gezeigt, wie fragil die Entwicklung in den Schwellenländern ist.