Kapitalanlage

BRIC-Produkte sind riskant und rentabel

Entwicklung besser als MSCI-Emerging-Markets-Index - Zertifikate sind Fonds ebenbürtig

BRIC-Produkte sind riskant und rentabel

Von Armin Schmitz, Frankfurt Seitdem der Goldman-Sachs-Analyst Jim O’Neill im Oktober 2003 in seiner Studie “Dreaming with BRIC” die wirtschaftlichen Aussichten der Länder Brasilien, Russland, Indien und China beschrieben hat, ist BRIC ein großes Anlagethema. Der Ausdruck BRIC hat sich seit seiner ersten Veröffentlichung in der Finanzindustrie zu einem positiv besetzten Marketing-Begriff entwickelt, der Fondsgesellschaften und Zertifikate-Industrie Kapitalzuflüsse in Milliardenhöhe beschert hat. So verwalten Fonds wie der BRIC-Fonds von HSBC mittlerweile Anlagegelder in Höhe von 4 Mrd. Euro. Die Aktienmärkte in diesen Ländern entwickelten sich in den vergangenen drei Jahren per saldo sehr positiv. Unterstützung erhielten sie dabei von einem starken Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern mit Wachstumsraten von durchschnittlich 7 %. Hohes Bevölkerungswachstum, niedrige Lohnkosten und steigende Investitionen waren die Voraussetzungen für die anhaltend hohe Wirtschaftsdynamik. Hinzu kam ein Mix aus einem sinkenden Verschuldungsgrad in den Staatshaushalten, nachlassenden Inflationsraten und niedrigeren Zinsen. Kräftiger RückschlagNach einem steilen Aufwärtstrend mussten die Aktienmärkte der Schwellenländer im Mai und Juni einen herben Rückschlag hinnehmen. Nach den zweistelligen Kurszuwächsen war eine Konsolidierung mit einem kräftigen Kursrückgang überfällig. Mit der Entspannung an der US-Zinsfront konnten sich allerdings auch die Indizes wieder erholen. Gut 18 Monate nachdem die ersten BRIC-Produkte an den Start gegangen sind, lohnt sich ein Blick auf die Performance. Anleger hatten die Möglichkeit, entweder in aktiv gemanagte Aktienfonds zu investieren oder passive Zertifikate zu nutzen. Mit einem Wertzuwachs von etwa 38 % konnten die besten Produkte den MSCI Emerging Markets (23 %) deutlich schlagen. Anders als bei den Schwellenländerbörsen zu vermuten, konnten die Fondsmanager im Einjahres-Zeitraum keinen entscheidenden Vorteil gegenüber einem passiven Zertifikat herausarbeiten. Mit einer Performance von 38 bis 39 % stehen in der Rangliste von Morningstarfonds der ISI BRIC, der DWS BRIC Plus und der HSBC GIF BRIC Freestyle an der Spitze. Das ABN Amro BRIC Index-Zertifikat war allerdings ebenbürtig. Die Nase minimal vorne hat der ISI BRIC Fonds (DK001628488) mit einem Plus von 39 %. Mit einem Volumen von etwas mehr als 80 Mill. Euro handelt es sich um einen kleineren Emerging-Markets-Fonds. Fondsmanager Pauli Laursen hatte vorwiegend auf Russland und Brasilien sowie Energiewerte gesetzt. Energiewerte wie Petroleo Brasileiro oder Lukoil hat auch Thomas Gerhardt, Fondsmanager des DWS Invest BRIC Plus, übergewichtet. Mit einem Fondsvermögen von 2,4 Mrd. Euro ist das DWS-Produkt einer der größten Fonds. Der Kurs hat während der Korrektur an den BRIC-Märkten deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Die Aussicht auf eine Pause im Zinserhöhungszyklus hat auch zu einer Erholung des Fondskurses geführt. Genauso gut entwickelte sich das BRIC Basket Zertifikat von ABN (NL0000463487), das im Januar 2005 an den Start ging. Das Papier basiert auf einem Basket, der sich aus den Zertifikaten auf den ABN Amro Brazil Index, den RDX, den ABN Amro India Index und den Hang Seng China Enterprises Index zusammensetzt. Mit einer Performance von 38 % war das Produkt den Fonds komplett ebenbürtig. Die Korrektur machte das Zertifikat ebenfalls mit. Seit seiner Erstnotiz Anfang des vergangenen Jahres verzeichnet das Produkt jedoch einen beeindruckenden Gewinn von 94 %. Die hohe Gewichtung der Energiewerte im RDX-Zertifikat dürfte ein wichtiger Grund für die gute Performance des Zertifikats sein. Qualität hat seinen Preis. Mit einem Spread von 3 % zwischen An- und Verkauf und einbehaltenen Dividenden ist das Produkt nicht preiswert. Da es jedoch ausverkauft ist, muss der Anleger alternativ in das ABN Amro BRIC II Basket Zertifikat (NL0000067288) oder in ein Index-Papier des von der Deutschen Börse neu berechneten Daxglobal BRIC (DE000GS0NFN6) investieren. Der mit einem Fondsvermögen von mehr als 4 Mrd. Euro größte Fonds, der GIF BRIC Freestyle (LU0205170342), gehört zu den Top-Performern. Gerade rechtzeitig vor dem Kurseinbruch hatte HSBC den Fonds geschlossen. Offiziell hieß es, dass der Fonds zu schwer für die Märkte der Schwellenländer sei. Marktkenner gehen allerdings davon aus, dass den Verantwortlichen die Bewertung der Börsen zu riskant erschien. Die bisherige Wertentwicklung der Produkte weist also keine eindeutigen Gewinner aus. Die Wahl, ob Fonds oder Zertifikat, sollte von der Frage abhängen, ob der Anleger aufgrund eines langfristigen Anlagehorizonts ein Emittentenrisiko ablehnt.