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Chancen vor der Haustür

Analysten trauen deutschen Aktien weiterhin großes Kurspotenzial zu

Chancen vor der Haustür

Der Boom der Schwellenländer sollte den Investoren nicht den Blick dafür verstellen, was vor der eigenen Haustür los ist. Heimische Unternehmen haben zuletzt nicht nur von der hierzulande properen Konjunktur profitiert, sondern über ihre starke Exportorientierung auch vom Boom in den Schwellenländern. Offen ist die Frage, wie lange das noch so bleiben wird. Denn die Zahl der Pessimisten nimmt zu, ein Abflachen des Wachstumstrends wird erkennbar.Von Martin Hampel, FrankfurtDer nun zum zweiten Mal in Folge gesunkene Ifo-Geschäftsklimaindex, vor allem die nachlassende Erwartungskomponente, deutet zumindest an, dass eine konjunkturelle Trendwende bevorsteht. Klar ist, dass zuletzt drei wesentliche Belastungsfaktoren den deutschen Aktienmarkt belastet haben: Die Krise in Nordafrika, der GAU in Japan sowie das neuerliche Aufflammen der Schuldenkrise in den europäischen Peripheriestaaten. Die Frühindikatoren, die zuletzt eher gemischt ausfielen, spiegeln auch die Unsicherheit wider, die diese Faktoren bei den Marktteilnehmern hinterlassen.Die Analysten der Commerzbank sehen darin auch eine Chance: Es bestehe die realistische Möglichkeit, dass “in den kommenden Monaten die harten Konjunkturdaten die offensichtlich gemischten Erwartungen übertreffen und damit dem Dax Rückenwind geben werden” heißt es in einer Analyse der Commerzbank. Auch bei der DZ Bank ist man optimistisch: Trotz aller Belastungen haben sich die Fundamentaldaten der deutschen Unternehmen verbessert, heißt es in einer Studie. So wurden laut DZ Bank die Konsensgewinnschätzungen für die Dax-Unternehmen in den abgelaufenen drei Monaten um jeweils 3,6 % angehoben.Auf Basis der Analysen-Schätzungen sei der Dax mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,2 áfür 2011 bewertet, per 2012 beträgt das prognostizierte Index-KGV sogar nur 9,9. Auch bei Betrachtung der Dividendenrendite und der Risikoprämie zeigt sich eine kräftige Unterbewertung, einzig das Kurs-Cashflow-Verhältnis zeigt eine faire Bewertung an, heißt es in der Analyse. Folglich erwartet das Institut “nach dem Abklingen der aktuellen Belastungsfaktoren einen weiteren Anstieg des Dax in Richtung 7 500 Punkte auf Sicht von sechs Monaten sowie auf 7 700 Punkte auf Sicht eines Jahres.”Auch Jürgen Meyer, Head of Euroland and German Equities bei SEB Asset Management, sieht offenbar einer sonnigen Zukunft entgegen. Die gröbste Fehleinschätzung im Markt ist wohl die Ansicht, es handele sich bei positiven Daten von Premiumanbietern der Automobilbranche oder profitablen Konzernen, wie etwa Henkel und BASF, um Gewinne, die in den kommenden Jahren nicht behauptet werden können, so Meyer. “Das Gegenteil ist der Fall.” Langfristig denkende Manager von Unternehmen, die gerade aus der Krise kommen, haben starke Anreize, die Profitabilität eher defensiv darzustellen und – wo möglich – Reserven zu bilden. “Die Zeit, um mit kräftigen Gewinnen in den Bilanzen zu glänzen, liegt erst noch vor uns.”