Portfolio - Gastbeitrag

China & Co. gehört die Zukunft

Börsen-Zeitung, 18.9.2010 Die Aktienmärkte der Schwellenländer bauen ihren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz aus den Industriestaaten aus. Je nach Region liegen die Indizes zwischen 70 und 90 % über den Niveaus von Anfang 2009 - verglichen mit 20...

China & Co. gehört die Zukunft

Die Aktienmärkte der Schwellenländer bauen ihren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz aus den Industriestaaten aus. Je nach Region liegen die Indizes zwischen 70 und 90 % über den Niveaus von Anfang 2009 – verglichen mit 20 bis 30 % in den Industriestaaten. Eine Reihe von Gründen spricht dafür, dass die Aktienmärkte Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas ihren Vorsprung weiter vergrößern werden. Die meisten Schwellenländer weisen deutlich bessere makroökonomische Kennzahlen aus als die Industriestaaten. Die Verschuldung der öffentlichen und privaten Haushalte ist gering bis moderat. Ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum ist dank hoher Investitionen und steigender Produktivität gesichert. Entsprechend wachsen auch die Unternehmensgewinne dynamischer. Es herrscht weitestgehend Preisstabilität, zumal sich die Energiepreise stabilisiert haben und die Produktions- und Transportkapazitäten hinreichend vorhanden sind. Die Leitzinsen dürften daher nur noch geringfügig steigen – die Geldpolitik steht weiterem Wirtschaftswachstum nicht im Weg.Der wachsende Handel der Schwellenländer untereinander macht sie weniger abhängig von den Konjunkturzyklen der Industriestaaten. Die Finanzmarktliberalisierung vor allem in Asien sorgt für die notwendige Finanzierung. Infolgedessen sollte auch die Aktienmarktkapitalisierung steigen. Derzeit erwirtschaften die Schwellenländer 58 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, ihre Börsen steuern aber nur 14 % zur globalen Börsenkapitalisierung bei. Demografie günstigSchließlich sorgen die demografischen Trends für ein weitaus höheres Wachstumspotenzial. Allein in den nächsten fünf Jahren steigt die Zahl der Bevölkerung in erwerbsfähigem Alter in den Schwellenländern um das 1,5-Fache der US-amerikanischen Bevölkerung.Die Schwellenländeraktien sind daher auf Basis der diesjährigen Unternehmensgewinne mit einem KGV von rund 11,8 attraktiv bewertet. Der Abschlag gegenüber den Märkten der Industriestaaten – in der Vergangenheit ein Performance-Treiber – ist mittlerweile kaum noch vorhanden. Diese Entwicklung ist gerechtfertigt, die Unternehmen der Schwellenländer verfügen über eine leicht höhere Eigenkapitalrendite als ihre Konkurrenten aus der westlichen Welt. Erstaunlich dabei ist, dass dies trotz tieferer Verschuldung erzielt wird.Aufgrund der besseren Wachstumsaussichten und der hohen Profitabilität der Unternehmen sollten die Bewertungen gegenüber Industriestaaten der Emerging Markets in Zukunft aber eher noch zulegen. Setzt man die gegenwärtige Bewertung in Relation zum (überdurchschnittlichen) Wachstum, erscheinen Schwellenländer-Aktien attraktiver als solche aus der “Alten Welt”.Allerdings dürften sich innerhalb der aufstrebenden Volkswirtschaften die Wachstumstreiber allmählich verschieben. In Asien waren es in den vergangenen Jahren vor allem die Exporteure und Unternehmen im Investitionsbereich, die überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen konnten. Nun sollte der wachsende private Konsum in Asien in den Vordergrund treten. Wachsender KonsumEin höheres Wirtschafts- als Bevölkerungswachstum lässt die Pro-Kopf-Einkommen steigen. Hunderte von Millionen von Menschen haben in den letzten zehn Jahren die Armut hinter sich gelassen. Die OECD erwartet, dass 2030 zwei Drittel der weltweiten Mittelschicht in Asien zu Hause sind, der Anteil der europäischen und nordamerikanischen Mittelschicht halbiert sich im gleichen Zeitraum auf 30 %. In der Folge wird in Asien die Konsumquote deutlich steigen.Diese Entwicklung wird auch von strukturellen Reformen unterstützt. Die chinesische Bevölkerung spart derzeit 32 % ihres Einkommens. Einer der Hauptgründe für diesen im internationalen Vergleich sehr hohen Wert liegt in der sozialen Absicherung. China treibt jedoch die Reformen im Sozialsystem voran. Bereits 2011 sollen über 80 % der städtischen Angestellten über eine Krankenversicherung verfügen, 2001 waren es lediglich 20 %.Investoren können vom Aufstieg der asiatischen Konsumenten profitieren. Interessante Branchen sind die Hersteller von Konsumgütern, die Automobilbranche, Luxusgüterhersteller sowie die asiatische Tourismusindustrie. Aber auch defensive Branchen wie Telekommunikation, Versorger und der Gesundheitssektor sind interessant. Die Profiteure stammen dabei nicht zwingend aus den Schwellenländern selber. In der Luxusgüterindustrie beispielsweise sind es vor allem die europäischen Unternehmen, die von den Entwicklungen profitieren.