Finanzen persönlich

Depotstruktur nach Alpha und Beta bringt mehr Rendite und weniger Risiko

Ein Teil des Anlagevermögens sollte von Marktschwankungen unberührt sein und einen Absolute Return zeigen - Renditekick durch den anderen Teil

Depotstruktur nach Alpha und Beta bringt mehr Rendite und weniger Risiko

Von Ulrich Stephan *) Anleger haben es wirklich nicht einfach. Wollen sie dauerhaften Erfolg an den Kapitalmärkten erzielen, müssen sie eine Vielzahl von Parametern beachten. Erst dann können sie darangehen, ihre Überlegungen in Käufe und Verkäufe von Depotbestandteilen umzusetzen. Wo stehen beispielsweise die Zinsen, und in welche Richtung werden sie sich wahrscheinlich bewegen? Welchen Einfluss haben die Zinsänderungen auf die Märkte für Beteiligungskapital? Und in welchem Maße reagieren Branchen und Regionen sowie deren Aktienmärkte unterschiedlich auf die Änderungen von wichtigen Einflussgrößen? Die Liste der auf den Depoterfolg wirkenden Faktoren ließe sich noch beliebig verlängern. Gemischte ErfahrungenEin verheirateter Akademiker, 45 Jahre, in führender Position beschäftigt, managt seit Jahren sein Wertpapierdepot selbst. Seine Erfahrungen sind gemischt. Phasen anständiger Erträge folgen ebenso ernüchternde Perioden. Aufgrund der jüngsten Irritationen an den Kapitalmärkten und der Tatsache, dass sein Depot dieses Mal nicht nur in einzelnen Aktienwerten aus dem Bankenbereich deutlich gelitten hat, beschließt er, professionellen Rat einzuholen. Da seine beiden Kinder in wenigen Jahren vermutlich studieren wollen, eventuell im Ausland, überlegt er, sein bislang aufgebautes Depotvermögen sicherer zu machen, ohne die sich bietenden Chancen in einer guten Marktphase zu verpassen. Vermögenssituation prüfenSein Finanzberater prüft zunächst die allgemeine Vermögenssituation und stellt fest, dass der Mandant über einen mehr als ausreichenden monatlichen Mittelzufluss sowie über gut dotierte Altersvorsorgebausteine verfügt. Dann wendet er sich der aktuellen Depotstruktur zu. Seine Analyse ergibt, dass der Anleger das Depot zwar vor dem Hintergrund eines guten Allgemeinverständnisses des Börsengeschehens zusammengestellt hat, letztendlich die Assetklassen- und Titelselektion aber dennoch “aus dem Bauch” heraus erfolgte.Der Berater erklärt seinem Mandanten, dass es für einen dauerhaften und konstanteren Anlageerfolg unerlässlich ist, wesentlich systematischer an die Sache heranzugehen. Die stets bei Allokationsentscheidungen miteinander streitenden Teilziele “Sicherheit” und “Chance” sollte er klarer voneinander unterscheiden. Dazu ermittelt der Berater in einem ersten Schritt die Erwartungen des Mandanten bezüglich Sicherheit und Chance. Dabei kommt heraus, dass er einen größeren Wert auf Kapitalerhalt legt als auf die Wahrnehmung einer außerordentlichen Renditechance. Nachdem die Chancen-Risiko-Neigung des Anlegers geklärt ist, informiert der Berater über den weiteren Weg zur Erreichung seiner Ziele. Im Gegensatz zu den weitgehend aus dem Bauch heraus getroffenen Anlageentscheidungen der meisten Anleger schlägt er die systematische Zerlegung in Ertragsquellen vor. Dazu ist es notwendig, sich die unterschiedlichen Charakteristika der Teilziele Sicherheit und Chance genauer vor Augen zu führen. Sicherheit im ZentrumSicherheit bedeutet für einen Investor, die gesteckten Anlageziele mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Die Höhe des dabei ausgesprochenen Renditeversprechens tritt hinter den Punkt Sicherheit zurück. Diese Grundeigenschaften finden sich in der Welt moderner Anlagekonzepte idealtypisch unter dem Stichwort “Absolute Return” wieder. Diese Portfoliokonzepte versuchen, stets einen konstanten Ertrag bei möglichst geringen Schwankungs- und Verlustrisiken zu liefern. Das Ertragsprofil solcher Konzepte sieht typischerweise vor, einen Mehrertrag von 2 bis 3 % im Vergleich zum Zinssatz risikofreier Geldmarktanlagen zu erwirtschaften.Um diesen konstanten, möglichst risikominimierten Kapitalstrom zu erzeugen, bilden Portfoliomanager meist breit streuende Multi-Asset-Anlageportfolios, die sie mit einem aktiven Risikomanagement verbinden. Im Idealfall erzeugen sie damit ein hocheffizientes Risiko- und Renditeprofil, das von den Schwankungen der breiten Aktien- und Anleihemärkte möglichst unberührt bleibt. Solch ein Portfolio generiert – in der Sprache der modernen Finanztheorie – pures Alpha. Alpha wird dabei als derjenige Anteil einer Anlagerendite bezeichnet, den der Anleger unabhängig von den allgemeinen Kapitalmarktentwicklungen erzielen kann. Der Mandant sieht die Notwendigkeit eines Sicherheitsbausteins für sein Portfolio. Eine zweite Gruppe von Anlagekonzepten soll nun die gewünschte Würze in das Depot bringen, die an den Märkten anzutreffenden Chancen wahrnehmen – und dabei eine möglichst geringe Korrelation zum Absolute-Return-Baustein aufweisen. Was der Mandant sucht, ist eine möglichst direkte Teilhabe an den positiven Bewegungen der Kapitalmärkte. Diese Eigenschaft wird in der Sprache der Finanzwelt als Beta bezeichnet. Hoher Beta-FaktorEin hoher Beta-Faktor bedeutet, dass das Anlegevehikel stark mit den zugrunde liegenden Märkten korreliert. Um gleichzeitig auch hier eine gewisse Risikobegrenzung zu erzielen, müssen die unterschiedlichen Betas – also die jeweiligen Marktrisiken – im Portfolio so ausbalanciert werden, dass sie sich möglichst teilweise neutralisieren, also eine sogenannte Beta-Diversifikation erreicht wird. Nach dem Beratungsgespräch weiß der Mandant, dass die systematisch möglichst klare Aufteilung in sicherheitsorientierte Alpha-Lieferanten und chancenorientierte Beta-Quellen in ihrer Zusammenfassung die Sicherheit des Gesamtdepots erhöhen und trotzdem Raum für Chancen lässt. In der Grafik links ist ein idealtypisches Alpha- und Beta-Portfolio abgebildet. In diesem Sinne gibt er seinem Berater den Auftrag, sein Portfolio umzustrukturieren. Seiner Präferenz nach wird der Schwerpunkt der Anlagen auf Alpha-Produzenten liegen. Von nun an sollten die unliebsamen Überraschungen im Depot der Vergangenheit angehören. *) Dr. Ulrich Stephan ist Leiter Vermögensmanagement beim Finanzdienstleister MLP.