Der Ausweg aus dem Zinstal
Investoren haben Schwellenländeranleihen als Antwort auf die Niedrigzinsphase in Deutschland oder in den USA entdeckt. Dank der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Zuflüsse von Investorengeldern verzeichneten sie in den vergangenen Monaten kräftige Gewinne. Von dieser Entwicklung profitierten auch die Emerging-Markets-Anleihen-Fonds. Sie erreichten in den vergangenen Jahren zweistellige Renditen.Von Armin Schmitz, FrankfurtAnleger schichten weiterhin massiv Gelder in Anleihen um. Die Staatsschuldenkrise und Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung sind die Gründe für die Flucht in den vermeintlich sicheren Hafen. Doch Bonds von Emittenten guter Bonität werfen lediglich Magerzinsen ab. Diejenigen Investoren, die bereit sind, ein bisschen mehr Risiko am Rentenmarkt zu akzeptieren, werden durch höhere Renditen belohnt. Emerging-Marktes-Anleihen wiesen in den vergangenen Monaten erstaunliche hohe Gewinne auf.Die Rendite von Emerging-Markets-Debt-Fonds kann sich daher sehen lassen. Allein in den USA konnten sie in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 12 % erzielen. Das ist mehr als das Doppelte der Rendite des S & P 500-Aktienindex und breiter Indizes am amerikanischen Anleihemarkt. Eine Reihe von Fonds konnte mit ihren Zehnjahresrenditen den J.P. Morgan Emerging Market Bond Index schlagen. Die Emerging-Markets-Bond-Fonds haben sich auf Anleihen fokussiert, die von den Regierungen und Unternehmen einer Gruppe der 20 am stärksten wachsenden Länder wie beispielsweise Brasilien, Russland, Indien und China aufgelegt wurden.Die positive Entwicklung der Emerging-Markets-Anleihen wird unterstützt durch günstige Rahmenbedingungen. So weisen die Schwellenländer eine niedrigere Verschuldung, höhere Wachstumsraten und eine bessere demografische Entwicklung auf als Industrieländer. Selbst die Wachstumsverlangsamung in China und Indien wird nur als temporäre Delle wahrgenommen. Trotz der Abschwächung sind die Wachstumsraten in diesen Ländern deutlich höher als in den USA, Deutschland oder Japan. Die besseren wirtschaftlichen Aussichten sind denn auch der Hauptgrund, wieso Schwellenländer-Bond-Fonds im laufenden Jahr bereits einen Gewinn von 8 % aufweisen. Während die Renditen von US-Bonds oder auch von Bundesanleihen in der Nähe ihrer Allzeittiefs notieren, bewegen sich die Renditen der Schwellenländer seit 2009 immer noch bei rund 6 %. Das ist mehr als das Vierfache einer zehnjährigen Bundesanleihe.Es wundert also nicht, wieso in den USA seit Mai 11,6 Mrd. Dollar allein in Emerging-Markets-Bond-Fonds und Indexfonds investiert wurden. In Europa flossen im laufenden Jahr nach Erhebung von Morningstar rund 9,9 Mrd. Euro in Schwellenländeranleihen-Fonds. Im Monat Juli waren es allein 2,6 Mrd. Euro.Die Investoren wurden in den vergangenen Monaten für die Entscheidung, in diese Produkte zu investieren, belohnt. Viele Emerging-Markets-Debt-Fonds, die in Euro notieren bzw. eine Währungsabsicherung aufweisen, erreichten in den vergangenen Monaten zweistellige Renditen. Mit einem Gewinn von 13,6 % weist der von Guillermo Osses betreute HSBC Global Investment Funds Global Emerging Markets Bond ICH (LU0431287282) die beste Einjahresperformance auf. Über den Dreijahreszeitraum erreichte er eine Rendite von 15,4 % bei einer Standardabweichung von 8,2 %. Mit den Risikodaten liegt Osses im mittleren Bereich der untersuchten Fonds. Die Sharpe Ratio beträgt 1,7. Schwerpunkt des rund 2,5 Mrd. Euro schweren Portfolios sind lateinamerikanische (39 %) und osteuropäische Staats- und Unternehmensanleihen.Im Dreijahresbereich weist die institutionelle Tranche des ING (L) Renta Fund Emerging Markets Debt I Euro (HC) (LU0555021020) die besten Kennzahlen in ihrer Kategorie auf. Hier erreichte das von Gorky Urquieta und Bart van der Made betreute Portfolio einen Gewinn von 17,1 % p.a. Über die vorangegangenen fünf Jahre erreichte der Fonds eine Rendite von 10,5 %. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich der Fonds 2008 nicht den Turbulenzen an den Finanzmärkten entziehen konnte und einen Verlust von 28,2 % erlitt. Corporates niedrig gewichtetNach Ansicht der Analysten von Morningstar profitiert der Fonds von seinem Investmentprozess (siehe Interview auf dieser Seite). Anleihen von Unternehmen und quasistaatlichen Emittenten machen rund 40 % des Portfolios aus. Im Vergleich zur Peergroup ist dieser Anteil deutlich übergewichtet. Der Anteil von Corporate Bonds wird allerdings wegen der geringen Liquidität auf 15 % limitiert. Die Anleihen notieren alle in Hartwährungen wie Dollar, Euro und Yen. Das ganze Portfolio ist dann zugunsten des Euro gehedgt.