Finanzen persönlich

Der schwache Dollar lastet auf den geschlossenen Schiffsfonds

Aktueller Wechselkurs ist Worst Case für Angebote auf Euro-Basis - Vorteil für Fonds auf Dollarbasis - Charterraten erholen sich - Betriebskosten steigen

Der schwache Dollar lastet auf den geschlossenen Schiffsfonds

Von Leo Fischer Ein gemischtes Bild zeigt aktuell der Markt geschlossener Schiffsfonds. Einige renommierte Schiffsemissionshäuser wie Hansa-Treuhand oder Norddeutsche Vermögen können derzeit keine Schiffsbeteiligungen anbieten, weil bestellte Schiffe noch nicht fertig und die Preise für Secondhand-Schiffe zu hoch sind. Aber die hohen Preise für Secondhand-Schiffe kommen auch für manchen wie gerufen. So kamen die Anleger in vier Produktentankern von Lloyd Fonds mit einem blauen Auge davon, als die Schiffe mit Gewinn verkauft werden konnten. Aufgrund des starken Anstiegs der Betriebskosten (vor allem von Heuer und Schmierstoffen) war abzusehen, dass diese Schiffe in den nächsten Jahren nicht mehr ausschütten können. Denn Betriebskosten müssen von der Fondsgesellschaft gezahlt werden und mindern die Liquidität, die für Auszahlungen zur Verfügung steht. Immerhin haben sich die Charterraten in der Containerschifffahrt in diesem Jahr wieder um ein Viertel erholt. Zuvor hatten sie sich seit dem historischen Hoch im Frühsommer 2005 glatt halbiert. Sie liegen derzeit über dem langfristigen Durchschnitt. Die Chartereinnahmen entsprechen den Mieteinnahmen bei Immobilien. Mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass auch bei anderen Schiffsfonds zumindest die Höhe der Auszahlungen gefährdet ist. Denn zunehmend geraten zahlreiche Schiffsfonds auch durch die Dollarschwäche in die Bredouille. Obwohl der Schiffsfonds eigentlich ein Dollar-Investment ist – die Charterraten werden grundsätzlich in US-Währung vereinbart, und auch die Ausgaben sind weitgehend in Dollar fakturiert -, lauten die Beteiligungen an Schiffen meist auf Euro, und auch die Auszahlungen an die Anleger werden in Euro geleistet. Der aktuelle Euro-Kurs von 1,34 Dollar entspricht dem Worst-Case-Szenario von Schiffen, die vor zwei, drei Jahren platziert wurden. Das heißt: Die Dollareinnahmen, durch die stark gestiegenen Betriebskosten ohnehin vermindert, reichen nicht mehr, um den für die vorgesehene Auszahlung von 7 bis 8 % notwendigen Euro-Betrag zur Verfügung stellen zu können. Risiko liegt beim AnlegerBesser dran sind die Schiffs-KGs, die in Dollar denominiert sind und damit auf Fondsebene kein Wechselkursrisiko tragen. Dieses Risiko hat der Anleger allerdings auch, wenn er seine Dollarauszahlungen in Euro umtauscht. Aber ob er das tut und zu welchem Zeitpunkt, kann er selbst bestimmen. Bankvertriebe wie die Deutsche Bank und Commerzbank bieten ausschließlich Dollarschiffsfonds an. Auch das aktuelle Angebot der Commerzbank, der CFB-Schiffsflottenfonds 161, ist in Dollar denominiert. Die beiden Containerschiffe des CFB-Fonds, die MS Monaco und die MS Martinique mit 2824 TEU (das ist die Maßeinheit für die Größe, abgeleitet von “twenty-foot equivalent unit”, dem Standard-Container von 20 Fuß Länge), haben eine siebenjährige Festcharter von CMA CGM, einer weltweit führenden Containerschifffahrtsgesellschaft. CMA CGA hat wiederum ein Rating von Dynamar – der anerkannten Ratingagentur für den Seeverkehr – von 1 bis 2 (die Spanne reicht von 1 bis 10, 1 ist die beste Bonität). Die Laufzeit der Charter ist länger, als nach der Daumenregel (je 1 000 TEU jeweils ein Jahr Festcharter) zu veranschlagen wäre. Die Anfangsauszahlung ist mit 5 % geringer als üblich (7 bis 8 %), dafür werden die Schiffshypotheken schneller getilgt. “Nach den sieben Jahren der Festcharter ist das Schiff schuldenfrei”, erläutert Rolf-Dieter Müller, Geschäftsführer der CFB-Fonds. Diese sogenannten Turbo-Tilgungsmodelle (schnellere Tilgung auf Kosten der Anfangsausschüttung) sind vor etwas mehr als einem Jahr auf den Markt gekommen, als sich die Prognosen für die Charterraten eingetrübt hatten. “Ein entschuldetes Schiff kann das Auf und Ab der Charterraten besser überstehen”, erläutert Michael Rathmann von Mira-Anlagen, die sich auf den Vertrieb von Schiffsbeteiligungen spezialisiert hat. “Und bei guten Charterraten macht ein entschuldetes Schiff dem Anleger richtig Spaß”, fügt er hinzu. Denn dann stehen die Chartereinnahmen nach Abzug der Betriebskosten komplett für die Ausschüttung zur Verfügung. Flottenfonds seit 2001Die Idee des Flottenfonds wurde 2001 geboren, als die Charterraten im Keller waren und eine ausreichende Beschäftigung ungewiss war. Kennzeichen der Flottenfonds ist die Risiko-Diversifikation – nach Schiffstyp, Charterer oder Laufzeit der Charter. Dieses Merkmal fehlt beim CFB-Angebot. Es wurden zwei baugleiche Schiffe in einen Fonds gepackt, offenbar um das für den Vertrieb in der Commerzbank notwendige Eigenkapital (nicht ganz 80 Mill. Dollar) zusammenzubekommen. Und der Name Flottenfonds hat auch eine gewisse Zugkraft.Mit größerer Berechtigung könnte Ideenkapital Navalia 10 als Flottenfonds bezeichnen. Zwar unterscheiden sich die beiden Stückgutfrachter des Fonds, die MS Port Maubert und MS Port Victoria, in Größe und Ladefähigkeit kaum und in der Geschwindigkeit überhaupt nicht. Aber während die MS Port Maubert eine Festcharter bis Februar 2011 hat, fährt die MS Victoria in einem Spotmarkt-Pool. “Am Spotmarkt können die aktuell hohen Charterraten genutzt werden, die Festcharter sorgt für die sichere Einnahmeebasis”, erläutert Martin Strothmann, Vorstand der Ideenkapital Marine Finance AG. Im Pool können die Risiken, die mit dem sehr volatilen Spotmarkt verbunden sind, gemildert werden. Mit einer ähnlichen Strategie geht König & Cie bei den beiden Produktentankern (Transport von unterschiedlichen Flüssigfrachten) MT King Everest und MT King Ernest vor, die mit je circa 37 000 tdw (tons dead weight/Ladetonnen) gleich groß sind. Die King Everest hat eine Drei-Jahres-Charter, die King Ernest fährt in einem Pool am Spotmarkt. Hier wird gleichwohl nicht von einem Flottenfonds gesprochen. Wieder RohöltankerWieder einen Rohöltanker bietet Dr. Peters mit dem DS-Fonds 123 Sapphire – nach bewährter Praxis mit einer langfristigen Festcharter von mehr als fünf Jahren. Der Anleger kann zwischen zwei Varianten, einer sicherheitsorientierten (“Garant”) und einer chancenreichen (“Dynamik”), wählen. Bei “Garant” beträgt die Ausschüttung konstant 6 %, wird aber auch schon für 2007 gezahlt. Für die Variante “Dynamik” beträgt die Anfangsausschüttung 8 %, aber erst vom nächsten Jahr an.