Immobilien

Deutschen geht Sicherheit über alles

Dagegen sind britische Immobilieninvestoren laut Difa-Studie renditeorientiert

Deutschen geht Sicherheit über alles

ge Berlin – Deutsche, britische und französische institutionelle Immobilieninvestoren fällen ihre Anlageentscheidungen nach grundsätzlich unterschiedlichen Prämissen. Während angelsächsische Investoren stärker renditeorientiert sind, setzen hiesige Fondsgesellschaften oder Immobilien-AGs auf Sicherheit und Langfristigkeit, ergab eine Studie der Difa Deutsche Immobilien Fonds AG zur “Investmentkultur in Europa 2005”. In der erstmals durchgeführten Untersuchung zeigt sich auch ein merklich optimistischeres Investitionsklima bei den Immobilieninvestoren jenseits der Grenzen. Wie die nebenstehende Grafik dokumentiert, bewerten alle befragten ca. 150 institutionellen Immobilieninvestoren in Deutschland , Großbritannien und Frankreich das Investitionsklima als relativ positiv. Die aktuelle wirtschaftliche Lage an den Immobilienmärkten werde positiver gesehen als noch vor Jahresfrist. Auch fällt die Einschätzung der Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten zuversichtlicher aus als die Bewertung des vergangenen Jahres, ergab die Umfrage bei Fondsgesellschaften, Real Estate Investment Trusts (Reits), Projektentwicklern sowie Immobilien-AGs. Die gebremste Zuversicht hierzulande erklärt Difa-Vorstand Ingo Hartlief mit einer späteren Erholung der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland sowie mit der “generell skeptischeren und pessimistischeren Einstellung” der hiesigen Marktteilnehmer.Wie unterschiedlich in- und ausländische Investoren agieren, zeigen die krass differierenden Prioritäten bei Investitionsentscheidungen. Während nahezu jeder zweite britische Immobilieninvestor seine Anlage primär unter dem Renditeaspekt beurteilt, geht für 44 % der deutschen Entscheider Sicherheit vor Rendite. Laut Umfrage ist die kurzfristige maximale Rendite lediglich für 22 % der hiesigen Investoren ein wichtiger Orientierungspunkt. Im Vordergrund stünden vielmehr die langfristig solide Performance (bei 78 % der Befragten), die Sicherheit des Investments (69 %), die Vermeidung von Risiken und Performanceverlusten (67 %) sowie die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber vergleichbaren Kapitalanlagen (56 %). Dagegen werden Risiken in Frankreich und Großbritannien auffällig häufiger als in Deutschland als selbstverständlicher Bestandteil des Immobiliengeschäfts gesehen, ergab die Umfrage weiter. “Dies deutet auf fundamentale Unterschiede in der Einstellung und in der tatsächlichen Marktbearbeitung hin. Analog der Risikoneigung der Endanleger liegt bei institutionellen Immobilieninvestoren ein stark risikoaverses Investmentverhalten vor, das sich auch in den unternehmensinternen Restriktionen widerspiegelt”, urteilt Hartlief. Folglich müsse eine Antwort gesucht werden, ob hierzulande “das Produkt Immobilie im Anlegermarkt richtig positioniert” sei. Zugleich sollte die Frage beschäftigen, “ob die Deutschen sich vielleicht zu sehr in interne Regularien verstrickt haben, die uns daran hindern, eine höhere Risiko-/Renditeaffinität auszubilden”. Deutscher Markt risikoreichGroße nationale Unterschiede ergeben sich auch beim Zugang zu relevanten Marktinformationen. Zwar werden übereinstimmend von Investoren verlässliche Daten gefordert. Doch während 40 % bzw. 50 % der französischen und britischen Anleger der Ansicht sind, dass Immobilienmarktdaten in ihrem Land leicht zugänglich sind, glaubt dies hierzulande nur jeder fünfte. Entsprechend beurteilen Investoren den deutschen Immobilienmarkt im internationalen Vergleich als weniger transparent. Dieses Ergebnis könnte nach den Worten von Difa-Vorstand Hartlief “ein Indiz für einen geringeren Reifegrad des deutschen Immobilienmarktes sein”. Märkte mit geringer Transparenz würden grundsätzlich als risikoreicher und weniger entwicklungsfähig angesehen. “Die Transparenzdefizite in Deutschland sind ein Investitionshemmnis für ausländische Investoren.” Da im länderübergreifenden Wettbewerb um Investoren die Transparenz ein ernst zu nehmender Standortfaktor sei, müsse hierzulande gezielt eine größere Klarheit gefördert werden, fordert der Difa-Vorstand. Für mehr Transparenz des hiesigen Marktes könnte die Einrichtung einer unabhängigen Clearing-Stelle sorgen, die als neutrale Institution die Sammlung, Aufbereitung und Publizierung standardisierter Daten und Kennziffern verantwortlich übernimmt.Des Weiteren ergab die Difa-Befragung, die zusammen mit Roland Berger Market Research erstellt wurde, eine deutlich verhaltenere Einschätzung diesseits der Grenzen, verglichen mit ausländischen Immobilieninvestoren. Während 46 % der britischen und 44 % der französischen Anleger zum Teil merkliche Besserungen der Investitionsbereitschaft erwarten, glauben in Deutschland weniger als 30 % an einen Aufschwung – wobei vor allem das Klima bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien als “signifikant schlechter” beurteilt wird. Generell prognostizieren die Befragten eine Verschärfung des Wettbewerbs sowohl national als auch international.