Finanzen persönlich

Die Börse bietet einen Ausweg aus eingefrorenen Immobilienfonds

Immer noch sind zahlreiche Produkte dicht - Mit Abschlägen können Anleger ihre Anteile zumindest über die Börsen verkaufen

Die Börse bietet einen Ausweg aus eingefrorenen Immobilienfonds

Von Stefan Terliesner Der Verkauf über die Börse könnte der Ausweg sein. Vermutlich noch eine ganze Weile lang können die Investoren in einem Dutzend offenen Immobilienfonds ihre Anteile nicht an die entsprechende Fondsgesellschaft zurückgeben und sich auszahlen lassen. Für die meisten Betroffenen ist das bisher nur ärgerlich. Zuweilen geraten aber auch Lebenspläne in Gefahr. Dann nämlich, wenn Anleger fest mit dem Kapital aus ihrem offenen Immobilienfonds gerechnet haben, um zum Beispiel notwendige Renovierungsarbeiten am Eigenheim zu finanzieren. Unter Umständen können auch bedrohliche Liquiditätsengpässe entstehen. Zumindest für Anleger, die dringend Kapital benötigen, ist der Verkauf ihrer Anteile über verschiedene Börsen interessant.Möglich ist dies zum Beispiel in Hamburg, Frankfurt oder Berlin. Allerdings sollten Anleger auf eine ausreichend hohe Liquidität ihres offenen Immobilienfonds an der jeweiligen Börse achten und Limits setzen. Beim Verkauf über die Börse müssen Anteilsinhaber grundsätzlich Abschläge gegenüber dem Rücknahmepreis der Fondsgesellschaft akzeptieren. Auch ist ein Verkauf über die Börse im Regelfall nicht unbedingt günstiger als die Rücknahme der Anteile durch die Fondsgesellschaft. Denn der Fondsanbieter verlangt bei der Rücknahme keine Gebühr, die Börse beim Verkauf aber schon. Dieses Kriterium spielt natürlich nur eine Rolle, wenn die Fondsanbieter nicht – wie im Fall der Immobilienprodukte – die Anteilsrücknahme eingestellt haben. Wie hoch genau die Kosten für eine solche Transaktion über die Börse sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das hängt von den Gebühren des jeweiligen Handelsplatzes sowie von den Geschäftsbedingungen der depotführenden Stellen ab. Sparen kann ein Anleger vor allem beim Kauf von Fondsanteilen über die Börse. Der Grund: Die Fondsanbieter verlangen einen Ausgabeaufschlag von oft rund 5 %. Beim Kauf über die Börse entfällt dieser Kostenblock, so dass der Käufer unter dem Strich meist günstiger handelt. Ein Preisvergleich kann aber auch beim Kauf nicht schaden. Lebhafter HandelTrotz der genannten Nachteile beim Verkauf registriert die Börse Hamburg einen relativ lebhaften Handel mit Anteilen an offenen Immobilienfonds, die vorübergehend dicht gemacht wurden. Unmittelbar nachdem der Nischenanbieter KanAm die Anteilsrücknahme für seinen Fonds “KanAm Grundinvest” aussetzte, “sprangen bei uns die Tagesumsätze auf bis zu 5 Mill. Euro in die Höhe”, berichtet der Pressesprecher der Börsen AG, die Trägergesellschaft und Betreiberin der Börsen Hamburg und Hannover. In dieser Zeit betrug der Preisabschlag an der Börse rund 10 %. Inzwischen ist der Abschlag auf 3 bis 5 % gesunken. Auch der Börsenumsatz des “KanAm Grundinvest” liegt bei nur noch 1 Mill. Euro pro Tag. Ähnlich verlief die Entwicklung beim ebenfalls recht liquiden “SEB Immoinvest”. Die Zahlen deuten darauf hin, dass diese Form der Geldanlage das Schlimmste erst einmal hinter sich hat. Ende Oktober setzte zunächst KanAm die Anteilsrücknahme für zwei seiner Fonds aus. In den Tagen darauf folgten weitere Anbieter, darunter Axa, SEB und UBS. Zwangsverkauf vermeidenNach Angaben des Fondsverbandes BVI setzten fast alle Anbieter die Anteilsrücknahme für drei Monate aus; nur die UBS entschied sich für sechs Monate. Notwendig sei die Aussetzung der Anteilsrücknahme geworden, weil größere Anleger und Vermögensverwalter infolge der Finanzmarktkrise Liquidität beschaffen müssten. Der Gesetzgeber erlaubt die Aussetzung, wenn die gesetzlich geforderte Mindestliquidität von 5 % des Wertes des Fondsvermögens nicht mehr gegeben ist. “Die Aussetzung der Anteilsrücknahme erfolgt allein zum Schutz der Anleger”, betont der BVI. Ein Zwangsverkauf von Immobilien unter dem vom Sachverständigenausschuss ermittelten Wert soll vermieden und die Rendite geschützt werden. Laut BVI “weisen offene Immobilienfonds ohne jedes Emittentenrisiko auf Jahressicht im Schnitt eine Rendite von 5,1 % aus – bei sehr geringen Schwankungen”Wann die Fondsanbieter die Anteilsrücknahme bei den betroffenen offenen Immobilienfonds wieder aufnehmen, ist ungewiss. Noch gibt es keine eindeutigen Signale, ob die Schließung bis Ende Januar 2009 ausreicht, um genug liquide Mittel für rückzugswillige Anleger bereitzustellen. Der BVI betont derweil, dass die betroffenen offenen Immobilienfonds weiter “leben”; sie also vom Fondsmanagement verwaltet werden, Mieteinnahmen verbuchen und die Fondsgesellschaft neue Anteile ausgibt. Immerhin haben die Anleger das Vertrauen in offene Immobilienfonds nicht ganz verloren. Sollten die drei Monate zur Bereitstellung der Liquidität nicht ausreichen, kann die Aussetzung nach den gesetzlichen Vorgaben um neun Monate verlängert werden. Maximal zwei Wartejahre Diese Jahresfrist kann durch Vertragsbedingungen auf zwei Jahre gestreckt werden. Nach diesen zwei Jahren muss die Fondsgesellschaft auf jeden Fall wieder Anteile zurücknehmen. Um die notwendigen Mittel zur Rücknahme der Anteile zu beschaffen, darf die Fondsgesellschaft dann die gehaltenen Immobilienobjekte unbegrenzt beleihen.Spätestens nach zwei Jahren kommt der Anleger also wieder an sein Geld. So lange sollten die Aufräumarbeiten bei KanAm und Co. aber eigentlich nicht dauern. Privatanleger, die jedoch jetzt Liquidität benötigen, bleibt zumindest der Ausweg über die Börse.