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Die Energiewende bietet viele Anlagechancen

Neben den erneuerbaren Energien profitieren auch klassische Technologieunternehmen und Versorger vom Atomausstieg

Die Energiewende bietet viele Anlagechancen

Das Thema der erneuerbaren Energien hat derzeit nicht nur in der Politik und der breiten Öffentlichkeit Hochkonjunktur, sondern stößt auch bei Anlegern auf großes Interesse. Vor genau einer Woche hat der Bundestag den endgültigen Atomausstieg Deutschlands bis Ende 2022 und die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Stromverbrauch beschlossen. Für Anleger bietet sich eine breite Palette an Investitionsmöglichkeiten.Von Christiane Lang, FrankfurtNur dreieinhalb Monate nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima, die Mitte März durch ein Erdbeben und einen Tsunami ausgelöst wurde, ist die Kehrtwende in der Energiepolitik perfekt. Als erste führende Industrienation hat Deutschland den endgültigen Atomausstieg beschlossen. Allein der Bundesrat muss am heutigen Freitag noch abstimmen, doch seine Zustimmung gilt als sicher. Bis Ende 2022 sollen alle deutschen Atomkraftwerke vom Netz sein. Außerdem soll der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2020 auf 35 % und bis 2030 auf 50 % steigen. Im Rahmen einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sollen Offshore-Windparks und Geothermie stärker gefördert werden. Das Baurecht soll geändert werden, um den Neubau von Windkraftanlagen an Land und den Ersatz bestehender Anlagen durch leistungsstärkere zu fördern. “Energiewende eingepreist”Doch obwohl das Thema Energiewende derzeit Hochkonjunktur hat, spiegelt sich dies in den Aktienkursen von Anbietern erneuerbarer Energien derzeit nicht unbedingt wider. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Börsen Hamburg und Hannover. In dieser Analyse wurde die Entwicklung der 14 in den norddeutschen Börsenbarometern Haspax, Nisax und dem Nachhaltigkeitsindex der Börse Hannover CGX notierten Erneuerbare-Energien-Titel über die vergangenen drei Jahre ausgewertet. Diese 14 Titel haben vom 20. Juni 2008 bis 20. Juni 2011 im Schnitt 74,8 % verloren. Dabei reicht die Spanne von – 28,7 % bei der PNE Wind AG bis zu – 99,1 % bei Evergreen Solar. “Selbst nach dem Reaktorunfall in Fukushima ging der Trend nicht wieder bedeutend nach oben”, so die Autoren der Analyse.Die Branche habe ihren Höhenflug wohl schon vor einigen Jahren gehabt, meint Stefan Wildner, Makler bei mwb Fairtrade Wertpapierhandelsbank. Mehrere Aktien von Solar- oder Windkraftanlagenherstellern zeigten ihre höchsten Notierungen schon Ende 2007. Faktisch sei die Energiewende von den Märkten längst eingepreist worden. Subventionsabbau und Billigkonkurrenz drückten auf die Kurse, heißt es. Förderung nimmt stark zuLangfristig gesehen aber führt wohl kein Weg an dieser Branche vorbei: Der Trend zu erneuerbaren Energien ist unumkehrbar, und die staatlichen Förderungen werden steigen, wie dem World Energy Outlook 2010 der OECD zu entnehmen ist. Die Organisation prognostiziert, dass sich die weltweiten staatlichen Subventionen für alternative Energien bis 2035 mehr als verdreifachen werden (s. Grafik).Aber es gibt auch außerhalb des engen Kreises der erneuerbaren Energien Unternehmen, die potenziell zu den Gewinnern der Energiewende gehören. So werden für den steigenden Einsatz dieser neuen Technologien moderne Stromnetze und Speicherkraftwerke benötigt. Derzeit kann zusätzlicher Strom aus Windparks und Solaranlagen mangels Kapazitäten nicht ins Netz eingespeist werden. Die Europäische Kommission schätzt die dafür notwendigen Investitionen in Europa auf 1 Bill. Euro. Dadurch rücken große Technologieunternehmen wie Siemens, die schwedisch-schweizerische ABB oder die französische Schneider Electric in den Fokus der Investoren. Diese Unternehmen sind auch im Geschäft mit intelligenten Stromnetzen, sogenannten Smart Grids, die Strom aus vielen kleinen und unterschiedlichen Anlagen aufnehmen können, aktiv. Stromspar-Titel im FokusDa die Bundesregierung neben dem Wandel hin zu erneuerbaren Energien auch die Reduzierung des Stromverbrauchs um 20 % bis 2020 beschlossen hat, rücken auch Leuchtmittelhersteller wie Philipps und Dämmstoffproduzenten wie Saint-Gobain in den Fokus. Und auch die großen Versorger sind nicht aus dem Rennen. Denn trotz des Runs auf Erneuerbare: Fossile Energien sind noch unverzichtbar. Durch den Atomausstieg werden sogar neue Gas- und Kohlekraftwerke notwendig, wobei das Erdgas die Nase vorn hat und Branchenexperten zufolge in 20 Jahren Kohle als wichtigsten Stromlieferanten ablösen wird.