Kapitalanlage

Die nächste Generation von Indizes

RAFI-Indizes setzen auf Unternehmenskennziffern - Fundamental Indexing schlägt klassische Barometer

Die nächste Generation von Indizes

Von Frank Bremser und Armin Schmitz, Frankfurt Trotz Bullen- und Bärenmärkten hat der Value-Stil nach dem Ende des Börsenbooms zwischen 2001 und 2003 wieder an Bedeutung gewonnen. Dabei entwickelt sich dieser Investment-Ansatz kontinuierlich weiter. Neue Analysemethoden ergänzen und verfeinern die Möglichkeiten, die werthaltigsten Titel an den Börsen herauszufiltern. Obwohl Benjamin Graham oder Warren Buffett mit ihrem Fundamentalansatz den Anlagestil von vielen Fondsmanagern beeinflusst haben, hat dies nicht zu einer Reform der Indexkonstruktionen geführt. Dabei haben die klassischen kapitalgewichteten Marktbarometer wie der Dax, der S & P 500 oder der Nikkei 225 doch erhebliche Schwachstellen. GewichtsproblemEin Hauptproblem ist, dass die erfolgreichen Aktien im Aufschwung zusätzlich an Gewicht gewinnen, so dass sich das Risiko schließlich auf immer weniger Einzelwerte verteilt. In einem Aufschwung ist dies natürlich von Vorteil. Kommt es jedoch zu einer Korrektur bei diesen Werten, bestimmen sie auch den Kurs des Index nach unten. So hat das Marktschwergewicht Deutsche Telekom den Abwärtsdruck im Dax zwischen März 2000 und März 2003 maßgeblich verstärkt. Ein anderes Beispiel ist die amerikanische Cisco, die nach dem Platzen der Dotcom-Blase maßgeblich daran beteiligt war, dass die Wall Street in die Tiefe rauschte. Das Fundamental Indexing will mit einem anderen Ansatz diesem Effekt Abhilfe schaffen. Die Firma des US-Wissenschaftlers Robert Arnott, Research Affiliates (RAFI) aus dem kalifornischen Pasadena, verfolgt mit den RAFI-Indizes einen neuartigen Ansatz. “Wir blenden die Marktkapitalisierung bei der Aktienbewertung aus”, fasst Jason Hsu, Principal und Director of Research and Investment Management bei RAFI, den Ansatz zusammen.Bei der Indexmethode steht die Gewichtung der Faktoren Dividende, Cash-flow, Umsatz und Buchwert im Vordergrund. Es werden von den Unternehmen Ranglisten erstellt entsprechend ihren durchschnittlichen Umsätzen über die vorherigen fünf Jahre. Bewertet werden der Durchschnitts-Cash-flow der vorherigen fünf Jahre, der Buchwert des Unternehmens im Betrachtungszeitraum und die durchschnittliche Dividendenzahlung über den Fünfjahreszeitraum. Diese Werte werden auf eine vergleichbare numerische Basis gestellt, und so wird ein Firmenwert ermittelt. Dabei gehen die vier untersuchten Merkmale gleichgewichtet in das Ergebnis ein. Anhand des so gewonnenen Rankings werden dann Indizes zusammengestellt, die Gewichtung ergibt sich aus dem durch die Fundamentalanalyse ermittelten Firmenwert. Die Nase vorneDie Rückbetrachtung über mehr als 50 Jahre bis 1962 zeigt, dass die RAFI-Indizes sowohl in Aufwärts- als auch in Abwärtsphasen besser abgeschnitten haben als die Standardbarometer. Bei den Messungen wurden nur die Total-Return-Versionen der Indizes berücksichtigt. Dividendenzahlungen wurden bei der Berechnung berücksichtigt. So hat beispielsweise der RAFI 1 000 Index, in dem die nach fundamentalen Gesichtspunkten besten 1 000 US-Aktien enthalten sind, in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 14,4 % p. a. bei einer Volatilität von 14 % zulegen können. Der S & P 500 Total Return Index verzeichnete eine Rendite von durchschnittlich rund 12 % p. a. bei einer Volatilität von 14,8 % p. a. In den abgelaufenen zwölf Monaten liegt die Rendite der Indizes 2 Prozentpunkte über den historischen Daten.Die Untersuchung von Research Affiliates zeigte für die RAFI-Indizes nicht nur für die etablierten Aktienmärkte der Industrienationen, sondern auch bei den Emerging Markets eine Outperformance von 2 bis 3 % p. a. im Mittel. Inzwischen hat RAFI mehr als 40 dieser Marktbarometer konzipiert.Lyxor, die Fondstochter der Société Générale, hat einen Teil der RAFI-Indizes handelbar gemacht. So sind derzeit ETFs auf den FTSE RAFI US 1 000 (FR0010400804), den FTSE RAFI Japan (FR0010400796), den FTSE RAFI Europe (FR0010400770) und den FTSE RAFI Eurozone (FR0010400788) an der Börse gelistet. Lyxor erhebt eine Verwaltungsgebühr von 0,75 % jährlich. Der Betrag liegt im oberen Bereich der für ETFs sonst erhobenen Gebühren. Diese Fundamental-Index-Produkte eignen sich in erster Linie als Kernanlage für Investoren mit einem längeren Anlagehorizont, die einen Core-Satellite-Ansatz verfolgen. Es sind passive und vergleichsweise transparente Investments.