Kapitalanlage

Die schwierige Suche nach dem Mehrertrag

Viele Aktienfonds scheitern am Referenzindex Dax - "Stockpicker Germany"-Fonds als Spitzenreiter

Die schwierige Suche nach dem Mehrertrag

Von Sascha Magsamen, FrankfurtDer deutsche Markt ist und bleibt für die hiesigen Anleger die erste Anlaufstelle für Aktieninvestments. Entsprechend üppig ist das Angebot an Investmentfonds mit Anlageschwerpunkt deutsche Aktien. In den 86 Fonds, die das Analysehaus Feri Trust in dieser Gruppe zusammenfasst, stecken 25,56 Mrd. Euro Spargelder. Und die wurden 2004 per saldo gemehrt. Die Fondsverwalter haben – mit Ausnahme von drei Ausreißern – ordentlich gearbeitet und das Kapital respektabel verzinst.Und das, obwohl mit den Dax-Werten 2004 wenig Staat zu machen war, per saldo schloss der Index zwar mit einem im europäischen Vergleich ansehnlichen Gewinn von 7,3 % ab. Der vielen Fonds als Vergleichsindex dienende MSCI Germany zeigte 8,26 % Ertrag. Ein Löwenteil des Indexzuwachses wurde dabei jedoch erst zum Jahresende hin erzielt, in den Monaten zuvor zeigte sich der Dax in einer Handelsspanne zwischen 3 618 und 4 262 Zählern. Schwierige Sägezahnmärkte Charttechniker nennen solche Phasen, in denen keine stabilen Trends identifizierbar sind, auch “Sägezahnmärkte”. Diese Säge machte vielen Fonds zu schaffen, so dass 67 Produkte an der Messlatte Dax scheiterten. Nur 19 Sondervermögen erwirtschafteten einen Mehrertrag, im Fachjargon auch Alpha genannt. Definitionsgemäß bewiesen damit nur diese Fonds, dass aktives Management 2004 Zusatzerträge genieren konnte und daher gegenüber einer passiven, rein auf den Index konzentrierten Anlage (via börsengehandelten Indexfonds oder Indexzertifikat) dem Investor Mehrwert bietet. Die erfolgreichsten Alpha-Jäger des Jahres 2004 waren Manfred Piontke und Martin Wirth, ihres Zeichens Fondsverwalter des “Stockpicker Germany”-Fonds. Attraktive 26,8 % Gewinn standen 2004 zu Buche. Die markterfahrenen ehemaligen Analysten entstammen dem Beratungshaus FPM – Frankfurt Performance Management. Der Fonds wird über die DWS Luxemburg geführt. Das dezent auftretende Investmentduett führte bereits 2003 die Rennlisten bei den Deutschland-Fonds an; mit 88,3 % Zuwachs wurde damit die Konkurrenz und der Vergleichsindex MSCI Germany (+ 37,1 %) förmlich deklassiert. Trotz des Erfolges sind Piontke und Wirth eher ruhige Vertreter ihrer Zunft und zeigen sich mit einer Total-Expense-Ratio, die alle Fondskosten berücksichtigt, von 0,97 % p. a. im Mittelfeld der Preisskala. Das Fondsvermögen kletterte auf 262,80 Mill. Euro und hat sich damit ertragsbereinigt mehr als verdoppelt. Das Geheimnis des ErfolgsDas “Wie” des Erfolgs erklären die Verwalter mit einfachen Worten: In den Fonds kommen nur Aktien von Gesellschaften mit stetigem Cash-flow, nachvollziehbarem und dauerhaftem Geschäftsmodell und spürbaren Alleinstellungsmerkmalen. Im Fonds tauchen daher hochgewichtet die Deutsche Telekom, Depfa Bank, Hannover Rück, Mobilcom und Freenet auf.Von diesen Titeln hatte Jens Ehrhardt, Verwalter des zweitplatzierten “German Equity A Cap” von Ubam, nur wenige im Depot, da sie nicht seinem Investmentansatz entsprechen. Ehrhardt setzt auf hohe Ausschüttungen, hohe bilanzielle Substanzwerte und stetiges Gewinnwachstum. Daher favorisierte er Postbank, K + S, BASF und Eon. Damit fuhr er 2004 ansehnliche 16,1 % Gewinn ein. Beide Fonds dürften aufgrund der konsequent umgesetzten Anlagestrategie und des im Vergleich zu den Dickschifffonds noch moderaten Volumens auch 2005 zu den interessanten Sondervermögen zählen, wenngleich beide Vertreter für Dax und Konsorten eher moderat positiv gestimmt sind und deutlich niedrigere Erträge für das laufende Jahr erwarten. Zum einen seien die 2004 noch vorhandenen teilweise dramatischen Unterbewertungen vieler Aktien nicht mehr so vorhanden, zum anderen hätten die vielen Sondersituationen durch Übernahmen und Zwangsabfindungen ihren Zenit erreicht. Dax und MDax weisen laut Bloomberg mittlerweile ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,1 und 2,78 auf. Vom Alpha träumen mussten hingegen die Anleger, die in den Aushängeschildern der führenden Kapitalanlagegesellschaften engagiert waren. So erzielte der 4,3 Mrd. Euro schwere Deka “Deka Fonds” gerade 4,4 % Plus, der Union Investment “Union Fonds” 4,8 % und der DWS “Investa” magere 1,18 %. Zum Alpha-Alptraum für die Sparer wurden die Ausreißer-Fonds, die 2004 hinter dem Index im Ziel einbogen und zudem noch Kapital einbüßten. Deutlich hinter der Kurve landete Hans-Peter Schupp mit seinem Mainfirst “Smartcaps”-Fonds, hier standen 6 % Miese zu Buche. Substanzwert-Anleger Schupp verhagelte die hohe Gewichtung in Münchener Rück und VW das Ergebnis, beide Titel passen analytisch gut in Schupps Anlageuniversum. Doch trotz der historisch niedrigen Bewertung bei gleichzeitig passablem Zahlenwerk verschmähte der Markt die Papiere. Vielleicht gerade deshalb könnte Schupp jedoch 2005 reüssieren.