Finanzen persönlich

Die Suche nach dem Erfolgs-Gen

Unternehmerische Wertorientierung und langfristiger Planungshorizont machen Familienunternehmen auch für private Aktienanleger interessant

Die Suche nach dem Erfolgs-Gen

Von Petra-Anete Mucha Familienunternehmen sind ein Merkmalsträger der Volkswirtschaft, der über mehr als ein Jahrhundert hinweg ernst zu nehmende Literaten und Filmemacher wie etwa Thomas Manns “Buddenbrooks” und die “Ewings” aus der Serie Dallas gleichermaßen beschäftigt hat. Das Bild wird ergänzt durch die ständige Präsenz bekannter Unternehmerpersönlichkeiten und ihrer Familien in den Glamourblättern. So kommt die interessierte Öffentlichkeit in den Genuss, Wohl und Weh von Clans wie den Mohns, Swarowskis oder Bertarellis medial verfolgen zu können. Das bietet zuweilen einen unfreiwilligen Unterhaltungswert, wie die öffentliche Fehde der Tchibo-Geschwister oder das Zerwürfnis der Bahlsen-Brüder zeigen. Solche Konflikte, die sich häufig sehr strukturschädlich auf das Unternehmen auswirken, gehören indes nicht zum Standard-Repertoire der Eigenschaften, die mit Familienunternehmen verknüpft werden. Anderer Managementstil Im Gegenteil: Sie gelten besonders in Deutschland, wo noch jedes dritte Unternehmen in familiärer Hand liegt, als “unkaputtbares” Erfolgsmodell. Mit Familienunternehmen werden positive und konservative Werte verknüpft. In diesen wird wiederum die Ursache für die, oft auch antizyklisch positive, überzeugende Langfristperformance vermutet. Zu diesen zählt etwa das Bestreben, den Nachfolgegenerationen ein gesundes und wertbeständiges Unternehmen zu übergeben und dem Unternehmergeist der Vorfahren verpflichtet zu bleiben. Gerade Analysten der Investmentbanken attestieren den Familienunternehmen häufig einen grundlegend anderen Managementstil, der nicht nur den nächsten Quartalszahlen und damit dem Shareholder-Value verpflichtet ist. So kamen z. B. die Analysten von Morgan Stanley im Juli abermals zu einem mehr als positiven Gesamteindruck. In der Studie “Family Jewels” weist die Investmentbank besonders auf die Krisenfähigkeit der familiendominierten Unternehmen hin und präsentiert eine Auswahl von 141 Titeln. Für diesen Aktienkorb wurden aus dem Anlageuniversum des MSCI Europe diejenigen Titel ausgewählt, bei denen mindestens 30 % der Anteile in der Hand der fünf größten Investoren liegen und die in einem hypothetischen Back-Testing über den Zeitraum von einem Jahr eine überzeugende Wertentwicklung liefern konnten. Investmentprodukte “von der Stange” für Privatanleger sind jedoch auf der Grundlage dieses Aktienkorbs bisher nicht erhältlich. Als eine weitere große Investmentbank hat auch die Credit Suisse die Familienunternehmen im Visier und stellt mit dem Credit Suisse Family Index 40 Titel aus Europa und den USA mit mindestens 10 % in Familienbesitz gleichgewichtet zusammen. Index der Deutschen BörseAuch die Deutsche Börse hat sich von den Tugenden der Familienunternehmen überzeugen lassen und listet mit dem German Entrepreneurial Index (GEX) seit Anfang 2005 eine Auswahl von eigentümerdominierten Unternehmen. Die Definition von Familienunternehmen für den GEX umfasst rund 100 Aktien aller Marktkapitalisierungsgrößen, die im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet sind und bei denen mindestens 25 % der Stimmrechte in der Hand der Vorstände, Aufsichtsräte und ihrer Familien liegen. Ein weiteres Kriterium: Der Börsengang des Unternehmens darf nicht länger als zehn Jahre zurück liegen, was zur Folge hat, dass attraktive Urgesteine der Unternehmenslandschaft wie etwa Henkel oder Altana nicht im Index vertreten sind. Allerdings bietet der GEX gerade Mittelständlern in der Phase nach dem Börsengang einen unmittelbaren Zugang zu einem Index und der damit verbundenen Publizität. Die Mischung von Small-, Mid- und LargeCaps mit einem Übergewicht kleinerer Unternehmen zeigt sich deutlich an der Wertentwicklung des GEX. Der Index konnte den DAX zwar stetig schlagen, zeigt aber die für SmallCaps typische, deutlich höhere Schwankungssensitivität (vgl. Chart). Diese schlägt sich auch im Risikoprofil der auf den GEX erhältlichen Indexzertifikate nieder. Bei aller ökonomischen Professionalität: Familienunternehmen sind den gleichen oder sogar höheren Gefahren von Konflikten ausgesetzt, die auch ganz normale Kleinfamilien im Reihenhaus auszufechten haben. Da jedoch in den großen Clans häufig um Besitzverhältnisse, Nachfolgeregelungen und Einflussnahmen gestritten wird, hat die Sozialhygiene entscheidenden Einfluss auf die Gesamtverfassung des Unternehmens. Die unabhängige Düsseldorfer Vermögensverwaltung Großbötzl, Schmitz & Partner sucht gezielt nach unternehmerischer Stabilität und bietet seit 2003 den “Kapitalfonds L.K. Family Business” an, der ausschließlich in familiengeführte, börsennotierte Unternehmen investiert. Bei der Selektion werden den klimatischen Verhältnissen im Unternehmen eine wesentliche Bedeutung beigemessen. Teil des Investmentprozesses für den erfolgreichen Fonds, der europäische Titel in seinem Portfolio versammelt, ist daher die Konsultation einer renommierten, exklusiv auf Familienunternehmen spezialisierten Beratungsgesellschaft. Für konservative AnlegerIhre Unbeirrbarkeit auch in kritischen Börsenzeiten und boomenden M & A-Märkten macht Aktien von familiendominierten Unternehmen gerade für den konservativen Investor interessant, der vor hybriden Globalisierungsgewinnern mit für ihn unklaren Besitzverhältnissen eher zurück schreckt und ohnehin immer noch gern nach der einst von Kostolany propagierten 10jährigen Haltedauer anlegt. Aber auch für Anleger, die in erster Linie auf der Suche nach einer attraktiven Aktie sind, könnten die familiären Besitzverhältnisse ein Kriterium sein. Denn die langfristige Planung und der Ehrgeiz, das Erreichte in die nächsten und übernächste Generation zu transferieren, stellen Qualitätsindikatoren dar. Diese könnten auch trotz der Korrelationskräfte an den Aktienmärkten so manche Delle im Index abfedern.