Investmentfonds - Interview mit Ingo Ahrens, Robeco

"Die USA kommen früher aus der Krise"

Deutschlandchef baut auf Value-Titel und Rohstoffe

"Die USA kommen früher aus der Krise"

Die Konjunktur befindet sich in der Phase der Bodenbildung, sagt Ingo Ahrens, Deutschlandchef des niederländischen Asset Managers Robeco. Als Anlagen empfiehlt Ahrens US-Aktien, Unternehmensanleihen und Rohstoffe.- Herr Ahrens, wenn Sie jetzt 100 000 Euro bekommen würden: Wie würden Sie sie anlegen?Wir glauben, dass wir uns aktuell in der Phase der Bodenbildung befinden. Der jüngste Anstieg an den Aktienmärkten könnte ein Vorbote der Erholung in der Realwirtschaft sein. Das würde bedeuten, dass wir am Beginn eines neuen Zyklus stehen. Dies bestätigen auch Studien unserer Researcher, die nachgewiesen haben, dass es auch in den letzten Rezessionsphasen nicht zwangsläufig negative Renditen für die Anleger gab. Deshalb würde ich das Geld in Fonds für hoch verzinste Unternehmensanleihen, bei denen wir eine Erholung erwarten, in Aktienfonds und in Rohstoffe investieren.- Welche Präferenzen hätten Sie im Bereich Aktien?In der aktuellen Phase halte ich die Aktien größerer US-Unternehmen für besonders attraktiv. Die USA dürf ten früher als die Eurozone aus der Krise herauskommen, folglich dürften sich die US-Aktienfonds gut entwickeln. Einige Makroindikatoren senden bereits positive Signale: Die Konsumausgaben steigen an, der private Häusermarkt, der Wohnungsbau sowie das Konsumentenvertrauen stabilisieren sich. Wir sehen hier viele interessante Unternehmen, ohne dass wir einen Sektor besonders bevorzugen würden. Grundsätzlich würden wir auf konservative Aktienprodukte mit möglichst niedriger Volatilität setzen. Laut unseren Studien ist eine niedrige Volatilität nicht notwendigerweise gleichbedeutend mit niedriger Rendite.- Welche Rohstoffe halten Sie derzeit für interessant?Schwer einzuschätzen. Ich würde breit in Rohstoffe investieren. Das hat nicht nur mit der Renditeerwartung zu tun, sondern auch mit dem Umstand, dass man mit Rohstoffinvestments die Inflation teilweise ausgleichen kann, die oft durch sich verteuernde Commodities bedingt ist.- Glauben Sie, dass Inflation in der Eurozone bald ein Thema wird?Nein, aber ich würde es auf längere Sicht nicht ausschließen. Ich bin der Auffassung, dass wir durch die Politik des billigen Geldes der internationalen Zentralbanken und die Nachfrage der Emerging Markets nach Rohstoffen wieder inflationäre Tendenzen sehen werden, aber erst ab Sommer 2010. Bis spätestens dann würde ich mir inflationsgeschützte Anleihefonds ins Depot holen. Wir bieten auch für Anleihefonds Anteilsklassen mit Inflationsschutz an, ohne in den bisher schwach entwickelten Markt inflationsindexierter Anleihen zu investieren.- Gibt es Sektoren, auf die Sie langfristig setzen würden?Ich halte Nachhaltigkeit in allen Facetten für das Thema der Zukunft, egal ob es sich um erneuerbare Energien oder das sogenannte Clean Tech oder Ähnliches handelt. Die Sektoren dürften aus einer inneren Notwendigkeit heraus profitieren, aber auch weil die Gesetzgeber entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Die Nachhaltigkeit wird bald der Mainstream sein. Das sehe ich rein kaufmännisch so, von ökologischen und moralischen Präferenzen einmal ganz abgesehen. Dies spiegelt beispielsweise der Clean -Tech-Private-Equity-Markt wider. Im Jahr 2008 konnten Unternehmen in Nordamerika Gelder von rund 6 Mrd. Dollar einsammeln. Dies ist ein Anstieg von über 50 % im Vergleich zu 2007. Für das Jahr 2008 ist das eine beeindruckende Wachstumsrate.—-Das Interview führte Martin Hampel.