Investmentfonds

Diversifikation bereitet Kopfzerbrechen

WestLB Mellon: Die globalen Märkte haben sich angeglichen - Chancen in Lokalwährungsbonds

Diversifikation bereitet Kopfzerbrechen

Von Martin Hampel, FrankfurtDie Krise hat es an den Tag gebracht: Die Märkte in den Industrie- und den Schwellenländern bewegen sich immer mehr im Gleichtakt. So hatten beispielsweise schlechte Nachrichten aus dem US-Bankensektor in düsteren Zeiten der Finanzkrise stets auch zur Folge, dass die Aktienindizes der Schwellenländer abwerteten – auch wenn die Probleme der US-Banken diese Volkswirtschaften nicht notwendigerweise betroffen haben. Für Anleger, die ihr Portfolio diversifizieren wollen, herrschen entsprechend schwere Zeiten. Es reicht nicht mehr aus, neben die Aktien aus Deutschland und Europa ein paar Titel aus Thailand und Brasilien zu legen. Wenn die einen abschmieren, werden es auch die anderen tun.Die Abhängigkeit unterschiedlicher Assets oder Assetklassen untereinander wird als Korrelation bezeichnet (siehe Einblocker). Und die Korrelationen etwa der Schwellenländerbörsen und der entwickelten Aktienmärkte sind derzeit auf Rekordstand (siehe Grafik).Die mangelnde Differenzierung hat mehrere Gründe, einer davon liegt in der Globalisierung. Die Schwellenländer haben sich weiter entwickelt und kurbeln die Wirtschaft der Industrieländer mit an. Zudem handeln sie verstärkt untereinander, was die Streuung erschwert. Auch die Kapitalströme haben sich globalisiert, und fast alle Anleger der Welt suchen nach den gleichen Parametern: Extrarendite, Sicherheit, liquide Assets – und Risikostreuung. “Die Diversifikation frisst sich gewissermaßen selbst”, erklärt Walter Schepers, Leiter des Produktmarketings bei WestLB Mellon. Nach seiner Einschätzung gibt es vor allem in Extremsituationen nur noch zwei echte Arten von Assets: Risikoassets und Safe-Haven-Assets. Wenn es hart auf hart kommt, dann, so die Logik, gehen alle Anleger in die möglichst sicheren Häfen. Auf dem Höhepunkt der Krise waren das Staatsanleihen bester Bonität wie etwa Bundesanleihen oder US-Papiere und Gold. Wenn die Zeiten besser werden, gehen die Anleger tendenziell in riskantere Formen wie etwa Aktien und Corporate Bonds – die aber dann im Gleichklang zulegen.Doch was können Anleger tun, wenn sie ihr Geld trotzdem bestmöglich diversifizieren wollen? Ein Problem ist sicherlich, dass die Diversifizierung sich selbst auflöst, denn die Nischen-Assets werden immer stärker von großen Investoren genutzt, was dazu führt, dass die Kapitalströme die Korrelationen hochtreiben. Darüber hinaus müssen Anleger in der Regel auf eine möglichst hohe Liquidität achten.Die Asset Manager von WestLB Mellon sehen zum einen in sogenannten Lokalwährungsanleihen Potenzial zum Diversifizieren. Bei diesen Papieren handelt es sich anders als bei den meisten Schwellenländer-Bonds, die in sogenannten Hartwährungen wie Dollar oder Euro aufgelegt sind, um Anleihen in der jeweiligen Landeswährung, also beispielsweise in der indonesischen Rupie oder dem brasilianischen Real. Der Vorteil dieser Anlageform ist unter anderem, dass sie von den großen Investoren der entwickelten Länder, wie etwa Versicherungen und Pensionskassen, noch nicht voll entdeckt worden ist. In der Regel würden eher die lokalen Investoren ihr Geld in die Lokalwährungsbonds stecken, sagt Schepers. Dies eröffne noch Potenzial für echte Diversifizierung, die zumindest so lange anhält, wie die Märkte gut laufen. Denn wenn Börsen und Bonds in die Binsen gehen, dann dürfte das auch die Lokalwährungsanleihen treffen.Eine zweite Strategie der Diversifizierung sind Absolute-Return-Strategien, bei denen die Fondsmanager sich je nach Marktlage neu positionieren können, also auf fallende wie auf steigende Kurse setzen. Damit folgen die Produkte in der Regel nicht den großen Strömungen, die entweder in ein Asset hineingehen oder wieder heraus, sondern sie können die Bewegungen sogar mitnutzen. Bei Multi-Asset-Fonds ist die Auswahl für die Fondsmanager sogar noch breiter, weil sie sich nicht nur auf Aktien oder Anleihen konzentrieren, sondern weil auch Immobilien oder Rohstoffe mit Long- oder Shortpositionen gehandelt werden können. Aber auch hier gilt: In der Extremsituation werden die großen Investoren im Zweifelsfall eine solide Staatsanleihe bevorzugen.——Korrelation- Die Korrelation drückt den Gleichlauf unterschiedlicher Assets aus.- Bei einem Korrelationswert von 1 entwickeln sich die Assets identisch.- Der Korrelationswert – 1 bedeutet, dass sich Assets komplett gegenläufig entwickeln. Allerdings kommen negative Korrelationen bei Long-Strategien selten vor.——