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Dividenden als Renditetreiber

Ausschüttungsstarke Aktien können in unsicheren Zeiten für solide Performance sorgen - Telekom- und Versorgerwerte vorn dabei

Dividenden als Renditetreiber

Ein Großteil der Erträge aus Aktien entfällt auf die Dividenden. In fallenden Aktienmärkten können dividendenstarke Titel somit eine gewisse Absicherung bieten.Von Christiane Lang, FrankfurtDie Aktienmärkte, die gerade wieder einmal einen Crash hingelegt haben, schwanken schon seit Jahren heftig. Zudem liegen die Zinsen am Boden. Bundesanleihen werfen kaum etwas ab, und fremde Staatsanleihen sind angesichts der immensen Schuldenproblematik in der Europäischen Union wie in den USA durchaus nicht jedermanns Sache. Für Anleger, die diesem Dilemma entkommen möchten, könnten dividendenstarke Aktien bzw. die entsprechenden Aktienfonds eine Alternative sein. Denn Dividenden sind nicht so volatil und stellen den größten Teil der Erträge aus Aktien dar.Curt Custard, Head of Global Investment Solutions bei UBS Global Asset Management, ist sogar der Meinung, dass Dividenden zum wichtigsten Renditebaustein an den Aktienmärkten werden, da in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit einer Seitwärtsbewegung der Kurse zu rechnen sei. Custard begründete dies mit der Verunsicherung der Marktteilnehmer. Investoren sorgten sich derzeit nicht nur wegen einer möglichen konjunkturellen Schwächephase, sondern vor allem, weil sie befürchteten, dass Regierungen und Zentralbanken keinen Handlungsspielraum mehr haben, um dieser Schwäche zu begegnen. Die Regierungen hätten kein Geld mehr, und die Werkzeuge der Zentralbanken seien bereits alle im Einsatz, so Custard weiter. Er hält es daher für wahrscheinlich, dass konjunkturelle Zyklen künftig stärker ausgeprägt seien. Hinzu komme, dass in den entwickelten Märkten die Risikoaversion der Anleger steige und diese aktuell Cash-Anlagen bevorzugten. “Solide Renditeperspektiven”Custard empfiehlt Anlegern, dividendenstarke Aktien zu berücksichtigen. Die Dividendenrendite vieler Substanzwerte liege derzeit deutlich oberhalb festverzinslicher Anlagen. Selbst wenn die Kurse mittel- bis langfristig auf der Stelle träten, ergäben sich bei sorgfältiger Titelselektion solide Renditeperspektiven.Der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, zufolge konnten dividendenstarke Aktien oftmals wegen ihrer historisch betrachtet niedrigeren Volatilität besonders in unruhigen Börsenphasen Stabilität bieten. Zudem zeugten die verhältnismäßig hohen Kapitalausschüttungen meist von der guten Ertragslage der Unternehmen und würden von Marktteilnehmern positiv gewertet. Im langfristigen Durchschnitt stamme rund die Hälfte des Gesamtertrags einer Aktienanlage aus Dividendenzahlungen. Sie können kursstabilisierend wirken und damit ein Aktieninvestment berechenbarer machen.Nach Untersuchungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sind dividendenstarke Titel in fallenden Aktienmärkten zwar kein defensiver Portfoliobestandteil. Jedoch holten sie Verluste in positiven Marktphasen deutlich schneller auf und böten eine Outperformance gegenüber Dax und DivDax. Dass der DivDax, der die 15 dividendenstärksten Dax-Werte umfasst, im vergangenen Zwei- und Dreijahreszeitraum den Dax kaum noch outperformt hat, lag vor allem an der schlechten Entwicklung der Finanzwerte. Vor der Krise von 2007 entfiel ein Drittel aller Dividenden auf diesen Sektor.Je bedeutender das Marktsegment, desto häufiger werden Gewinne ausgeschüttet und desto höher ist die Dividendenrendite (s. Grafik), heißt es in der gemeinsamen Dividenden-Untersuchung 2011 von DWS, der Hochschule für Ökonomie und Management in Luxemburg und des Deutschen Instituts für Portfoliostrategien. So zahlten in diesem Frühjahr mit Ausnahme der Commerzbank alle deutschen Dax-Unternehmen eine Dividende, insgesamt waren es 26,5 Mrd. Euro (+ 29,8 %). Die Steigerungsraten der Ausschüttungssummen waren zwar im MDax und TecDax mit 67,3 % bzw. 65,2 % deutlich höher, allerdings auf viel geringerem Niveau. So haben die MDax-Gesellschaften 2011 knapp 1,9 Mrd. Euro und die TecDax-Unternehmen 327 Mill. Euro ausgezahlt.Die durchschnittliche Dividendenrendite der Dax-Gesellschaften stieg im laufenden Jahr auf 2,9 (2,4) %. Das ist zwar weniger als 2009, als 4,0 % erreicht wurden. Jedoch wurde dies bei weniger Ausschüttung nur aufgrund des geringen Kursniveaus erreicht.Als traditionell dividendenstark gelten bislang Telekommunikationsunternehmen und Versorger. Diese Unternehmen haben regelmäßige Einnahmen und sind daher nicht so schwankungsanfällig. Vor allem die Deutsche Telekom, die zwar 2011 als einziges Dax-Unternehmen die Dividende auf 0,70 (0,78) Euro zurückgenommen hat, hat für die kommenden Jahre hohe Ausschüttungen versprochen und gibt einen großen Teil ihres Gewinns an die Anteilseigner weiter. Denn der Staat, zu rund 30 % beteiligt, will Geld sehen. Das hat 2011 zu einer Dividendenrendite von 6,18 % geführt. Aber selbst dieser Wert wurde noch geschlagen von Eon mit 6,55 % und RWE mit 7,57 %. Gemessen an der absoluten Ausschüttungssumme führt die Deutsche Telekom die Rangliste aber mit über 3 Mrd. Euro – das ist mehr als alle MDax-, SDax- und TecDax-Unternehmen zusammen – an. Es folgen Eon, Siemens, Allianz und BASF, die immerhin auch noch 2 Mrd. Euro ausgezahlt hat. IT-Branche im VisierDie IT-Branche könnte laut Carl Ghielen, Senior Client Portfolio Manager bei ING Investment Management, künftig ein dividendenstarker Sektor werden. Viele Gesellschaften hätten in den letzten Jahren gut verdient und viel in Wachstum investiert. Nun aber könnten auch sie anfangen, Dividenden zu zahlen.