Asset Management - Die Kapitalanleger

Dr. Doom will partout kein Pessimist sein

Der Anlageberater Marc Faber hat schon mehrere Crashs richtig vorhergesagt - "E s dauert noch einige Jahre, bis alles bereinigt ist"

Dr. Doom will partout kein Pessimist sein

Von Andreas Kälin, Zürich “Was meinen Sie mit ‘immer pessimistisch’?”, fragt der Schweizer Anlageberater Marc Faber, der bekannt geworden ist, weil er immer wieder Crashs wie den Börsenabsturz 1987 oder das Platzen der Dotcom-Blase vorhersagte: “Was meinen Sie mit ‘immer Crashs vorausgesagt’? Jemand hat doch die Rohstoffe empfohlen, das Gold. Und jemand hat die Aktien von Schwellenländern empfohlen.” Doch Faber hat einen Spitznamen weg: “Dr. Doom” (Untergang) . Sein monatlicher Anlagebrief heißt “The Gloom, Boom & Doom Report”. Der Schweizer sieht sich aber nicht einfach als Crash-Prophet. Er ist ein Contrarian, der gegen den Marktkonsens handelt und einen kommenden Trend zu antizipieren versucht. Sammler von Mao-Plakaten Das gilt auch für seine private Sammel leidenschaft: “Ich bin sicher der erste gewesen, der die Idee hatte, Propagandakunst unter Mao zu sammeln”, sagt Faber. Damals, in den siebziger Jahren, waren die Plakate und Plaketten, die den “Großen Vorsitzenden” verherrlichen, noch sehr billig, denn sie waren zuhauf produziert worden. Heute sind sie sehr begehrt – und Fabers Sammlung ist ein Vermögen wert. Sie sei nicht aus einer großen Bewunderung für Mao entstanden, sagt der Anlagestratege. Er besitze auch Bilder von anderen kommunistischen Führern, von Stalin, Lenin oder Tito. Fasziniert ihn der Kommunismus? Er erwidert, der Kommunismus sei zusammengebrochen und kehre kaum zurück. Aber er nehme an, der Kapitalismus, der in den vergangenen dreißig Jahren “eine extreme Form” angenommen habe, werde auch zusammenbrechen.Faber oder Dr. Doom pflegt, in seinen zahlreichen Medienauftritten und Vorträgen rund um den Globus, sein Image als Querdenker und unangepasster Kopf. Er raucht gern einen Joint und meint, medizinisch gesehen sei er möglicherweise ein Alkoholiker; täglich konsumiert er das Äquivalent einer Flasche Wein in Alkohol, “vielleicht auch mehr”. Neigung zum Buddhismus Erzogen wurde er christlich. Aber das “Vater unser im Himmel, unser tägliches Brot gib uns heute” entspricht nicht seiner Einstellung. Näher liegt ihm der Buddhismus, der lehrt, dass der Mensch für sich selbst verantwortlich ist. Faber, 1946 in Zürich geboren, wollte denn auch rasch unabhängig werden: Er zog das Wirtschaftsstudium an der Universität Zürich durch und erlangte bereits mit 24 Jahren den Doktortitel für eine Arbeit über die Finanzreform des britischen Politikers Sir Robert Peel.Von 1973 an lebte er lange Zeit in Hongkong. Die Anlageregion Asien kennt er denn auch wie seine Westentasche. Inzwischen ist sein Wohndomizil im Norden von Thailand. Warum hat es ihn nach Asien gezogen? “Frauen”, lautet die lapidare Antwort von Faber, der seit 27 Jahren mit seiner Frau verheiratet ist.Heute verwaltet der Anlagespezialist nach eigenen Aussagen nur noch Geld für ein paar größere Kunden. Dazu sitzt er in den Anlagebeiräten und Verwaltungsräten diverser Fonds und Gesellschaften. Schlimmer geht immer Die Meinung des 61-Jährigen bleibt, auch in den Medien, gefragt. In diesen turbulenten Zeiten sowieso. Wie lange wird die Finanzkrise noch dauern, ist die Zeit schon reif, um zu kaufen, etwa die geprügelten Bankaktien? Faber meint, es könne noch “einige Jahre” dauern, bis alles bereinigt sei, vor allem im Finanzsektor. Die Anlageregel, dass man kaufen solle, wenn die Zeiten schwierig sind, verschärft er: Langfristig könne es sich als die “bessere Strategie herausstellen, erst dann zu kaufen, wenn bereits längere Zeitungünstige Nachrichten veröffentlicht wurden”. Er hat selbst schon schlechte Erfahrungen gemacht, weil er nicht abwarten konnte. 1985 empfahl er, man solle als Contrarian einen Basket von texanischen Banken kaufen, deren Aktien zum damaligen Zeitpunkt 95 % von ihrem Höchststand gefallen waren. Doch es kam sogar noch schlimmer: “Dann sind alle pleite gegangen, alle.” Das sei eben der Witz im Contrarian-Investing: Etwas, was sehr stark gefallen sei, könne noch mehr fallen.Faber empfiehlt Gold. Gefragt, ob dies nach den starken Preissteigerungen beim gelben Edelmetall noch ein “Contrarian-Play” sei, sagt er, dass das breite Publikum kein Gold besitze. “Wenn ich in so einem Saal einen Vortrag halte, dann frage ich nachher manchmal: Wie viele von euch haben mehr als 5 % von ihrem Geld in Gold angelegt?” Normalerweise seien es von 200, 300 Personen vielleicht drei oder fünf, auf jeden Fall sehr wenige. Zudem haben auch die Zentralbanken in Asien wenig Gold, so Faber. Sie seien zwar “nicht so blöd” gewesen wie etwa die Schweizer Nationalbank, und hätten ihr Gold nicht verkauft. Aber infolge des starken Anstiegs ihrer Dollar-Währungsreserven sei der Anteil des Goldbestandes an ihren gesamten Währungsreserven von 30 % auf weniger als 2 % gefallen.Aus Fabers Sicht läuft seit dem Jahr 2001 eine Phase, in der sich das gelbe Edelmetall besser hält als Aktien, als Finanzwerte. Dies könne noch fünf bis zehn Jahre dauern. Seine Geringschätzung des Dollar bzw. seine Inflationsbefürchtungen drückt er in der für ihn typischen Art aus: “Angenommen, ich müsste ins Gefängnis gehen für zehn Jahre und könnte währenddessen nicht handeln, würde ich wahrscheinlich alles in Gold investieren, sicher nicht in eine 30-jährige US-Staatsanleihe. “Da bleibt am Schluss dann doch die Frage, ob er nicht ein Pessimist ist. Seine Antwort: Er fahre Motorrad in Thailand, also sei er ein Optimist. – Zuletzt erschienen: – 5.2.2008: Heidrun Heutzenröder – 22.1.2008: Karl Fickel – 15.1.2008: Ulrich W. Schwittay