Draghi treibt Anleger in Gold
Die anhaltende Staatsschuldenkrise, die schwelende Haushaltskrise in den USA (Fiscal Cliff) und die Angst vor einer Erhöhung der Teuerungsraten haben zu einer wachsenden Nachfrage der Anleger nach Gold geführt. Die Volumina von Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC) haben in der laufenden Woche Rekordniveaus erreicht.Von Armin Schmitz, FrankfurtGold-ETF haben mit einem Volumen von umgerechnet 145,1 Mrd. Dollar bzw. 2 584 Tonnen hinter den USA und Deutschland die weltweit drittgrößten Goldbestände. Im laufenden Jahr kauften die Anleger über die Passivprodukte 247 Tonnen des Edelmetalls. Die Zahlen zeigen, dass sich die Finanzinvestoren zu einer der größten Käufergruppen entwickelt haben. Die Ankündigung von Mario Draghi, des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang aufzukaufen, um den notleidenden Staaten im Süden Europas zu helfen, ließen die Goldkäufe über die Passivprodukte ab September massiv ansteigen.Der SPDR Gold Trust, der weltweit größte ETF, bei dem die Anlegergelder durch die Hinterlegung von Gold gesichert sind, wies am Dienstag 43,3 Mill. Feinunzen bzw. 1 345 Tonnen des Edelmetalls mit einem Gegenwert von 75,5 Mrd. Dollar aus. Das war ein Rekordhoch. Größter Gold-ETF in Europa ist der ZKB Gold-ETF in der Schweiz. Er verwaltete am Montag einen Goldbestand von 233 Tonnen mit einem Gegenwert von 12,2 Mrd. sfr bzw. 10,1 Mrd. Euro. Beliebtestes Goldprodukt in Deutschland ist Xetra-Gold der Deutschen Börse Commodities, das Ende Oktober einen Bestand von 53,3 Tonnen Gold im Gegenwert von über 2,3 Mrd. Euro aufwies. Mit einem Handelsvolumen von 1,6 Mrd. Euro in den ersten drei Quartalen, was rund 25 % der Umsätze im Rohstoffsegment entsprach, ist es das am häufigsten gehandelte Rohstoffprodukt der Deutschen Börse. Mit Silber hinterlegtDie Anleger suchten nicht nur die Sicherheit von Gold, sondern setzten auch auf Silber. Die Bestände von ETF, bei denen die Anlegergelder durch die Hinterlegung von Silber gesichert sind, erreichten mit einem Volumen von 606,2 Mill. Unzen ebenfalls ein bisher noch nicht gesehenes Niveau. Auch im Frühjahr 2011, als der Silberpreis das Rekordhoch von 50 Dollar je Unze streifte, lagen die Bestände nicht höher.Das Wachstum der Bestände bei den Edelmetallprodukten ist erstaunlich. Anders als in den Jahren zuvor kaufen die Anleger weniger prozyklisch, das heißt also nicht immer nur dann, wenn auch der Goldpreis steigt. Seit der Korrektur nach dem Rekordhoch vom September vergangenen Jahres bewegt sich der Unzenpreis in einer Pendelbewegung zwischen 1 712 und 1 754 Dollar pro Feinunze seitwärts. Durch charttechnische Signale ausgelöste Käufe haben den Edelmetallkurs in der abgelaufenen Woche auf 1 754 Dollar und damit auf den höchsten Preis seit über einem Monat getrieben. Im Zuge eines Durchbrechens des 50-Tage-Durchschnittskurses und technisch ausgelöster Käufe ist das Metall am vergangenen Freitag um 1 % auf den höchsten Preis seit über einem Monat geklettert. Mit 1 347 notiert der Unzenpreis in Euro lediglich 28 Euro unter dem Rekordpreis von Anfang Oktober dieses Jahres.Große bekannte Namen unter den Investoren haben in den vergangenen Wochen aggressiv Goldbestände aufgebaut. Allein der Hedgefonds von John Paulson verwaltet Anteile des weltweit größten Gold-ETF, des SPDR Gold, im Gegenwert von 3,7 Mrd. Dollar. Paulson erhöhte den Anteil im Portfolio allein im zweiten Quartal um 26 %. Sein Bestand von umgerechnet 66 Tonnen ist mittlerweile höher als der der Zentralbanken von Ländern wie Brasilien und Bulgarien. Der Fonds von George Soros vergrößerte seinen Anteil um 49 %. Das entspricht einem Gegenwert von 221,7 Mill. Dollar Ende des dritten Quartals. Brasilien stockt Bestände aufETF Securities wies außerdem darauf hin, dass die Notenbanken ihre Bestände massiv aufgestockt haben. Laut Goldreserve-Statistik des IWF wuchsen die Bestände Brasiliens allein im Oktober um 17 Tonnen. Damit steigerten die Lateinamerikaner ihre Goldbestände um 48,6 %. Kasachstan kaufte 7,5 Tonnen im vergangenen Monat hinzu. Die Zentralbank verwaltet nun in ihren Tresoren 111,5 Tonnen Gold. Die Türkei stockte ihre Reserven um 17 Tonnen auf 320 Tonnen des Edelmetalls auf. Da die Notenbanken derzeit als Nettokäufer auftreten, ist der Goldpreis nach unten abgesichert.Weitere Nachfrage erwarten die Experten von dem geplanten neuen Gold-ETF in China. Guotai Asset Management, Bosera Asset Management, E Fund Management und Hua An Asset Management wollen in den kommenden Wochen Edelmetallprodukte auf den Markt bringen. ETF Securities hat mit dem ETFS Physical Gold ETF und dem ETFS Physical Silver ETF sowie dem ETFS Physical Platinum ETF drei Edelmetall-ETC an der Hong Kong Stock Exchange gelistet. Die Produkte sind größtenteils mit physischen Edelmetallen hinterlegt.