Finanzen persönlich

Ein Urlaubsdepot für stressfreie Ferien

Auch bei solide ausgewählten Anlagen ist eine Notbremse beruhigend - Für langfristig orientierte Anleger besteht aber wenig Gefahr

Ein Urlaubsdepot für stressfreie Ferien

Von Oskar H. Metzger Der Urlaub steht vor der Tür. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Dabei wirft mancher Anleger auch einen Blick in sein Depot. Ist es richtig strukturiert, damit man im Urlaub keine unliebsamen Überraschungen erlebt? Gibt es Notbremsen, um bei einer großen Baisse auch im Urlaub noch rechtzeitig auszusteigen? Tauchen diese Fragen auf, ist es gut zu wissen, welche Vorsichtsmaßnahmen sich in der Vergangenheit bewährt haben. Standardrat StrukturierungMit dem Standardrat, das Depot langfristig zu strukturieren, zerstreut Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors eventuelle Bedenken vor Urlaubsbeginn: “Bei einer breiten Diversifizierung, die das persönliche Chance-Risiko-Profil berücksichtigt, sollten kurzfristige Marktentwicklungen im Allgemeinen zu keinen übereilten Handlungen führen.” Anleger sollten die Depotstruktur in enger Absprache mit einem Anlageberater mindestens einmal im Jahr überprüfen. Auf dieser Basis sollten sie ihren Urlaub dann entspannt genießen – ganz unabhängig von Marktturbulenzen. Bei einer langfristigen Investition seien Kursschwankungen von Aktien weitgehend zu vernachlässigen, bestätigt Nina Schweikardt von der Cominvest. Dann müsse man sich auch im Urlaub keine Sorgen um seine Geldanlage machen. Mit Blick auf die Abgeltungsteuer sollte der Anleger vor 2009 sein Vermögen ohnehin zukunftsträchtig strukturieren. Als Langfristanlage würden sich Aktienprodukte eignen, die in der Vergangenheit bereits bewiesen haben, dass sie in verschiedenen Börsenphasen nachhaltig eine überdurchschnittliche Performance erwirtschaften. Auch hier sollte man es wie vor jedem Urlaub mit André Kostolany halten, nach Rendite- und Risikogesichtspunkten strukturiert anlegen und sein Portfolio erst nach einigen Jahren wieder anschauen. In gut strukturierten Depots bestehe vor einem Urlaub kein Handlungsbedarf, beruhigt auch Sandra Lorke von der Union Investment. Anleger, die ihr Vermögen in verschiedene Anlageformen wie Aktien-, Renten- und offene Immobilienfonds investierten, könnten die Wertschwankungen ihrer Depots reduzieren, ohne dabei Renditeeinbußen hinnehmen zu müssen. Mit einem breit gestreuten Portfolio seien Anleger langfristig optimal aufgestellt und müssten auf kurzfristige Schwankungen am Aktienmarkt nicht reagieren.Dennoch kann es vor Urlaubsantritt für den Aktienbesitzer sinnvoll sein, nicht nur das Blumengießen zu organisieren und die Zeitung abzubestellen, sondern auch einen Blick auf sein Wertpapierdepot zu werfen, rät das Deutsche Aktieninstitut. Wie wichtig dies im Einzelfall ist, hängt von der verfolgten Anlagephilosophie ab. Manchmal möchte der Anleger nämlich schon in naher Zukunft auf sein Aktienvermögen zugreifen oder einfach auf Nummer sicher gehen. VerkaufsoptionenDann sollten Anleger die im Depot befindlichen Werte gegen eventuelle Kursverluste absichern, rät Ralf Palm von der Postbank. Die wahrscheinlich gängigste Methode sei dabei das Setzen von Stop-Loss-Marken (siehe Kasten). Speziell kurzfristig orientierte Anleger, die vorwiegend spekulative Wertpapiere halten und im Urlaub das Börsengeschehen nicht verfolgen können oder wollen, sollten ihr Depot genau unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls über eine Umschichtung in sichere Werte nachdenken.Gegen einen Börsencrash kann man sein Depot aber auch durch Verkaufsoptionen absichern. Hier bezahlt der Anleger die Optionsprämie dafür, das Papier in jedem Fall zu einem festen Preis verkaufen zu können – ganz gleich, wie sich der Börsenkurs entwickelt. Kostet also z. B. die XY-Aktie an der Börse 40 Euro, kann eine Verkaufsoption mit Basispreis 35 Euro erworben werden. Hierfür bezahlt der Anleger z. B. 2 Euro pro Aktie. Fällt die Aktie tatsächlich auf 28 Euro zurück, kann er das Papier dennoch zu 35 Euro verkaufen. Und wenn die Aktie weiter steigt, war der Optionspreis einfach die Versicherungsprämie für den garantierten Verkaufskurs. Alternativ bieten sich auch Optionsscheine und bestimmte Zertifikate an, mit denen sich ganze Aktiendepots absichern lassen. Natürlich kommt es bei der Depotabsicherung auch auf die Länge des Urlaubs an. Handelt es sich um eine monatelange Weltreise, so sollte der längerfristig orientierte Anleger nach Expertenmeinung ein Aktienengagement in günstig bewerteten Blue Chips bevorzugen. Unter diesen Voraussetzungen könne man das Depot auch einfach “laufen lassen”. Damit sich Wertpapierbesitzer während der schönsten Zeit des Jahres nicht die Finger verbrennen, sollten sie vor Urlaubsbeginn die Anlagestrategie sowie den Zeithorizont des Investments prüfen und das Depot gegebenenfalls bereinigen. Alle Bestände vor dem Urlaub zu verkaufen, ist nach Aussage von Anlageberatern jedoch meist nicht ratsam. Denn das kostet nur Gebühren. Anleger mit sehr großer Angst um ihr Depot sollten sich zudem fragen, ob es wirklich sinnvoll ausgerichtet ist.Kurzfristig orientierten Anlegern empfehlen Aktienstrategen, die Unternehmen zu beobachten, die während der Urlaubszeit ihre Quartalsberichte vorlegen. Auch sei zu berücksichtigen, dass die Monate Juli, August und September – zumindest im historischen Vergleich – schlechte Börsenmonate seien.Manchmal kann es also von Vorteil sein, vor der Abreise die Weichen neu zu stellen. Dabei werden die einzelnen Depotpositionen durchgesehen und bewertet. Wenn ein Papier allenfalls noch geringes Zuwachspotenzial oder gar größere Risiken als Chancen erwarten lässt, empfiehlt sich der schnelle Verkauf vor Urlaubsbeginn. Eine zumindest zeitweilige Trennung ist auch sinnvoll, wenn ein Papier bereits deutlich abgerutscht ist und noch keine Erholungstendenzen zeigt. Altmodische Methode Man kann aber auch nach der ganz altmodischen Methode vorgehen und mit seinem Bankberater einen Anruf im Urlaub für den Fall vereinbaren, dass Marktturbulenzen einsetzen. Der Reisende muss dann jedoch ständig erreichbar sein. Und er muss in der Lage sein, die Informationen richtig zu interpretieren und darauf seine Entscheidungen aufzubauen. Manchmal stellt sich dann allerdings heraus, dass ein starker Kurseinbruch lediglich vorübergehend war und sich die Notierungen schon nach kurzer Zeit erholt haben – zum Ärger des Urlaubers, der zu früh verkauft hat. Aber auch eine Depotvollmacht an Freunde oder Verwandte kann zum Depotschutz beitragen. Dann muss der Wertpapierbesitzer die Bank jedoch vorab über die Vollmacht informieren. Der Anleger kann aber auch vom Urlaubsort aus selbst tätig werden. Wenn ein schnelles Handeln wirklich geboten ist, dann lässt sich ein Auftrag per Telefon an die Bank oder den Vermögensverwalter erteilen. Allerdings sollte man dafür Depotnummer und Geheimzahl parat haben. Immer beliebter ist der Weg übers Internet. Notfalls kann man auch schnell im nächsten Internetcafé die Order absetzen und die mögliche Gefahr für das Depot bannen. Dafür sollte man aber ebenfalls Zugangscode und Transaktionsnummern mit in den Urlaub nehmen.