INVESTMENTFONDS

Eine neue Handschrift braucht Zeit

Bei mehreren Flaggschiff-Fonds übernehmen neue Manager die Leitung - Teamarbeit steht im Vordergrund

Eine neue Handschrift braucht Zeit

Bei vielen Fondsgesellschaften hat es einen Führungswechsel bei den sogenannten Flaggschiff-Fonds gegeben. Ein Wechsel des Fondsmanagements wird von Analysten und Investoren gleichermaßen mit Argusaugen verfolgt. Nicht immer sind die neuen Manager erfolgreich. Daher warten Analysten mit einem Urteil, bis sie die neue Handschrift erkennen.Von Armin Schmitz, FrankfurtVerlassen Führungspersönlichkeiten den Kommandostand von Unternehmen, Vereinen oder auch Fonds, erregt dies die Gemüter. Im Fondsbereich hat es in den vergangenen Monaten eine Reihe von spektakulären Führungswechseln bei sogenannten Flaggschiff-Fonds gegeben.Da Anleger den Vorzeigefonds Milliardenbeträge für die Altersvorsorge anvertraut haben, wird ein Wechsel des Fondsmanagements von Analysten wie Investoren mit Argusaugen verfolgt. So hat die Stabübergabe von Klaus Kaldemorgen an Andre Köttner im Frühjahr dieses Jahres großes Aufsehen erregt. Kaldemorgen war lange Zeit das Gesicht der DWS. Überzeugte er über lange Jahre mit überdurchschnittlichen Renditen, hatte das rund 5,1 Mrd. Euro verwaltende Flaggschiff der DWS, der Vermögensbildungsfonds I, zuletzt deutlich an Dynamik verloren. Unter der Leitung des ehemaligen Fondsmanagers der Union Investment, Andre Köttner, soll der Vermögensbildungsfonds I wieder zu alter Stärke zurückfinden.Seit Köttner Anfang März das Steuer beim Vermögensbildungsfonds I übernahm, hat er das Portfolio kräftig umgekrempelt. Während Kaldemorgen unter anderem Makrowetten einging, ist Köttner wieder mehr auf das Einzelunternehmen fokussiert. Gehörten im September vergangenen Jahres noch die Informationstechnologie und der Gesundheitssektor zu den dominierenden Sektoren, haben inzwischen Finanzsektor und Konsumgüterkonzerne deutlich an Gewicht gewonnen. Lag der Portfolioanteil von Versorgern und Telekomwerten zum Ende des dritten Quartals 2012 noch bei 4,2 % bzw. 3,7 %, reduzierte Köttner den Anteil kräftig. Auch das Exposure in Unternehmen aus Japan und Großbritannien ist deutlich gestiegen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die neue Ausrichtung des Portfolios den DWS-Fonds zu alter Stärke zurückbringt.Köttner ist nur ein Name in einer Reihe von Managerwechseln bei Fonds. Nach dem Weggang Köttners von der Union Investment hat der frühere Stellvertreter von Köttner, Gunther Kramert, das Steuer beim rund 8,2 Mrd. Euro verwaltenden Uniglobal übernommen. Bei Allianz Global Investors hat Ralf Walter im Oktober 2012 Heidrun Heutzenröder bei der Leitung des Fondak abgelöst. Nicht immer können die neuen Portfoliomanager an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen. Daher warten Analysten mit einem Urteil zu dem Fonds, bis sie die neue Handschrift erkennen. Die Fonds werden beispielsweise bei Morningstar “Under Review” gestellt, bis sich die Analysten in Gesprächen mit den Managern ein Bild gemacht haben, bevor sie sich ein Urteil über einen Fonds bilden.Nach Ansicht von Morningstar-Analyst Ali Masarwah hat sich in den vergangenen Jahren auch die Wahrnehmung des Fondsmanagers verändert. Durch die Krisen in den zurückliegenden 13 Jahren sei der Blick auf die Fondsmanager kritischer geworden. Das Handeln eines Fondslenkers sei einerseits nicht mehr von dem Markt zu trennen, auf dem er agiere, so Masarwah. Auf der anderen Seite gebe es den Star-Fondsmanager von früher nicht mehr. Die Fondsmanager werden vielmehr von den Informationen und Empfehlungen der hauseigenen Analysten, dem Austausch mit Fondsmanagern des Hauses und dem Risikomanagement beeinflusst. Heute bildet nach Ansicht von Masarwah nicht mehr der Manager den Schwerpunkt bei der Suche nach dem geeigneten Fonds. Diversifizierte und robuste Portfolios mit ausgewogenen Rendite-Risiko-Profilen und niedrigen Kosten seien für den Anleger und den Berater wichtiger.