Immobilien

Einstieg nicht vor 2010 interessant

Experten raten zu Zurückhaltung bei Investitionen - Tagung der Sachverständigen

Einstieg nicht vor 2010 interessant

Von Thomas List, Frankfurt Im Moment lohnt es sich bestenfalls in einzelnen Märkten wie London, schon wieder in Gewerbeimmobilien einzusteigen. Die Referenten einer Fachtagung des Bundesverbandes der Immobilien-Investment-Sachverständigen (BIIS) rieten allerdings dazu, eher noch abzuwarten – zumindest bis Ende dieses Jahres, besser aber bis 2010.”In Großbritannien war die Wertänderungsrendite zum ersten Mal seit 26 Monaten mit + 0,2 % zum Vormonat wieder positiv”, berichtete Daniel Piazolo, Geschäftsführer der IPD Investment Property Databank auf der Veranstaltung. Auch der Total Return (Gesamtrendite) als Summe der Renditen von Kapitalertrag und ordentlichem Ertrag legte von Juli bis August 2009 um 0,9 % zu. Wann es zu einer entsprechenden Trendwende auch in den anderen Ländern kommt, ist nach Piazolo offen. “Zeitpunkt, Länge und Ausmaß der Erholung an den Investmentmärkten ist noch ungewiss”, so das Fazit des IPD-Geschäftsführers. Sonderfall LondonAuch die Zahlen von Jones Lang LaSalle zeigen die Sonderentwicklung von London. Aus dem Zwei-Jahres-Vergleich der Rendite von Spitzenobjekten in bester Lage ergibt sich, dass zwar die Spitzenrendite in Städten wie Paris, München und Frankfurt gestiegen ist, aber nur in der britischen Hauptstadt (City) schoss sie deutlich über den langjährigen Durchschnitt (siehe Grafik). Dies deutet nach Angaben von Martyn Harrop, Director Capital Markets bei Jones Lang LaSalle, auf vergleichsweise besonders attraktive Einstiegspreise in London hin. Bei den Mieten zeige sich im ersten Halbjahr 2009 ein deutlicher Rückgang. Dies gelte auch für die Vermietungsvolumina. “Deshalb gibt es aktuell einen ,Mietermarkt` mit hohen Incentives”, sagte Harrop. Er erwartet in den meisten Märkten und Immobiliensektoren bis etwa 2011 weiter fallende Mieten. “Mit einer signifikanten Markterholung rechnen wir nicht vor 2011.”Für den Münchener Immobiliensachverständigen Stefan Brönner sind Transaktionspreise in Übertreibungsphasen und das allgemein geschätzte Preisniveau, das sich in so- genannten “Spitzenrenditen” niederschlägt, als Grundlage für die Wertermittlung nur bedingt geeignet. “In Übertreibungsphasen – bei erkennbar ,gestörten` Martkverhältnissen – kann der Marktwert einer Immobilie von tatsächlichen Kaufpreisen abweichen”, betonte Brönner auf der BIIS-Tagung. Nach seiner Beobachtung sind derzeit risikolose bis risikoarme Objekte stark gesucht, weshalb sich deren Preise auf hohem Niveau halten.Für die Union Investment Real Estate, einer der führenden Anbieter offener Immobilienfonds, bieten westeuropäische Core-Märkte (Büro und Einzelhandel) jetzt interessante Einstiegsmöglichkeiten. “Der Büromarkt London City ist nach unseren Analysen uneingeschränkt für Immobilieninvestments zu empfehlen”, sagte Olaf Janßen, Leiter der Portfoliostrategie bei der Gesellschaft. In Südamerika habe man Büroinvestments in Chile und Mexiko im Fokus, während entsprechende Anlagen in Nordamerika erst ab 2010 in Angriff genommen werden sollen. Allenfalls selektiv will Janßen in asiatische Bürogebäude investieren. “In Osteuropa ist es für den Einstieg vielerorts noch zu früh.” Schließlich gebe es in Australien Probleme mit der Währungsabsicherung und der Fremdfinanzierung.