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Erfolgreiche Jagd auf hohe Renditen

Schwellenländeranleihen-Fonds mit überdurchschnittlicher Performance - Sorgfältige Risikoprüfung notwendig

Erfolgreiche Jagd auf hohe Renditen

Schwellenländeranleihen-Fonds waren in den vergangenen Jahren Anlegers Lieblinge. Seitdem die US-Notenbank angekündigt hat, das Stimulationsprogramm Quantitative Easing auslaufen zu lassen, mussten die Anleihen der Emerging Markets kräftige Verluste hinnehmen. Das kann allerdings das gute Gesamtergebnis der Fonds in den vergangenen Jahren nicht trüben. Experten sind sich uneinig, ob ein Einstieg jetzt sinnvoll ist.Von Armin Schmitz, FrankfurtIn der Finanzkrise haben sich Schwellenländer zu den Favoriten der Anleger entwickelt. Staaten wie China, Brasilien, Russland, Indien und viele andere erschienen den Investoren aufgrund der hohen Verschuldung und der niedrigen Wachstumsraten in den Industrieländern ungleich attraktiver.Viele institutionelle Anleger waren wegen der Niedrigzinsphase in den Industriestaaten gezwungen, ihr Kapital in Assetklassen mit höheren Risikoprämien umzuschichten. Wie aus einer Studie des Hamburger Analysehauses Absolut Research hervorgeht, betrugen die weltweiten Nettomittelzuflüsse privatwirtschaftlicher Investoren in Kredite und Anleihen in den Schwellenländern allein in den beiden zurückliegenden Jahren 556 Mrd. und 508 Mrd. Dollar.Aufgrund des hohen Interesses stieg die Zahl der Fonds auf dem europäischen Markt von 113 Produkten auf 259 im Mai 2013. Seit Fed-Chef Ben Bernanke Ende Mai erstmals ernsthaft seine Ausstiegswilligkeit aus dem Stimulationsprogramm Quantitative Easing (QE3) bekundet hat, ziehen Anleger massiv Gelder aus den Emerging Markets ab. Schwellenländeranleihen in lokaler Währung verzeichneten allein in den vergangenen vier Wochen, gemessen am JPM GBI EM Global Diversified TR Dollar, Verluste von 11,2 %, Emerging-Markets-Bonds in Dollar büßten, gemessen am JPM EMBI Global TR Dollar, 8,7 % ein. Nach Ansicht von Experten nimmt eine Reihe von Investoren noch einen Teil ihrer kräftigen Gewinne mit. Es zeigt sich, dass diese Fonds in den vergangenen fünf Jahren kräftige Renditen erzielen konnten. So verzeichnete der JPM EMBI Global TR Dollar seit Anfang 2008 einen Wertzuwachs von rund 59 % bzw. 8,9 % p. a. Gute Ergebnisse trotz KriseDie Analysten von Absolut Research haben sich die Fondsmanager von Emerging-Markets-Bonds angeschaut und sind auf vergleichbar gute Ergebnisse gekommen. Dabei wiesen 121 Fonds eine Historie bis 2008 aus, 165 Fonds zeigten einen Track Record von drei Jahren. Im Durchschnitt erzielten die Emerging-Markets-Fondsmanager in den zurückliegenden drei Jahren eine Rendite von 7,6 % jährlich. Über den Fünfjahreszeitraum sind es trotz der Finanzkrise immerhin 7,1 % p. a. Auf den ersten Blick zeigen die Fondsmanager überdurchschnittliche Renditen. Allerdings zeigt sich, dass der Anleger auch auf den richtigen Fondsmanager setzen musste, um überdurchschnittliche Erträge zu erzielen. Denn die Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten Fonds betrug 17 % bzw. 19 % pro Jahr.Aber auch bei den Risikokennzahlen wie dem Maximum Drawdown, also dem maximalen kumulierten Verlust, zeigen sich deutliche Differenzen zwischen dem besten und dem schlechtesten Manager. Nach Angaben von Absolut Research liegt zwischen diesen beiden sogar das Doppelte des Durchschnittswertes. Zu den besten Fonds gehörte in der Kategorie Corporate Bonds der CompAM Emerging Market Corporate mit einer Rendite von 9 % p. a. Im Bereich Hard Currency/Blend erreichte der ISI EM Bonds eine jährliche Rendite von 14,2 %.Gerade das Thema Verlustvermeidung ist bei den sehr volatilen Emerging-Markets-Anleihen sehr wichtig. Nach Berechnungen der Absolut-Research-Analysten wies der ISI EM Bonds auch das beste risikoadjustierte Ergebnis in dieser Kategorie auf. Bei den Local-Currency-Produkten wies der Investec GSF EM Local Currency Dynamic Debt mit einem Gewinn von 13,4 % jährlich die beste Rendite auf. Bessere Risikokennzahlen wies hier allerdings der Invesco Emerging Local Currencies Debt mit einem Maximum Drawdown von – 7,6 % bei einer monatlichen Volatilität von 2,5 % auf.Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass die Schwellenländeranleihen ein lukratives Investment gewesen sind. Allerdings muss sich der Anleger über die Risiken bewusst sein. Neben dem reinen Wechselkurs- und dem Zinsänderungsrisiko kommt die hohe Volatilität hinzu.Über die weitere Entwicklung bei den Schwellenländeranleihen sind sich die Experten nicht einig. Positiv ist J.P. Morgan Asset Management eingestellt. Trotz gestiegener Volatilität sehen sie langfristig weiteres positives Ertragspotenzial. Strategische Investoren werden nach Ansicht von Pierre-Yves Bareau, Leiter des Emerging Markets Debt Team von J.P. Morgan, wieder zugreifen, sobald die volatile Phase vorüber ist. Das Renditeniveau sei inzwischen wieder attraktiv, so Bareau. So liege die Rendite des JPM GBI EM Global Diversified mehr als 4,6 Prozentpunkte über den zehnjährigen deutschen Staatsanleihen und mehr als 4 Prozentpunkte über den zehnjährigen US-Staatsanleihen. Maarten-Jan Bakkum, Emerging-Markets-Stratege der ING Investment Management, warnt vor düsteren Zeiten. So sei die wirtschaftliche Leistung in den vergangenen zweieinhalb Jahren hinter der entwickelter Märkte zurückgeblieben. Die Reformmüdigkeit und ein sich verlangsamendes Wachstum werden die Entwicklung in den Schwellenländern hemmen.