Kapitalanlage

Ertrags-Risiko-Optimierung des Depots

Defensive Zertifikatefonds und aktiv gemanagte Dachzertifikate können Verluste abpuffern

Ertrags-Risiko-Optimierung des Depots

Von Armin Schmitz, Frankfurt Strukturierte Wertpapiere haben sich heute neben Fonds trotz aller Diskussionen zu einem akzeptierten Anlageprodukt entwickelt. Der Markt verzeichnete in den vergangenen Jahren starke Kapitalzuflüsse. Allein im Jahr 2006 sind den Emissionshäusern 25 Mrd. Euro als Anlagegelder zugeflossen. Derzeit verwalten sie geschätzte 121 Mrd. Euro. Vor der Einführung der Abgeltungssteuer im Jahr 2009 arbeiten die Zertifikateschmieden auf Hochtouren. Mehr als 600 Produkte werden börsentäglich emittiert. Aktuell sind 170 000 Produkte an den deutschen Börsen gelistet. Bis zum Jahresende wollen viele Banken ihre Produktpalette verdoppeln. Selbst für den Profi ist dieses Angebot nicht mehr zu überschauen. Abhilfe schaffen können Zertifikatefonds oder Dachzertifikate, die von Profis aktiv verwaltet werden. Ein Fondsmanager oder ein Portfolioverwalter nimmt dem Anleger bei diesen Produkten die Auswahl ab. Nachdem mit dem N-Fonds Nr. Strategie HN Lux im Oktober 2001 der erste Fonds auf den Markt kam, der Zertifikate als Produkte nutzte, hat sich das Angebot auf etwa 20 Fonds erweitert. Mit einem Volumen von 1,8 Mrd. Euro ist der Dit Deep Discount (LU0250903225) der aktuell größte deutsche Zertifikatefonds. Direkt dahinter kommen der Nord Concept (DE0007012700) und der Dit Bonus Barriere (LU0250902847) mit Volumina jenseits der 1-Mrd.-Euro-Marke. Eines der ersten aktiv verwalteten Dachzertifikate ist das ABN Rendite Plus Struktur-Zertifikat, das im Juli 2003 emittiert wurde. Die Konzepte sind sehr unterschiedlich. Während einige Fonds Aktien und Hebelinstrumente nutzen, konzentrieren sich der DWS Bonuszertifikate oder der Dit Deep Discount nur auf eine Produktform. Die Cominvest lässt sich von den Spezialisten aus der Derivateabteilung beraten, die DWS analysiert zwar die Underlyings selbst, holt sich aber zusätzlich den Rat von Independent Derivatives Consulting (IDC), einer renommierten Beratungsgesellschaft aus Bad Homburg. Allen Produkten gemeinsam ist das Ziel, durch die Nutzung der strukturierten Wertpapiere das Chance-Risiko-Verhältnis von Portfolios zu optimieren. Vor allem die defensiv und neutral ausgerichteten Fonds und Dachzertifikate eignen sich zur Dämpfung der Verlustrisiken und eignen sich daher für konservative Anleger. Hervorragende Kennzahlen hat das ABN Rendite Plus Struktur-Zertifikat von ABN Amro (vormals DJE Rendite plus Struktur) (NL0000299204), das von IDC betreut wird. Rückschläge verkraftenDie Gesellschaft aus Bad Homburg berät eine Reihe von Fondsgesellschaften und Emittenten wie beispielsweise die ABN Amro oder auch die DWS bei der Auswahl der Zertifikate. Das Rendite Plus-Zertifikat ist eines der besten Produkte auf dem Markt. Hier wird eine jährliche Rendite von 8 bis 10 % angestrebt. Durch Diversifikation über verschiedene Underlyings und Zertifikatestrategien soll ein positiver Ertrag auch in seitwärts oder leicht fallenden Märkten erwirtschaftet werden. Neben Discount-Protect- und Bonuscap-Zertifikaten werden auch Optionsstrategien genutzt, um das Anlageergebnis zu optimieren. Mit dieser Strategie hat IDC seit dem Start im Juni 2003 eine jährliche Rendite von 10,2 % erwirtschaftet und damit die avisierte Zielrendite erreicht. Es konnte damit den Stoxx 50 Return Index schlagen. Größere Kursrückschläge an den Aktienmärkten wurden gut verkraftet. Der maximale Drawdown lag bei nur 5,7 % und die Volatilität über die vergangenen 250 Tage bei 4 %. Die Sharpe Ratio liegt bei 0,75. Die Managementvergütung von 1,5 % jährlich ist vor dem Hintergrund der Performance akzeptabel. Zu den besten defensiv ausgerichteten Fonds gehört der Aktienstruktur Europa Fonds von HSBC Trinkaus (LU0154656895). Manager Harald Edele setzt bei seinen Anlagestrategien mittels Discount-Zertifikaten sowohl auf Indizes, Standardwerte als auch auf Nebenwerte Eurolands. Er erreichte mit seiner Strategie eine Performance von 6,9 % p. a. in den vergangenen drei Jahren und schnitt damit schlechter ab als das ABN Rendite Plus Zertifikat. Die Risikokennzahlen sind aber vergleichbar gut. Bei einer moderaten Volatilität von nur 5,5 % lag der maximale Drawdown bei 6,4 %. Die Sharpe Ratio liegt bei 0,92. Die Management Fee beträgt 1,25 %. Der DWS Europa Diskont (DE0005152383) verfolgt ebenfalls ein defensives Konzept. Der von Michael Böhm betreute Fonds setzt die Aktienexpertise der DWS mit Discount-Zertifikaten um. Die annualisierte Rendite seit Auflegung des Fonds bewegt sich mit 5,3 % im Rahmen der anvisierten Bandbreite von 4,5 bis 6 % p. a. Die Volatilität lag bei 5 % p. a. Das Produkt bewegt sich damit von der Ertrags-Risiko-Relation her zwischen dem Stoxx 50 Return Index und dem REXP-Index. Von den defensiv ausgerichteten Produkten sollte man keine Performance-Wunder erwarten. Aufgrund der niedrigen Volatilitäten eignen sich die vorgestellten Fonds und Zertifikate vor allem zur Dämpfung der Schwankungsrisiken des Anlegerdepots. Das Chance-Risiko-Profil liegt zwischen Aktien- und Rentenmarkt. Bei allen Produkten steht ein Test in einem Bärenmarkt allerdings noch aus. Die Wahl, ob Sondervermögen des Fonds oder Zertifikat, wird letztlich durch den Anlagehorizont und das Sicherheitsbedürfnis des Anlegers bestimmt.