Immobilien

"Es wird ein dramatisches Jahr"

Transaktionsvolumen Ende Februar schon bei 16 Mrd. Euro - Gespräch mit Jones-Lang-LaSalle-Chef Ulbrich

"Es wird ein dramatisches Jahr"

Von Christoph Ruhkamp, Düsseldorf Der weltweite Investmentumsatz mit Immobilien war im vergangenen Jahr noch höher als bisher vermutet. Das zeigen die neuesten Berechnungen des global tätigen Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle (JLL). “Die weltweiten Direktanlagen in Gewerbeimmobilien erreichten 2006 ein Rekordvolumen von 682 Mrd. Dollar – ein Plus von 38 %”, sagte JLL-Chef Christian Ulbrich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Einschließlich Wohnimmobilien und der indirekten Beteiligungen über Kapitalgesellschaften seien 900 Mrd. Dollar investiert worden.Unterdessen zeichnet sich insbesondere für Deutschland bereits eine unverminderte Fortsetzung des Investitionsbooms ab. “Es wird ein dramatisches Jahr. Der Anlagedruck ist unglaublich. Es treten bisher völlig unbekannte Adressen mit Milliardenbeträgen am Markt auf”, sagte Ulbrich. Grund dafür sei die weltweit immer stärker kapitalgedeckte Altersvorsorge, die Pensionsfonds Milliardenbeträge beschere. Boom setzt sich fortSo hat JLL in den ersten zwei Monaten des Jahres bereits ein potenzielles Investmentvolumen in Deutschland von 16 Mrd. Euro identifiziert. Zum Vergleich: Im vergangenen Gesamtjahr waren es insgesamt rund 50 Mrd. Euro gewesen. Die bisher größte Einzeltransaktion in diesem Jahr ist der Verkauf von 22 Bürogebäuden in Hamburg durch den Investor Dieter Becken an den MSREF-Fonds der Investmentbank Morgan Stanley.Allein die zehn größten Transaktionen im gerade begonnenen Jahr summieren sich auf deutlich mehr als 2,5 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Als neuer Trend zeichnet sich vor allem das zunehmende Auftreten von Wiederverkäufern ab: Finanzinvestoren und andere Großanleger, die vor zwei oder drei Jahren eingestiegen waren, trennen sich bereits wieder von ihren Investments.Darüber hinaus glaubt Ulbrich, dass Einzelhandels-Transaktionen zwar wie im Vorjahr weiter einen großen Anteil am Gesamttransaktionsvolumen haben werden; ihren ersten Rang werden sie aber zugunsten von Büroimmobilien-Käufen abgeben .Deutschland bleibe als Ziel für Investments attraktiv, weil europaweit renditeträchtigere Alternativen fehlen. Zwar sind die Anfangsrenditen für erstklassige Büroimmobilien hierzulande bereits unter 5 % gesunken. Aber in Berlin etwa sind Immobilien teilweise noch immer unter Wiedererstellungskosten zu haben, was für ausländische Investoren sehr attraktiv erscheint.Als Verkäufer würden neben offenen Fonds und Versicherern zunehmend die großen Industriekonzerne in den Vordergrund treten. So hatte Adidas, weltweit das zweitgrößte Unternehmen in der Sportartikelindustrie, erst kürzlich mit Jones Lang LaSalle eine exklusive Partnerschaft für Transaktionsdienstleistungen sowie eine bevorzugte Partnerschaft für Projekt-Management und Beratungsdienstleitungen für sein weltweites Immobilien-Portfolio vereinbart.JLL-Chef Ulbrich erwartet zudem einen weiteren Schub für den hiesigen Investmentmarkt durch die Einführung von Real Estate Investment Trusts (Reits). Er will mit seinem Unternehmen selbst als Berater bei Reit-Gründungen aktiv werden. Dabei gehe es um die strategische IPO-Beratung, bei der unter anderem das eigene Bewertungsteam zum Einsatz kommt. “Wir werden zunehmend in den Wettbewerb mit den klassischen Investmentbanken treten”, sagte Ulbrich. Kein großes Reit-VolumenEin großes Marktvolumen erhofft er sich von Reits zunächst allerdings nicht. Grund dafür sind die voraussichtlich weiterhin bestehenden Mängel im Reit-Gesetz, darunter etwa die Besteuerung von Erträgen aus im Ausland gehaltenen Immobilien. “Das Gesetz wird zunächst durchgedrückt und anschließend nachgebessert”, vermutet Ulbrich.Auch will Jones Lang LaSalle neue Produkte einführen, die aus der zunehmenden Kapitalmarktnähe des Immobilienmarktes erwachsen. So plant Jones Lang LaSalle, zukünftig Derivate auf einen europäischen Index für Büroimmobilien aufzubauen.