Immobilien

Europäische Immobilienmärkte driften auseinander

Deutsche Metropolen auf Spitzenplätzen - "Von einer grundlegenden Wende noch weit entfernt"

Europäische Immobilienmärkte driften auseinander

ge Berlin – Entgegen dem europäischen Gemeinschaftswillen entwickeln sich die Immobilienmärkte auf dem alten Kontinent nicht aufeinander zu, sondern auseinander. Während sich die Ertragsperspektiven in den nord- und mitteleuropäischen Metropolen 2011 wieder verbessern, fallen die Krisenstaaten weiter zurück, zeigt die Studie “Emerging Trends in Real Estate Europe 2011”.Im europaweiten Durchschnitt bewerten 600 Immobilienexperten aller Länder die Renditechancen von Investments zwischen Lissabon, Oslo und Athen mit der Note 5,09 auf einer Skala, die von 9 (“hervorragend”) bis 1 (“katastrophal”) reicht. Verglichen mit dem Vorjahreswert von 4,74 Punkten hat sich die Einschätzung der Ertragsperspektiven damit leicht verbessert, zeigt die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zusammen mit dem Urban Land Institute erarbeitete Erhebung.”Der europäische Immobilienmarkt erholt sich zwar, ist aber von einer grundlegenden Wende noch weit entfernt”, urteilt Jochen Brücken, verantwortlicher Partner für den Bereich Real Estate bei PwC Deutschland. Frisches Kapital sei unverändert knapp und fließe vor allem in Top-Immobilienstandorte. In weniger attraktiven Regionen dürfte sich der Preisverfall daher weiterhin fortsetzen, glauben die europäischen Immobilienexperten.Wie schon im Vorjahr sind deutsche Städte im Ra nking der 27 europäischen Metropolen prominent platziert. München musste seine Spitzenstellung zwar an Istanbul abgeben, legte bei der Bewertung der Ertragschancen jedoch deutlich auf 6,03 Punkte zu (siehe nebenstehende Tabelle). Zu den Top 10 gehören weiterhin Berlin, Frankfurt und Hamburg, wenn auch die Stadt an der Elbe zuletzt etwas schwächelte.Zugleich zeigt die Erhebung, dass Investoren in den einzelnen Städten unterschiedliche Segmente präferieren. In Frankfurt suchen die relativ meisten Befragten (31 %) Büroimmobilien, während diese in Berlin nur von knapp einem Viertel bevorzugt werden. In der Hauptstadt gilt vor allem der Wohnungsmarkt als attraktiv, während die meisten Befragten in München und Hamburg in Einzelhandelsimmobilien investieren würden. Stockholm ist Top-AufsteigerAufsteiger des Jahres ist der Untersuchung zufolge Stockholm, das sich im Ranking vom elften auf den vierten Platz verbessern konnte. Aus den Top 10 herausgefallen sind Wien (von Rang 6 auf 14) und Mailand (von 8 auf Rang 17) – beide immerhin mit leicht verbesserten Ertragsperspektiven. Dagegen liegen – mit schlechteren Bewertungen – Athen und Dublin am Ende der Liste. Während die griechische Hauptstadt einen herben Rückschlag verkraften musste von 4,45 auf 3,58 Punkte, hat sich Dublin an schlechte Noten gewöhnt, wo die Ertragsperspektive zuletzt von 3,68 auf nur noch 3,24 Zähler rutschte. Basel III bereitet SorgeUngeachtet der insgesamt verbesserten Renditechancen dürfte 2011 erneut weniger Kapital in den europäischen Immobilienmarkt fließen. Zwar steigt die Einschätzung (in der Skala von 1, “sehr starker Rückgang”, bis 9, “sehr starker Anstieg”) von 2009 mit der Note 3,32 über die vorjährige 4,67 auf die Durchschnittsnote 4,83. Doch bereiten den Befragten die bisher nicht abschätzbaren Auswirkungen von Basel III auf das Finanzierungsverhalten der Banken Sorgen. Dies vor allem angesichts der ungeklärten Refinanzierung umfangreicher Investments aus den Boomjahren 2005 bis 2007. Laut PwC und Urban Land ist etwa ein Drittel des gewerblichen Finanzierungsvolumens von 960 Mrd. Euro mit Immobilien von nur minderer Qualität besichert. Erschwerend kämen teilweise extrem hohe Fremdfinanzierungsquoten hinzu. Europa verliert an BedeutungEin steigendes Engagement hierzulande wird in erster Linie Pensionsfonds und anderen institutionellen Investoren zugetraut (Note 5,48), gefolgt von Private-Equity-Investoren und Hedge Fonds (5,14). Deutlich höhere Kapitalzuflüsse erwarten die Experten aus Asien (Note 6,29) und dem Mittleren Osten (5,53) – während sich italienische und spanische Anleger zurückhalten dürften.Mittelfristig werde der europäische Immobilienmarkt aber an Bedeutung verlieren. Während die befragten Immobilien- und Anlagegesellschaften aktuell noch gut 80 % ihres Portfolios in Europa halten, dürften Immobilien aus dem alten Kontinent in fünf Jahren nur noch gut 75 % des Anlageportfolios ausmachen, sind sich PwC und Urban Land sicher. “Die europäische Immobilienbranche ist im Umbruch. Wer quantitatives Wachstum sucht, wird sich eher außerhalb Europas umsehen müssen”, konstatiert Brücken.