Finanzen persönlich

Fällige Lebensversicherungen machen auch Probleme

Wiederanlage des Geldsegens will wohlüberlegt sein - Im Depot zwischenparken - Pflegerisiko absichern - Manchmal ist auch eine Reise drin

Fällige Lebensversicherungen machen auch Probleme

Von Oskar H. MetzgerNur 10 000 Euro oder gar 30 000 Euro? Ganz egal, wenn die Lebensversicherung fällig wird, ist die Freude groß. Mit der Überweisung kommen aber auch die Probleme. Wie legen wir das Geld bloß an? Das fragen sich viele Kunden. Gewinn soll es bringen und dabei möglichst sicher sein.”Insgesamt wurden in der Lebensversicherung im Jahr 2008 rund 72 Mrd. Euro an die Kunden ausgezahlt, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 8,6 % bedeutet”, sagt Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Damit erreichten die ausgezahlten Leistungen ohne Rückkäufe knapp 29 % der Rentenauszahlungen der allgemeinen gesetzlichen Rentenversicherungen. “Darauf können wir stolz sein, denn 1990 hat der Wert noch bei knapp 17 % gelegen”, betont der GDV-Präsident. Angesichts von Kursrückgängen von knapp 50 % an den Aktienmärkten seien viele Bundesbürger froh, “dass sie in der Vergangenheit auf die stabile Lebensversicherung gesetzt haben”. Weniger als erhofftDer Geldsegen ist jedoch oft kleiner als erhofft. Der durchschnittliche Auszahlungsbetrag lag bei der Gothaer Lebensversicherung im Jahr 2008 bei rund 25 000 Euro, sagt Andreas Eichler. Angesichts des Rückzugs des Staates aus der Altersversorgung äußern viele Kunden Bedauern, dass sie keine höheren Lebensversicherungen abgeschlossen haben. Denn vielfach sei zu Vertragsabschluss vor beispielsweise 30 Jahren die heutige Versorgungslücke unterschätzt worden. Auch bei der Allianz lag 2008 die durchschnittliche Auszahlungssumme pro Vertrag bei rund 25 000 Euro. In 2008 zahlte die R+V Versicherung bei Kapitallebensversicherungen 29 200 Euro und bei Kapitalabfindung von Rentenversicherungen 34 600 Euro aus. Und bei der Debeka ergibt sich für 2009 eine durchschnittliche Ablaufleistung von 25 000 Euro.Doch was tun die Bundesbürger im Normalfall mit dem Geldsegen von der Lebensversicherung? “Sie erfüllen sich oft einen Wunsch”, sagt Alois Schnitzer von der HUK-Coburg, “wie z. B. ein neues Auto oder eine Urlaubsreise”. Häufig wird das Geld aber auch dafür hergenommen, das Haus zu renovieren oder das Auto reparieren zu lassen. Darüber hinaus legen viele Bürger die Überweisung zumindest teilweise wieder an.”Bisher waren unsere Kunden mit der Auszahlungshöhe ihrer Lebensversicherung zufrieden”, sagt Birgit Langer von den Generali Versicherungen. Im Segment der Wiederanleger beurteilten beispielsweise 97 % der Betroffenen ihre Auszahlung als ausgezeichnet bis gut. Falls die Kunden keine Wiederanlage des Geldes vornehmen, werden als häufigste Verwendungszwecke größere Anschaffungen, Tilgung von Krediten, aber auch Schenkungen an Kinder oder Enkel genannt.Viele Kunden benötigen etwas Zeit, bis sie sich über die Verwendung des Auszahlungsbetrages im Klaren sind. Mit einem Parkdepot können sie das Geld gewinnbringend anlegen, bis eine Entscheidung getroffen ist. Für Geld im Parkdepot wird bei der Allianz z. B. ein Zinssatz von 2,25 % gezahlt. Das Angebot wird von den Kunden, wie Udo Rössler sagt, gerne angenommen.Bei der Debeka kann das Kapital nach Aussage von Christian Arns mit mehreren Produktarten in laufende Bezüge gewandelt werden. Bei einer verzinslichen Anlage bleibt das Kapital erhalten. Beim Entnahmeplan wird es verzinst und durch monatliche Zahlungen aufgebraucht. Bei der Sofortrente dient das Kapital als Einmalbeitrag und führt zu lebenslangen Zahlungen. Mit 50 000 Euro Beitrag seien monatliche Einnahmen für einen bei Beginn 65-jährigen Mann von 273 Euro zu erzielen, wovon 219 Euro garantiert werden. Altersarmut vermeidenAus Sicht von Thomas Wedrich vom Deutschen Ring sollte nach der Zusatzrente die Absicherung des Pflegerisikos an zweiter Stelle stehen. Denn die Gefahr, durch Pflegebedarf in die Altersarmut abzurutschen, werde nach wie vor unterschätzt. Deshalb biete man Pflegerentenversicherungen gegen Einmalbeitrag oder laufende Zahlung.Einige Anlagemöglichkeiten, an die man im ersten Augenblick gar nicht denkt, nennt Dörte Lochner von der Wüstenrot & Württembergischen: Das Bausparen eignet sich für Kunden mit Immobilieneigentum zur späteren Renovierung und Modernisierung. Eine Generationenpolice bietet den Grundstein für die Altersvorsorge von Kindern und Enkeln. Die Bestattungsvorsorge hilft, die Angehörigen nicht mit Kosten zu belasten. Und mit der Erbschaftsvorsorge soll das Vermögen erhalten werden. Für jüngere Kunden, die eine Lebensversicherung ausgezahlt bekommen, empfiehlt beispielsweise auch die Stiftung Warentest, das Geld in eine aufgeschobene Rentenversicherung einzuzahlen. Sie heißt “aufgeschoben”, weil die monatlichen Auszahlungen nicht sofort beginnen, sondern erst, wenn der Anleger in Rente geht.Nach den Beobachtungen von Michael Weisbender von HDI-Gerling vertrauen viele in Zeiten der Finanzkrise auf ihre Lebensversicherung. Denn neben Staatsanleihen seien diese krisenfest und die wohl sicherste Geldanlage. Durch die jährlichen Benachrichtigungen über die Entwicklung des Guthabens sind die Kunden auch darüber informiert, wie sich ihre Versicherung entwickelt hat. Es gibt also, wie der Experte beruhigt, “keine Überraschung am Ende der Vertragslaufzeit”. Träume erfüllenDass von der Auszahlungssumme immer noch viel in den Konsum fließt, liegt nach Einschätzung von Petra Wahedi von der Victoria Lebensversicherung “sicher auch an dem noch relativ hohen Niveau der gesetzlichen Renten und wird sich zukünftig mit großer Wahrscheinlichkeit ändern”. Die Kunden erfüllen sich heute zwar noch lang gehegte Träume für den (Un-)Ruhestand. Im Rahmen der aktuellen Krise gebe es aber erste Signale für Veränderungen.Welche Schlussfolgerungen ziehen die Bundesbürger aus den Krisenszenarien für ihre neuen Versicherungsabschlüsse? Nach Aussage von Christiane Potthoff von den PB Versicherungen fragen die Kunden schwerpunktmäßig Riester-Renten und Altersvorsorgeprodukte nach. “Die durchschnittliche Versicherungssumme beträgt bei unserer Riester-Rente rund 11 000 Euro und bei privaten Rentenversicherungen rund 30 000 Euro.” Doch die Beträge reichen zum Füllen der Rentenlücke, wie die Expertin warnt, im Regelfall nicht aus. “Insbesondere vor dem Hintergrund eines weiter sinkenden Rentenniveaus müssten für die Schließung der gesamten Versorgungslücke ca. 8 % bis 10 % des Nettoeinkommens in die private Altersvorsorge investiert werden.”