Von Andreas Kunze Im Internet entstehen immer mehr Finanzberater-Portale, mit denen sich angeblich schnell und kostenlos ein ortsnaher Experte für Versicherungen, Altersvorsorge oder Baufinanzierungen finden lässt. Noten und Kommentare von anderen Kunden sollen dabei helfen. Wer die Angebote nutzt, sollte die möglichen Tücken kennen.Früher wurden der Versicherungsvertreter oder der Bankberater geradezu vererbt. Wer ein Mal das Vertrauen einer Familie gewonnen hatte, der hatte zugleich bei den Kindern den Fuß in der Tür. Doch schon wegen der größeren Mobilität vor allem unter jüngeren Leuten ist es mit dem “Herrn Kaiser” auf Lebenszeit vorbei. Internet-Portale wollen hier einspringen. Die Eingabe der Postleitzahl genügt, schon werden geeignete Finanzberater aus der Nähe angezeigt – und das kostenlos. Der Internetnutzer erhält nicht nur eine Selbstbeschreibung, sondern ebenso Noten und Erfahrungsberichte von anderen Kunden. Dadurch soll das Urteil besonders neutral und objektiv ausfallen. Berater zahlen GebührenFinanziert wird dieser Service einerseits über Gebühren der Finanzberater, die dort vertreten sind, andererseits über Werbung. Der Internetnutzer sollte sich nicht wundern, dass er bei den ermittelten Namen zwar eine Adresse findet, aber generell keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse. Für den Kontakt soll er ein Kontaktformular der Internetseite nutzen – sobald er das tut, wird dem Finanzberater für die Interessentenvermittlung eine Gebühr berechnet. Das System erscheint für Ratsuchende vorteilhaft. Allerdings hat es in der Praxis einige Nachteile. So ist Zahl der registrierten und bewerteten Finanzberater in den meisten Fällen noch sehr gering. Sofern überhaupt Angaben gemacht werden, ist von 500 bis 1 200 Finanzberatern die Rede. Zum Vergleich: Zur Zeit sind in Deutschland allein etwa 80 000 Versicherungsvertreter hauptberuflich tätig, außerdem etwa 10 000 Versicherungsmakler und sogenannte Mehrfachagenten (können für mehrere Gesellschaften vermitteln). Wie bei anderen Bewertungsportalen auch können Bewertungen getürkt sein. Der Finanzberater selbst sowie gute Freunde haben möglicherweise ein wenig nachgeholfen und Top-Noten verteilt. Vor allem bei nur wenigen Bewertungen verfälschen Freundschaftsdienste das Bild erheblich. Einige Portale wollen dem entgegenwirken, indem nur registrierte Nutzer Bewertungen abgeben können. Klarheit erst nach JahrenOb ein Finanzberater beim Kunden gut oder schlecht war, zeigt sich in der Regel erst nach Jahren, etwa im Schadenfall. Erst dann weiß der Kunde, ob er beim Versicherungsabschluss richtig beraten war. Das Gleiche gilt für Geldanlagen oder die Altersvorsorge. Möglicherweise dauert es dabei sogar Jahrzehnte, bis ein Laie die frühere Beratung beurteilen kann. Wenig nutzt es, wenn der Internetnutzer liest, der Finanzberater sei so “charmant und geduldig” gewesen – das sind die meisten. Gleichwohl können die Portraits eine Hilfe sein, um Finanzberater besser einzuschätzen. Qualifizierte Ausbildungen etwa sprechen zum Beispiel dafür, dass der Finanzberater sein Handwerk versteht. Die Bewertungen einer Universität oder einer Industrie- und Handelskammer sind nicht so schnell zu haben wie die von Internetnutzern. Finanzberater-Portale (Auswahl): – fidor.de – fairvers.de – ormigo.com – transparent.de – whofinance.de