Immobilien

Finanzkrise lähmt deutsche Reits

Vorläufig keine neuen Börsengänge - Alstria verzichtet auf Wachstum - Alleinstellungsmerkmal fehlt

Finanzkrise lähmt deutsche Reits

Von Thomas List, Frankfurt Die deutschen Real Estate Investment Trusts (Reits) kommen nicht recht in Gang. Bisher gibt es erst zwei: Alstria und Fair Value. Nach dem Grund für die enttäuschende Entwicklung mussten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion auf der 8. Fachkonferenz der Initiative Immobilien-Aktie in Frankfurt nicht lange suchen. Schuld ist die Finanzkrise. Mit dem ursprünglich viel gescholtenen Reit-Gesetz könne man hingegen leben. Keine faire Bewertung”Wir gehen nicht an die Börse, weil wir dort im Moment keine faire Bewertung erhalten”, sagte Alexander von Cramm, Vorstandsmitglied des Vor-Reit Prime Office AG. “Mit dem Reit-Gesetz hat dies nichts zu tun.” Wann Prime Office sich in einen Reit umwandeln wird, ließ Cramm offen. Alstria Office ist schon als Reit an der Börse notiert, hat aber dort innerhalb eines Jahres fast zwei Drittel ihres Wertes verloren. Mit der Aussage “für uns ist Wachstum im Moment kein Thema” verabschiedete sich Alstria-Vorstand Alexander Dexne von den bisherigen Wachstumsplänen. Zukäufe seien im Moment kaum möglich und aus derzeitiger Sicht auch für 2009 nicht geplant, wird Dexne von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. “Es ist aktuell in der Branche auch sehr schwierig, Kreditvereinbarungen für Neugeschäfte abzuschließen.”Stattdessen gelte es, das Unternehmen “wetterfest” zu machen. Als mögliche Maßnahme nannte der Alstria-Finanzchef die Verringerung der Verschuldung. “Außerdem hilft uns das Reit-Gesetz, das in § 15 eine Mindesteigenkapitalquote von 45 % des unbeweglichen Vermögens vorschreibt.” Diesen Wert erreiche Alstria. Auf der gleichen Veranstaltung bestätigte Dexne aber die Ziele für 2008. Der Umsatz soll 101 (i.V. 82,6) Mill. Euro und das geplante operative Ergebnis (FFO) 40 (31,5) Mill. Euro betragen. “Unsere operativen Pläne sind von der Finanzkrise unberührt. Das Mietgeschäft läuft gut, der Leerstand liegt bei 6,4 % und damit auf niedrigem Niveau.” Frank Schaich, Vorstandsvorsitzender des zweiten deutschen Reit, der Fair Value Reit AG, kündigte für das Jahresende 2008 an, die Mindesteigenkapitalquote von 45 % zu erreichen. Auch Schaich sieht im Moment keine Möglichkeit, sich am Kapitalmarkt frisches Geld zu holen. “Sobald Kapitalerhöhungen am Markt wieder möglich sind, werden wir dies tun.” Als besondere Vorteile von Reits nannte er deren Steuertransparenz und die tägliche Fungibilität. Das Reit-Gesetz behindere zwar nicht die Entwicklung des Sektors, gleichwohl gebe es Verbesserungsbedarf. Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise gab Schaich Änderungswünschen im Moment allerdings keine Chance. “Eine Änderung bei der Bewertung von Minderheitsanteilen eines Reit an anderen Gesellschaften wurde aus dem aktuellen Jahressteuergesetz gekippt”, bedauerte Schaich.Dexne konstatiert bei seinen Gesprächen mit ausländischen Investoren ein hohes Interesse an deutschen Reits. “Der Investitionsentscheidung zum jetzigen Zeitpunkt steht aber die Rezession entgegen.” Deshalb sei Geduld erforderlich. “Wir müssen Performance zeigen. Total Returns von etwa 10 % sind möglich.” Schlüssel KommunikationMartin Steinbach von der Deutschen Börse rief dazu auf, die Vorteile des Reit wie die vorgeschriebene Mindesteigenkapitalquote herauszustreichen. “Der Schlüssel für den Erfolg ist die Kommunikation.” Die Vor-Reits sollten jetzt “Pre-Pre-Marketing” betreiben. “Jetzt müssen neue Transaktionstechniken wie das reine Listing angewendet werden.” Skeptisch äußerte sich Sven Janssen, Analyst bei Sal. Oppenheim, zu den deutschen börsennotierten Immobilien-AGs. “Viele Gesellschaften sind zu wenig profitabel. Die Eigenkapitalrendite liegt bestenfalls um die 4 %.” Der Nettosubstanzwert sei nur begrenzt aussagekräftig. “Entscheidend ist vielmehr: Welche Erträge kann die Gesellschaft aus den Mieten generieren? Wie hoch sind die Kosten aus Finanzierung, Verwaltung und Transaktionen?” Janssen kritisierte die zu geringe Portfoliogröße und den mangelnden Fokus vieler Gesellschaften. “Ohne Alleinstellungsmerkmal kann ein Unternehmen auf Dauer nicht bestehen.”