Finanzprodukte einfach per Mausklick bestellen
Von Heino ReentsEs geht so einfach. Nur ein paar Klicks – und schon hat man per Internet Anteile an Investmentfonds gekauft, eine Versicherung abgeschlossen oder eine Baufinanzierung getätigt. Das World Wide Web macht es möglich. Das Internet macht dem klassischen Finanzvertrieb zunehmend Konkurrenz. Laut einer Studie der Postbank kaufen immer mehr Deutsche ihre Finanzprodukte online. Demnach ordern knapp 3,4 Millionen Bundesbürger im Jahr 2008 Geldanlagen, Aktien, Wertpapiere und Fonds online. Doch auch Kredite und Versicherungen zählen zu Produkten, die immer stärker übers Internet erworben werden. Einfaches über das Internet”Bei vielen Finanzprodukten macht der Einkauf übers Internet Sinn”, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Komplexe Produkte wie etwa geschlossene Fonds sollten dagegen, wenn überhaupt, nur nach intensiver und fachmännischer Beratung gekauft werden. Bei Finanzprodukten wie Tagesgeld, Rentenversicherung oder Investmentfonds ist gegen einen Internetkauf nichts einzuwenden – die Konditionen sind sogar oft deutlich günstiger als am Bankschalter, so Nauhauser.So sind bei Investmentfonds Rabatte auf den Ausgabeaufschlag bei fast allen Online-Anbietern längst Standard. Einige Online-Banken und Vermittler verzichten sogar völlig darauf. Der Spareffekt ist enorm. Wer heute beispielsweise für 10 000 Euro einen Aktienfonds beim falschen Anbieter kauft, zahlt schnell einen Aufschlag von 5 %, das bedeutet, 500 Euro wandern an die Bank. Nur 9 500 Euro werden wirklich in den Fonds investiert. In 20 Jahren wird aus dem Kostennachteil von 500 Euro plötzlich einer von 2 300 Euro. Hätte der Anleger 10 000 Euro investieren können, wären die Fondsanteile – eine durchschnittliche Rendite von 8 % pro Jahr vorausgesetzt – am Ende rund 46 600 Euro statt 44 300 Euro wert. “Die Gefahren, im Internet einen Fonds zu ordern, sind nicht so groß”, sagt Verbraucherschützer Nauhauser. In der Regel informieren sich die Anleger selbst.Auch bei den beliebten Bundeswertpapieren lassen sich online Kosten sparen. Anleger können die Papiere bei der Bundeswertpapierverwaltung in Bad Homburg kostenfrei verwahren lassen. Damit steigen diese Papiere in ihrer Attraktivität für den Anleger. Der Informationsdienst für Bundeswertpapiere in Düsseldorf hat errechnet, dass der Kunde mit einem kostenlosen Depot in Bad Homburg von 30 000 Euro in sechs Jahren durchschnittlich 441,27 Euro gegenüber einer Sparkasse oder Bank spart. Denn die nehmen für das nötige Depot saftige Gebühren zwischen 0,15 und 0,5 % des Depotwerts – pro Jahr.Etwas komplexer wird der Internetabschluss, wenn es um Kredite wie etwa eine Baufinanzierung geht. Eine Überlegung wert ist dies aber auf alle Fälle: Direktbanken und Vermittler bieten laut der Zeitschrift “Finanztest” Baukredite im Internet meist 0,25 bis 0,50 Prozentpunkte günstiger an als klassische Filialbanken. Das bringt bei einem Kredit von beispielsweise 100 000 Euro innerhalb einer Zinsbindung von 15 Jahren eine stolze Ersparnis von 5 000 bis 10 000 Euro. Verzicht auf BeratungAllerdings sollten Kreditnehmer beachten, dass sie im Internet auf jegliche Beratung verzichten, was gerade bei komplizierteren Vorhaben ein Problem sein könnte. Denn nach Angaben einer Untersuchung von “Finanztest” sind die Internetangebote nur für Standardfinanzierungen empfehlenswert. Sobald der Kunde jedoch mehr will, stößt er im Internet schnell an Grenzen.Online-Anbieter bevorzugen risikoarme Finanzierungen, die sich leicht bearbeiten lassen. Sind die Einkommens- und Vermögensverhältnisse kompliziert oder gilt die Immobilie als schwer verwertbar, müssen Interessenten mit einer Absage rechnen. Zudem fehlen auf den Webseiten oft Informationen, die für eine Kreditentscheidung wichtig sind. Hinzu kommt: “Die im Netz angebotenen Schaufensterkredite bekommen tatsächlich nur die wenigsten”, warnt Verbraucherschützer Nauhauser. Sein Tipp: “Wichtig ist, bei einem Online-Kredit-Vergleich auf den effektiven Jahreszins zu achten.” Dieser wird nicht umsonst als Vergleichszins bezeichnet, immerhin berücksichtigt er neben den reinen Darlehenszinsen auch weitere Kosten, die aus dem Kredit resultieren können.An Versicherungsprodukte wie Kranken-, Renten- oder Lebensversicherungen trauen sich noch nicht so viele Online-Nutzer heran, nur jeder Zehnte hat sich laut Postbank-Studie bisher für ein solches Produkt über das Internet informiert und entschieden. Dabei gilt hier wie bei der Baufinanzierung auch: “Auch bei Finanzprodukten, die über das Internet abgeschlossen wurden, gilt das Widerrufsrecht”, sagt Michael Terhaag, Fachanwalt für IT-Recht und Experte für Online- und Glücksspielrecht aus Düsseldorf. Verträge können binnen 14 Tagen widerrufen werden. “Speziell bei sogenannten Fernabsatzverträgen über Lebensversicherungen und bei Verträgen über die Altersversorgung von Einzelpersonen beträgt die Widerrufsfrist sogar 30 Tage”, sagt Terhaag.Der Verbraucher kann demnach den Vertrag ohne Angabe von Gründen und ohne eine Vertragsstrafe zahlen zu müssen schriftlich kündigen. Außerdem sieht der Gesetzgeber vor, dass der Anbieter den Kunden vor Vertragsabschluss umfassend informieren muss. Sollte er das nicht tun, kann der Versicherungsnehmer den Vertrag auch nach Ablauf der gesetzlichen Frist widerrufen, sofern er noch keine Versicherungsleistungen in Anspruch genommen hat. “Kein Widerrufsrecht besteht verständlicherweise bei Aktien-, Fondskäufen und Ähnlichem, da man sonst auf Kosten des Anbieters spekulieren könnte”, so Terhaag. Kleingedrucktes lesenGenerell gilt also: Der Kauf von Finanzprodukten übers Internet ist heutzutage kein Problem mehr. Vor Abschluss ist es allerdings ratsam, mehrere Angebote miteinander zu vergleichen und eventuell Erfahrungsberichte im Internet zu lesen. Hat man das passende Produkt gefunden und möchte man einen Vertrag eingehen, sollte man sich aber nicht nur von den Werbeversprechen beeindrucken lassen, sondern auch das Kleingedruckte im Vertrag lesen – aber das gilt schließlich nicht nur für den Abschluss per Internet.