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Flucht der Anleger in Gold verstärkt sich

Nachfrage nach Münzen und Barren nimmt zu - Edelmetallbesicherte Produkte beliebt - Analysten erwarten Preis von 1 900 Dollar

Flucht der Anleger in Gold verstärkt sich

Die Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in Spanien und Italien sowie der drohende Austritt Griechenlands nach der Wahl haben zu einer Flucht der Anleger in Sicherheit geführt. Neben erstklassigen Staatsanleihen und Geldmarktprodukten ist auch Gold wieder gefragt. Die Nachfrage sollte sich im zweiten Halbjahr verstärken. Analysten erwarten für das Ende des Jahres einen Goldpreis um 1 900 Dollar.Von Armin Schmitz, FrankfurtIn den vergangenen zwei Wochen ist die Nachfrage in Deutschland nach physischem Gold in Form von Münzen und kleinen Barren bei einigen Edelmetallhändlern nach oben geschnellt (siehe Interview). Während der Goldpreis in Dollar seit dem Höchstkurs von 1 920 Dollar je Feinunze im Herbst vergangenen Jahres deutlich reagiert hat, erlitt der Unzenpreis in Euro nach seinem Rekordhoch von 1 359 Euro nur moderate Verluste. Die Amerikaner haben in den vergangenen Wochen allerdings die niedrigen Edelmetallkurse zu Käufen genutzt. Im Mai wurden US-Goldmünzen mit einem Volumen von rund 53 000 Unzen abgesetzt. Das war doppelt so viel wie im Monat zuvor. Auch an den Terminmärkten ist die Nachfrage nach Gold in der vergangenen Woche leicht angestiegen. So sind die Long-Positionen Ende vorangegangener Woche um 28 % gesprungen. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass diese Bewegung von einem sehr niedrigen Niveau ausging. Die spekulativen Long-Positionen haben sich nach Angaben der Commerzbank gegenüber dem Februar mehr als halbiert. Anfang Juni lagen sie mit rund 70 000 Kontrakten so tief wie seit Dezember 2008 nicht mehr. Die Nachfrage hat sich in den vergangenen Wochen sehr differenziert entwickelt.Nachdem die Börsen ihre Sicherheitsanforderungen für Gold-Futures um 10 % gesenkt haben, sollte auch das Interesse der Finanzinvestoren wieder zunehmen. Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, ist optimistisch, dass der Goldpreis wegen der wachsenden Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte wieder steigen wird. Er geht davon aus, dass die Feinunze gegen Ende des Jahres die 2011 gesehenen Höchststände von mehr als 1 900 Dollar wieder erreichen wird. Dafür sprechen die niedrigen und vielfach negativen Realzinsen. Bestand ist stabilDie Nachfrage nach Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Funds (ETF), die das Anlegerkapital mit physischem Gold absichern, sollte nach Ansicht von Weinberg in der zweiten Jahreshälfte wieder zulegen. Die Nachfrage nach Xetra-Gold (DE000A0S9GB0), dem an der Deutschen Börse am häufigsten gehandelten ETC mit physischer Hinterlegung des Edelmetalls, war trotz der Korrektur des Edelmetallpreises recht stabil. Der Goldbestand der physisch gedeckten Schuldverschreibung lag zuletzt bei rund 50,98 Tonnen und damit nur geringfügig unter dem Rekordniveau von Januar. Der Anleger verzeichnet trotz der Korrektur im Goldpreis immerhin noch einen Anstieg von fast 5 % im laufenden Jahr.Die Börse Stuttgart möchte nun nach der Übernahme einer Verbriefungsgesellschaft mit dem möglicherweise “Euwax-Gold” genannten Produkt Xetra-Gold Konkurrenz machen. Der Wertpapierprospekt für dieses Produkt liegt der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin zur Genehmigung vor. Die Notierung dürfte wohl in der zweiten Jahreshälfte aufgenommen werden. Zertifikate, die den Goldpreis mit oder ohne Währungsabsicherung eins zu eins abbilden, haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Stellenwert eingebüßt. Anleger geben dem Schutz ihres Kapitals den Vorrang vor der reinen Abbildung des Goldpreises.Bei institutionellen Anlegern sind Exchange Traded Commodities wie der DB Gold ETC in Euro (DE000A1E0HR8) oder der DB Physical Gold Euro Hedged ETC (DE000A1EK0G3), ein Gold-ETC mit einer Währungsabsicherung gegenüber dem Dollar, gefragt. Diese Produkte verwalten aktuell Anlegergelder in Höhe von 518 bzw. 763 Mill. Euro. Der Bestand ist in den vergangenen Monaten relativ stabil gewesen.Bei den Physical-Gold-ETC wird das Anlegervermögen durch Hinterlegung von physischem Gold, das in den Tresoren der Deutschen Bank in London lagert, abgesichert. Die Barren sind aber nicht auslieferbar, was vor allem Fondsgesellschaften aus regulatorischen Gründen schätzen. Die Gesamtkostenquoten liegen bei diesen Produkten bei 0,29 % bzw. 0,59 %.Beliebt sind bei Anlegern die Gold-ETF aus der Schweiz, die über die Börse Zürich erworben werden können. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) verwaltet in den Gold-ETF in Franken (CH0024391002), in Euro (CH0103326762) und in Dollar (CH0047533549) Ende April einen Bestand von 7,1 Millionen Unzen beziehungsweise 220 Tonnen Gold im Gegenwert von 11 Mrd. Schweizer Franken beziehungsweise 9,2 Mrd. Euro. Der Anleger kann sich das physische Edelmetall auch hier ausliefern lassen. Nachteilig ist, dass diese Produkte in Deutschland nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind.