Immobilien - Gastbeitrag

Fonds am Zweitmarkt bieten attraktive Renditen

Börsen-Zeitung, 8.7.2010 Indirekte Investments über Fonds mit attraktiven Renditen sind im Moment dünn gesät. Statt "Blind Pools" werden zunehmend Fonds mit "Seed Assets", also bereits vorhandenen Objektbeständen in einem Fonds, gesucht. Warum soll...

Fonds am Zweitmarkt bieten attraktive Renditen

Indirekte Investments über Fonds mit attraktiven Renditen sind im Moment dünn gesät. Statt “Blind Pools” werden zunehmend Fonds mit “Seed Assets”, also bereits vorhandenen Objektbeständen in einem Fonds, gesucht. Warum soll eigentlich nicht in einen Fonds investiert werden, der sich entsprechende Assets bereits gesichert und der zudem seine Performance schon unter Beweis gestellt hat? Dessen Anteile sind im günstigsten Fall sogar noch mit Abschlägen auf den ohnehin bereits korrigierten Net Asset Value zu erwerben. Das Stichwort lautet “Secondary Trade” – der Erwerb von Fondsanteilen im Zweitmarkt.Im Markt für indirekte Investments sind derzeit verschiedene Trends zu erkennen: Einem gesteigerten Zweitmarktangebot an Fonds verschiedenster Sektoren, Risikoprofile und Allokationen steht eine stark ansteigende Nachfrage nach Fondsanteilen im Zweitmarkt gegenüber. Großbritannien liegt vornAllein im britischen Markt, dem derzeit aktivsten europäischen Zweitmarkt, lag 2009 das Handelsvolumen bei mehr als 700 Mill. Pfund. Derzeit sind Fondsanteile von weiteren 500 Mill. Pfund im Zweitmarkt erhältlich. Auch in Deutschland steigt das Zweitmarktvolumen – wenngleich deutsche Investoren im Moment verstärkt kaufen wollen.Interessant sind Zweitmarktfonds nicht zuletzt durch die bereits im Fonds befindlichen Immobilien. Durch sie steigt die Ertragssicherheit. Vor allem aber liefern sie einen vom ersten Tag an ausschüttbaren Cash-flow. Ausgeschlossen ist in der Regel das Problem der Blind Pools, zugesagte Mittel unter Umständen über einen längeren Zeitraum nicht abrufen zu können und Fondsinvestoren zunächst eine Managementgebühr in Rechnung zu stellen, ohne dabei von Beginn an einen Ertrag zu liefern.Ein weiterer Vorteil beim Zweitmarkthandel ist die Vergleichbarkeit. Die zunehmende Transparenz in der Fondsindustrie lässt Vergleiche in der jeweiligen Benchmarkgruppe eines Fonds zu und macht sichtbar, wie gut der Fonds in der Vergangenheit abgeschnitten hat. Mehr noch: Im Falle einer Akquisition am Zweitmarkt können nicht nur das Fondskonzept und der entsprechende Fondsmanager einer eingehenden Due Diligence unterzogen werden, sondern auch ein real existierendes Portfolio. Und dies dann im Bedarfsfall bis auf Ebene der einzelnen Assets.Hinzu kommt der preisliche Anreiz. Referenz ist dabei der aktuelle Net Asset Value (NAV), der vor allem durch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise im Verlauf der vergangenen beiden Jahre nicht selten und zum Teil nicht unerheblich nach unten korrigiert werden musste. Spätestens hier wird sie dann real, die Vorstellung, beispielsweise erstklassige Assets zu reduzierten Preisen zu erwerben, wenn auch “nur” über Anteile an einem entsprechenden Fonds. Hoher AbschlagZieht man dann noch den bei einem Zweitmarkthandel nicht unüblichen und durchaus verhandelbaren Abschlag auf den aktuellen NAV mit ins Kalkül, der bei ausgewählten Fonds nicht selten 10 % und mehr erreicht hat, wird die Attraktivität des Zweitmarktes schnell deutlich.Es müssen nicht zwangsläufig Liquiditätsengpässe sein, die Investoren eines Fonds zur Veräußerung über den Zweitmarkt treiben. Eine Neuausrichtungen des Portfolios, Umschichtungen zwischen Asset-Klassen oder ein aus der fortlaufenden Portfolioneubewertung resultierender Anpassungsbedarf im Portfolio institutioneller Investoren sind weitere verkäuferseitige Argumente.Der Zweitmarkt, soviel ist sicher, wird vor allem in Deutschland in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade der Handelsaspekt und damit der aus Sicht des Gesamtanlageportfolios optimierbare Ein- und Ausstiegszeitpunkt stellen einen besonderen Anreiz dar. Dennoch sollte klar sein, dass sich gerade das Zeitfenster für signifikante Abschläge schließen wird. Die Märkte beleben sich. Als Erstes bekommen das zunächst direkte Investments zu spüren. Durch in der Regel vierteljährliche Bewertungsintervalle wird sich dies zwangsläufig auch auf den NAV eines Fonds niederschlagen.Die Motivation, bei steigenden Kursen vorzeitig zu veräußern, schwindet und damit zweifelsohne auch die Bereitschaft, einen entsprechenden Abschlag auf den NAV zu akzeptieren. Damit werden historisch günstige Einstiegspreise in Zukunft wieder schwerer zu finden sein. Jedoch: attraktive Investmentmöglichkeiten gab es immer und wird es auch weiterhin geben. Allein der Zugang zum Zweitmarkt und eine durchdringende Analyse auf der Käuferseite werden über den Erfolg im Zweitmarkt und die damit verbundenen Renditechancen entscheiden.