Fonds bieten Zugang zum Kunstmarkt
Die Finanzkrisen und die Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben das Bedürfnis nach aktienmarktunabhängigen Renditen steigen lassen. Dabei entdecken viele Vermögende den Kunstmarkt, der Renditen mit Ästhetik verbindet. Für Anleger, denen die Expertise fehlt, werden auch Fonds angeboten, die in Kunst investieren.Von Anna Perucki, FrankfurtDie Prestigeauktionen in New York haben erneut Aufsehen erreicht. Claude Monets Seerosenbild aus dem Jahr 1905 fand für 43,8 Mill. Dollar einen neuen Besitzer. “Abstraktes Bild” von Gerhard Richter, zuvor im Besitz von Eric Clapton, wurde für umgerechnet 34,9 Mill. Dollar (mit Aufgeld) versteigert. Clapton konnte sich über eine ansehnliche Rendite freuen. Hatte er das Werk Ende 2001 für 3,4 Mill. Dollar gekauft.Nicht allen Investoren ist so viel Glück hold. Sie können aber auf unterschiedliche Art in den Kunstmarkt investieren, um eine Diversifizierung ihres Portfolios zu erreichen. Für diejenigen, denen die Expertise und Erfahrung fehlt, gibt es beispielsweise auch Fondslösungen.Ob ein privater oder institutioneller Investor – Experten zufolge schütten die meisten Kunstfonds eine jährliche Rendite von 10 bis 12 % aus. Dafür sollten mindestens zwei Voraussetzungen erfüllt sein, zum einen, den richtigen Künstler im Portfolio zu haben, und zum anderen im Idealfall eine Fortsetzung des positiven Trends auf dem Kunstmarkt.Auf den persönlichen Geschmack kommt es nicht an. Wer in Kunstfonds investiert, orientiert sich ausschließlich an Rendite.Aufgrund der gestiegenen Nachfrage im Bereich Kunst entwickeln Banken und Investmenthäuser verstärkt Beteiligungskonzepte für Investoren. Eine Form stellen Kunstfonds dar. Sie verfolgen unterschiedliche Strategien: eine opportunistische, die Objekte in Abschwungphasen kauft und in Hochphasen verkauft, bei der die hochspekulativen und riskanten Aktivitäten der Kunsthändler und Auktionshäuser in kurzfristigen Transaktionen realisiert werden. Preisanomalien ausnutzenHier werden vor allem regionale und Nischenmöglichkeiten umgesetzt, wie neue Werke aus Asien, dem Mittleren Osten und Lateinamerika oder auch Fotografie. Oft geht es dabei um Arbitragegeschäfte mit kurzfristigen Umsätzen. Die am effektivsten arbeitenden Fonds nutzen die Preisanomalien, Markttendenzen und Wirtschaftsdaten samt den Besonderheiten der Regionen. Wie Schiffsbeteiligungen oder Immobilienfonds sind die meisten von ihnen geschlossene Fonds, die ein begrenztes Volumen und eine limitierte Laufzeit von zehn bis 15 Jahren haben.Andere basieren auf dem Modell der Private-Equity- oder Hedgefonds und sind offen. Hier wird das Geld von einem Anlegerpool bereitgestellt und anschließend von einem Fondsmanager in Kunstwerke investiert. Es gibt ein Expertenteam, das den Wert des Kunstwerkes bestimmt, Spezialisten, die die Due-Diligence-Prüfung vornehmen (Herkunft, Nachweis des Eigentumsrechts), und den Manager, der mit einem Aufsichtsrat die endgültige Genehmigung für den Kauf und Verkauf jedes Kunstwerkes erteilt.Die Berenberg Art Advice bietet Investoren über einen neuen Fonds einen besonderen Zugang zur Anlageklasse Kunst. Sie investiert mit einem Volumen von 50 Mill. Euro in ausgewählte Kunstwerke anerkannter Künstler. Die Platzierung des erforderlichen Eigenkapitals der Gesellschaft begann für Investoren am 6. November 2012.Zu den bekanntesten Fonds, die die weltweite Krise und Rezession bislang überstanden haben, gehört der The Fine Art Fund. Der im Jahr 2001 aufgelegte Fonds weist bei verkauften Objekten eine jährliche interne Verzinsung (Internal Rate of Return, IRR) von 25,5 % auf. Anleger der ersten von sechs Tranchen erhielten seit 2009 Rückzahlungen. Als ein Erfolgserlebnis wird der Verkauf eines Bildes von Frank Auerbach genannt, das man in 2006 für 1,1 Mill. Dollar kaufte und 15 Monate später für 2,6 Mill. Dollar verkaufte.Der Fine Art Fund hat mittlerweile weitere Fonds aufgelegt, so auch mit der NBD Bank aus Dubai, und zwar den Middle Eastern Fine Art Fund, den Chinese Fine Art Fund, einen auf Indien fokussierten und insgesamt drei westliche Fonds. Der erste Fonds der Gruppe bringt eine jährliche Rendite von 33,5 %. The Fine Art Fund wird nun als Co-Advisor das Investmentkomitee der Berenberg Bank unterstützen und administrative Rahmendienstleistungen, wie Versicherung, Transport, Lagerung oder Restaurierung koordinieren. Beide haben sich auf ein Joint Venture Agreement geeinigt, um den Due-Diligence-Prozess im Rahmen des Erwerbs der Kunstwerke zu begleiten.Der Art Photography Fund hat sich, wie der Name ausdrückt, auf den boomenden Fotografiemarkt fokussiert. Er verwendet den Referenzindex “The Photographic Art Market”, einer seit 1980 erscheinenden Publikation, in der die Versteigerungen eines Jahres aller wichtigen Auktionshäuser aufgelistet sind. Der Fotoindex hat bereits seit Jahren den breiten Kunstindex hinter sich gelassen. Der Index enthält Werke aus verschiedenen Epochen und Regionen. Er wird alle zwei Jahre nach den neuesten Versteigerungsergebnissen berechnet. Seit 1976 wurden mit dieser Zusammenstellung mehr als 14 % pro Jahr erwirtschaftet.Auch der ebenfalls Anfang des 21. Jahrhunderts aufgelegte The Collectors Fund, der Werke amerikanischer Meister erwirbt, hat schon einige Objekte verkauft. Die IRR-Rendite liegt laut Gründer Sandy Kemper bei 28,5 % p. a. 40 % der erzielten Erträge nach dem Verkauf eines Werkes werden an Aktionäre ausgeschüttet, die übrigen 60 % werden reinvestiert. Blue-Chip-Künstler gesuchtCastlestones Modern Art Fonds wurde 2009 mit 25 Mill. Pfund aufgelegt. Investiert wird nur in die im AMR Art 100 Index erfassten Blue-Chip-Künstler. Anders als die Fine Art Fund Group, die kauft und verkauft, hat Castlestone eine klare Haltepolitik: Erst nach acht Jahren wird verkauft. Die jährliche Rendite soll bei 8 % liegen. Im Unterschied zu anderen Fonds gibt Castelstone durch regelmäßige Informationen auch interessierten Nichtinvestoren Einblicke. Das Londoner Beratungshaus Fine Art Wealth Management zählt derzeit 41 auf Kunstwerke fokussierte Anlagevehikel in 13 Ländern. Acht weitere waren für 2012 in Planung. Unter den 44 Fonds sind 21 chinesisch. Asien und insbesondere China wurde in den zurückliegenden fünf Jahren zum Führer im Bereich Kunstfonds. Der chinesische Kunstfondsmarkt erreichte über 320 Mill. US-Dollar im Jahre 2011, weitere 300 Mill. Dollar sollten bis Mitte 2012 gesammelt werden.Der internationale Markt für Fonds, die in Kunst investieren, hatte im vergangenen Jahr ein verwaltetes Volumen von geschätzten 960 Mill. Dollar, nach 760 Mill. Dollar im Jahr 2010. Das ergab eine Studie von Deloitte Luxemburg und dem Londoner Datenanbieter ArtTactic. Asiatische Kunstfonds sollen dabei laut Artvest, einer Kunstberatungsfirma, ein Drittel der Summe ausmachen. Diese Zahlen schließen nicht private Investitionsgemeinschaften ein, die auch als Private Art Clubs bezeichnet werden. Den Art Clubs gehören die High Networth Individuals (HNI) an, die der Kunst als alternative Anlageklasse sehr offen gegenüber stehen und diese ohne Hilfe eines Fondsmanagers selbst verwalten. Sie meiden die Öffentlichkeit, und Details bleiben unbekannt.Die Kunstfonds sind nicht immer erfolgreich, da der Kunstmarkt mit den weltweiten Konjunkturschwankungen korreliert. Laut einem Report von Skate’s Art Market Research haben die Kunstfonds in der ersten Hälfte 2012 als kollektive Investmentvehikel zum ersten Mal seit 2005 einen Verlust der Nettovermögen (NAV) erlitten. Die Summe der NAV ist von 0,9 Mrd. Dollar Ende 2011 auf 0,75 Mrd. Dollar bis Ende Juni 2012 geschrumpft. Dies ist vor allem auf die Schließung eines der größeren Fonds, Sharpe Art Fund zum 7. Mai 2012, und einen großen Verlust bei einem russischen Fonds zurückzuführen.Die Gebührenstrukturen unterscheiden sich stark. Weil sich Kosten für Versicherung, Lagerung und Pflege des Portfolios kaum von vornherein ermitteln lassen, geben die wenigsten Fonds feste Kostenquoten an. Die administrativen Kosten bzw. Verwaltungsvergütungen, wie die Kommission liegen schon mal bei 20 %. Der Ausgabeaufschlag beträgt zwischen 5 und 10 %. Der Manager erhält eine jährliche Managementgebühr von meistens 2 % des Nettoinventarwertes und eine Vergütung von etwa 0,5 %. Dazu kommen Erfolgsprovisionen. Kunstfonds haben sich bisher bei den Anlegern nicht durchsetzen können, da sie vergleichsweise undurchsichtig sind und einen gewissen Mut zum Risiko erfordern. Das Anlageinstrument repräsentiert dennoch eine interessante, aber volatile Anlageklasse. Kunstfonds setzen einen langen Anlagehorizont und eine überdurchschnittliche Risikobereitschaft voraus, da der Kunstmarkt sehr ineffizient und intransparent ist.