INVESTMENTFONDS

Fonds verlieren an Dynamik

US-Geldpolitik bedroht Aufschwung von Corporate Bonds aus Schwellenländern

Fonds verlieren an Dynamik

Schwellenländeranleihen gelten als Gegenmittel gegen die Niedrigzinsen in den Industriestaaten. Besonders Bonds von Emerging-Markets-Unternehmen verzeichneten massive Zuflüsse von ausländischem Kapital. Doch der Aufschwung ist wegen der Spekulation auf eine Änderung der Geldpolitik der US-Notenbank ins Stocken geraten. Bonds und die Währungen der Schwellenländer mussten zuletzt Verluste hinnehmen. Davon sind auch die Fonds betroffen, die in Unternehmensanleihen der Schwellenländer investieren.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Jagd nach Rendite hat ungeahnte Blüten getrieben. Unlängst haben die Anleger dem staatlichen brasilianischen Erdölkonzern Petrobras Anleihen mit einem Volumen von 11 Mrd. Dollar aus den Händen gerissen. Das war die größte je in einem Schwellenland aufgelegte Bondemission. Das Volumen hätte noch größer sein können, denn die Nachfrage war deutlich höher als das Angebot. Im Orderbuch standen Gebote von mehr als 50 Mrd. Dollar.Die Nachfrage nach Schwellenländeranleihen ist angetrieben durch die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken. Das veranlasste die Investoren, höhere Risiken einzugehen, um noch mehr überdurchschnittliche Renditen erzielen zu können. Der Zufluss ausländischer Investorengelder hat dazu geführt, dass auch die Renditen der Anleihen von Unternehmen aus den Schwellenländern, gemessen am J. P. Morgan Corporate EMBI High Grade Index, auf Tiefs von knapp über 4 % gefallen sind. Anfang 2013 konnten Renditen von rund 5,3 % erzielt werden.Doch der Markt zeigt erste Überhitzungszeichen. So nutzten die Unternehmen in den Schwellenländern die niedrigen Zinsen dazu, verstärkt Anleihen zu emittieren. Gemäß den Daten von Dialogic wurden im laufenden Jahr Bonds mit einem Volumen von 153 Mrd. Dollar begeben. Das ist ein neuer Rekord. Im vergleichbaren Zeitraum 2012 wurden “lediglich” Anleihen mit einem Volumen von 92 Mrd. Dollar aufgelegt. Mittlerweile ist das Gesamtvolumen auf ein Volumen von 900 Mrd. Dollar ausstehender Anleihen angewachsen. Das ist größer als das Segment der Staatsanleihen der Emerging Markets, das ein Gesamtvolumen von 650 Mrd. Dollar aufweist.Die Spekulationen, dass die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik beendet, weil sich die Konjunkturdaten verbessern, haben zu einer leichten Kurskorrektur bei den Anleihen und auch bei den Währungen von Schwellenländern geführt. Seit Anfang Mai verlor der Morningstar Dollar Emerging Markets Corporate Bond Index rund 3 %. Bei den Währungen gab der südafrikanische Rand gegenüber dem Dollar um 10,3 % nach, der brasilianische Real und der chilenische Peso sanken jeweils um 6,2 %. Parallel zu den Korrekturansätzen mehren sich kritische Stimmen. So weist die ING Investment Management (AM) darauf hin, dass sich die Konjunkturindikatoren in den Schwellenländern allmählich verschlechtern. Für 2013 erwarten sie für das Emerging-Markets-Universum nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 5,2 %. Abgesehen von den Krisenjahren 2008 / 2009 sei dies das tiefste Niveau seit 2002, so die Analysten. Deswegen gewichten sie die Hartwährungsanleihen herunter.Auf der anderen Seite sehen sie Chancen bei den Lokalwährungsanleihen. Durch das niedrigere Wachstum und die fallenden Rohstoffpreise sowie die damit verbundene sinkende Inflation bestehe für die Notenbanken die Chance, die Leitzinsen zu senken, so die Ansicht von Maarten-Jan Bakkum von ING AM. Die Korrektur bei den Emerging-Markets-Unternehmensanleihen zeigt sich auch in der Wertentwicklung der Fonds, die in diese Bonds investieren. Zirka 60 % der rund 90 Fonds mussten im laufenden Jahr Verluste von bis zu 2,2 % wie der BlueBay Emerging Market Corporate Bond Fund ACCU-R – Euro hinnehmen. Gegen den TrendGegen den Trend erzielte beispielsweise der von Peter Varga betreute ESPA Bond Emerging Markets Corporate (AT0000A05HR3) im laufenden Jahr noch eine leichte Rendite von 0,2 %. Damit hat der Fonds in den vergangenen Wochen deutlich an Dynamik verloren. Dank einer guten Entwicklung im dritten und vierten Quartal 2012 kann der Fonds binnen eines Jahres eine Rendite von 10,8 % ausweisen. Mit einer Wertentwicklung von 10,1 Prozent p. a. im Dreijahreszeitraum gehört das ESPA-Produkt zu den besten Fonds in der Morningstar-Kategorie “Unternehmensanleihen Schwellenländer Euro optimiert”. Die Volatilität lag in diesem Zeitraum bei lediglich 5,2 %. Die Sharpe Ratio betrug 1,72. Über fünf Jahre erzielte Varga einen Zuwachs von rund 9 % p. a.Auch beim Emerging Market Corporate Fund Euro (LU0660296111) hat sich die Entwicklung etwas abgeschwächt. Im laufenden Jahr liegt lediglich eine Wertsteigerung von 0,8 % vor. Binnen eines Jahres liegt die Rendite noch bei 12,8 %. Auch über drei Jahre kommt der von Gonzalo Borja und Andreas Fischer betreute Fonds auf einen Zuwachs von durchschnittlich 10,1 % jährlich bei einer niedrigen Standardabweichung von lediglich 6,2 %. Der Fonds weist über drei Jahre eine Sharpe Ratio von 1,47 auf.Bisher beeinträchtigen die Korrekturansätze bei den Unternehmensanleihen der Schwellenländer den guten Gesamteindruck der Fonds noch nicht. Dennoch sollte sich eine Wende in der Geldpolitik der Notenbanken und ein Turnaround am US-Anleihenmarkt bei den Fonds bemerkbar machen. Eine Abschwächung der bisherigen hohen Wachstumsdynamik ist möglich.