ASSET MANAGEMENT

Fondshäuser streichen Angebot zusammen

Themen- und länderspezifische Fonds bei Privatkunden kaum gefragt - Anzahl der Produkte in Deutschland und Europa rückläufig

Fondshäuser streichen Angebot zusammen

Weil eine große Angebotsvielfalt von Privatanlegern nicht honoriert wird, dünnt die Fondsbranche ihr Angebot nach und nach aus. Statt Themenfonds sind einfache und breit aufgestellte Produkte gefragt. Ein Ende des Fondssterbens deutet sich jedoch womöglich an.Von Jan Schrader, FrankfurtTrotz milliardenschwerer Mittelzuflüsse und zuletzt starker Aktienmärkte dünnt die deutsche Fondsbranche ihr Angebot an Publikumsfonds aus. Große Fondshäuser verzichten zunehmend auf thematisch ausgerichtete Produkte und setzen stattdessen auf breit aufgestellte Fonds, etwa global investierende Renten- und Aktienprodukte oder Mischfonds. Seit der Finanzkrise wollen sich nur wenige Sparer intensiv mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen, heißt es als Erklärung in der Branche. Gefragt ist, was einfach und übersichtlich ist.Während sich institutionelle Anleger zum Teil an neue Anlageklassen und Themen heranrobben, schwindet die Vielfalt für die Kleinanleger. So nimmt Union Investment Ende Juni ein Dutzend Fonds aus dem Sortiment und schlägt sie zum Teil einem anderen Produkt zu. Auf der Streichliste stehen überwiegend kleinere Aktienfonds und aktienlastige Mischfonds, die zum Beispiel in Regionen wie Nordafrika und dem Nahen Osten oder in Branchen wie in die Finanzindustrie und in die Gentechnik investieren.Allianz Global Investors (AGI) wiederum verschmolz seit der Übernahme der Cominvest eine Vielzahl an Fonds. Mittlerweile sind von mehr als 500 Fonds Anfang 2009 nurmehr rund 250 Produkte übriggeblieben, präzisiert die Allianz-Tochter auf Anfrage. Auch die DekaBank und die Deutsche Bank berichten, dass sie auf ein schlankes Angebot setzen und Fonds aus dem Sortiment genommen haben.Der Wald der Publikumsfonds ist noch sehr dicht, aber er wird lichter: Das Analysehaus Lipper gibt an, das die Anzahl der in Deutschland angebotenen Fonds von mehr als 9 700 im Jahr 2011 auf gut 9 200 im März dieses Jahres gefallen ist. Auch für Europa verzeichnen die Statistiker rückläufige Werte (siehe Grafik). Sparer meiden ThemenfondsPublikumsfonds sind zwar wieder gefragt, wie milliardenschwere Nettomittelzuflüsse belegen. Doch die Anleger bevorzugten oft leichte Kost, heißt es in der Branche. “Die Finanzkrise war eine Zäsur”, sagt ein Sprecher der zur Deutschen Bank gehörenden DWS. Seither sei die Stimmung gekippt. Ein Sprecher von Union Investment sagt, dass Anleger sich anders als früher nicht mehr intensiv mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen wollen. Wer erhebliche Geldsummen auf eine Region oder eine Branche setze, müsse sich auch regelmäßig darüber informieren. Das sei kaum noch gefragt. Zudem seien Länderfonds für Sparer mitunter ein heißes Eisen, etwa wenn eine politische Krise die Region erschüttere. Als Beispiel nennt der Sprecher den Arabischen Frühling, der Investitionen im Nahen Osten und Nordafrika gefährlich erscheinen lasse.Zwar gebe es auch erfolgreiche Themenfonds, sagt Björn Schubnell, Head of Product Management der AGI. Als Beispiel nennt er die Fonds der Renminbi-Reihe, die sich auf Anleihen und Bankeinlagen der chinesischen Währung konzentrieren und zuletzt Zuflüsse verzeichnet haben. Auch die DWS konnte mit China- Rentenfonds zuletzt Anlegergelder gewinnen. Ein Angebot, das alle Länder und Branchen abdecke, sei jedoch nicht notwendig, so Schubnell.Ein weiteres Nadelöhr ist der Vertrieb. Übereinstimmend heißt es in den Fondshäusern, dass die Banken und Sparkassen mitunter nur noch wenige Fondsprodukte anbieten. Kaum gefragte Nischenprodukte purzeln dann schnell aus dem Sortiment. Ein Fonds mit wenigen Millionen Euro könne nicht effizient gemanaget werden, sagt Schubnell. Ungefähr 20 bis 50 Mill. Euro müssten schon in einem Fonds liegen, damit er sich lohne, so die AGI. Sterben verlangsamt sichEs gibt aber auch Fondshäuser, die ihr Angebot ausgebaut haben, zum Beispiel die Universal-Investment: Das Haus legt unter anderem Fonds für Kunden auf, darunter regional verwurzelte Vermögensverwalter. Diese kleinen Anbieter seien in den vergangenen Jahren mitunter sehr erfolgreich, nachdem der Ruf einiger größerer Häuser im Zuge der Finanzkrise gelitten habe, so ein Sprecher. Das erlaube den kleinen Anbietern, mit neuen Fonds an den Markt zu gehen.Die Allianz-Tochter Pimco, die sich auf Anleihen konzentriert, will angesichts niedriger Renditen das Angebot erweitern. Das Haus hat bereits fünf Aktienfonds aufgelegt. Weitere Fonds könnten folgen, sagt Andrew Bosomworth, Portfoliochef der Pimco in Deutschland.Insgesamt sterben jedoch deutlich mehr Fonds, als geboren werden. So wurden von Januar bis März nur 35 Fonds an den deutschen Markt gebracht, während 123 Produkte aufgelöst oder verschmolzen wurden, berichtet Lipper. Der Markt sei für die Fondsbranche wohl noch sehr unsicher, es zeichne sich womöglich jedoch ein Ende der Talfahrt ab. Denn nicht nur die Geburtenrate, auch die Zahl der Todesfälle unter Fonds war europaweit zuletzt rückläufig.