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Fondsmanager sehen gute Chancen für Afrika

Geringe Korrelation Nordafrikas und der Subsahara-Länder mit der Weltwirtschaft - Wachsende Binnennachfrage stützt

Fondsmanager sehen gute Chancen für Afrika

Trotz politischer Unruhen, Hunger und Armut haben viele Investoren ein Auge auf Afrika auch abseits des reiferen Marktes Südafrikas geworfen. Mittel- bis langfristig wird den Ländern im Norden des Kontinents und auch südlich der Sahara großes Wachstumspotenzial zugeschrieben. Dabei hilft die steigende Binnennachfrage und die geringeKorrelation mit der Wirtschaftsentwicklung Europas, Nordamerikas und Asiens.Von Christiane Lang, FrankfurtEin Jahrzehnt dauerte die Wachstumsrally in Afrika und lockte die Anleger an. Der Kontinent wurde von Investoren nicht mehr nur als reines Katastrophengebiet wahrgenommen und rückte damit stärker in den Fokus. Dann kam die Finanzkrise 2008/2009, die die konstante Aufwärtsbewegung unterbrach: 2007 hatte das Wirtschaftswachstum noch über 6 % betragen, zwei Jahre später hatte es sich halbiert (siehe Grafik). Mit der dann einsetzenden – besonders von der Rohstoffhausse getragenen – Erholung wurden dem Kontinent wieder hervorragende Aussichten bescheinigt. Allerdings erwartet die Afrikanische Entwicklungsbank für 2011 wegen der politischen Unruhen in Nordafrika erneut einen Rückgang der Wachstumsrate von 4,9 % (2010) auf 3,7 %. Danach soll es aber wieder aufwärtsgehen, vorausgesetzt, die Verhältnisse normalisieren sich wieder und auch die Weltwirtschaft erleidet keinen Einbruch, heißt es im African Economic Outlook 2011.Dabei werden Süd- und Nordafrika unterschiedlich bewertet. Dem Süden werden oft besser Chancen eingeräumt, aber Experten sehen für Nordafrika nach dem Zusammenbruch der totalitären Systeme zumindest langfristig sehr gute wirtschaftliche Perspektiven. Pioneer Investment ist sogar der Ansicht, dass in Nordafrika eine neue Ära beginnt: Die Region bietet nach Ansicht der Gesellschaft derzeit Chancen wie Osteuropa nach dem Ende des Sozialismus. Zudem ermögliche die geografische Nähe zu Europa gute Expansionsmöglichkeiten. So haben wegen der niedrigen Lohnkosten zahlreiche europäische Firmen aus den Sektoren Chemie und Öl dort Produktionsstätten aufgebaut.Für Anleger seien anfänglich besonders Unternehmen, die Bauvorhaben und Infrastrukturprojekte umsetzen, attraktiv, so Pioneer-Fondsmanager Marcin Fiejka. Einen guten Marktzugang böten türkische Firmen, die bereits heute in Nordafrika aktiv sind. Sie seien für Investoren die sicherste Möglichkeit, in der Region Erstinvestitionen zu tätigen.Recht einzigartig im Universum der Afrika-Fonds ist der “Julius Bär Northern Africa Fund”, der völlig auf Investitionen in das vergleichsweise reifere Südafrika verzichtet. Laut Fondsmanager Tommaso Bonanata ist Nordafrika viel weniger mit der Weltwirtschaft korreliert als Südafrika, sodass die derzeitigen Probleme des Westens seiner Ansicht nach nicht zu stark durchschlagen werden. Das Wachstum Nordafrikas beruhe im Gegensatz zu dem Südafrikas viel mehr auf der Binnennachfrage als auf dem Rohstoffsektor. Es stünden immense Infrastrukturinvestitionen, z. B. in das Transportwesen oder die Telekommunikation, an. Zudem hätten die Menschen Nordafrikas das höchste verfügbare Einkommen des Kontinents ohne Südafrika. Insgesamt werden sich die neuen demokratisch legitimierten Regierungen sehr bemühen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Nur so können sie sich die Unterstützung in der Bevölkerung erhalten. Mittelstand entstehtNach einer Studie der WGZ wird nicht nur in Nordafrika, sondern inzwischen auch in vielen Ländern südlich der Sahara (Subsahara) das Wirtschaftswachstum neben dem starken Exportsektor ebenfalls von der deutlich stabileren Binnennachfrage gestützt. In der Studie “Ein Blick nach Afrika: Die Löwenstaaten südlich der Sahara” heißt es, es entstehe ein Mittelstand, der zum privaten Konsum beitrage. Der Anteil der Subsahara-Bevölkerung, der in absoluter Armut lebe, sei von 42 % vor zwanzig Jahren auf 22 % zurückgegangen. In vielen Ländern, wie etwa in Nigeria und Ghana, wachse der private Sektor heute sogar stärker als der Rohstoffsektor. Das mildere die überproportionale Abhängigkeit von der Nachfrage aus dem Ausland deutlich und mache das Wachstum von externen Einflüssen unabhängiger. Eine weitere Veränderung bedeute die wirtschaftliche Vernetzung Schwarzafrikas mit den asiatischen Schwellenländern. So hätten die chinesischen Investitionen in den Subsahara-Ländern bereits 2005 die der Weltbank überstiegen. Moody’s prognostiziert für diese Länder eine Verdoppelung der ausländischen Direktinvestitionen in den nächsten fünf Jahren.