Immobilien - Gastbeitrag

Fremdwährungen als Chance nutzen

Börsen-Zeitung, 10.6.2010 Durch die derzeitige Schwäche des Euro gewinnt das Argument der Währungsdiversifikation bei privaten und institutionellen Anlegern erheblich an Bedeutung. Dabei geht es keineswegs um das Ausnutzen kurzfristiger...

Fremdwährungen als Chance nutzen

Durch die derzeitige Schwäche des Euro gewinnt das Argument der Währungsdiversifikation bei privaten und institutionellen Anlegern erheblich an Bedeutung. Dabei geht es keineswegs um das Ausnutzen kurzfristiger Währungsschwankungen – denn hierfür eignen sich langfristig ausgerichtete Immobilieninvestitionen nicht. Vielmehr gilt es aus Sicht von Investoren, langfristige Währungstrends, die durch fundamentale Entwicklungen unterlegt sind, zu erkennen und bei Immobilieninvestments angemessen zu berücksichtigen.Zunehmend geraten sogenannte “Rohstoffwährungen” in den Blick. Dazu zählen beispielsweise der australische Dollar, der kanadische Dollar, der brasilianische Real, der russische Rubel und der mexikanische Peso. Anleger setzen auf eine Aufwertung dieser Währungen von rohstoffreichen Ländern – inzwischen wurden sogar spezielle Produkte entwickelt, die diese Anlagestrategie abbilden.Für Immobilieninvestoren ist allerdings die Währung nur einer von mehreren Gesichtspunkten einer Investitionsentscheidung. Die meist konservativen privaten und institutionellen Immobilieninvestoren werden beispielsweise derzeit nicht in brasilianische, mexikanische und russische Immobilien investieren, da diese Märkte wenig transparent und sehr volatil sind. Australien und KanadaDagegen geraten sowohl bei privaten wie auch bei institutionellen Investoren zunehmend Australien und Kanada in den Fokus des Interesses, weil dort sowohl die wirtschaftlichen und immobilienwirtschaftlichen Fundamentaldaten interessant sind als auch die Währungen eine erheblich höhere Stabilität versprechen als der Euro. Die Immobilienmärkte beider Länder gehören zu den transparentesten der Welt, die rechtlichen, politischen und steuerlichen Rahmenbedingungen sind stabil.Auch die demografische Entwicklung, ein für langfristig orientierte Immobilieninvestoren wichtiger Aspekt, ist in Australien und Kanada positiv. Entscheidend für die Beurteilung der fundamentalen wirtschaftlichen Perspektiven und auch für die Perspektiven der Währungsentwicklung ist darüber hinaus der Rohstoffreichtum beider Länder. Kanada gehört zu den führenden Rohstofflieferanten der Welt – zu nennen sind hier beispielsweise Ölsande, Uran, Zink und Eisenerz. Gleiches gilt für Australien, das über die weltweit größten Reserven an Uran und Zink sowie über die zweitgrößten Reserven an Eisenerz verfügt.Auch ein vergleichender Blick auf die Verschuldung der Staaten ist aufschlussreich, wenn es um die Beurteilung fundamentaler Faktoren für die Währungsentwicklung geht. In Deutschland stieg die Staatsverschuldung in den vergangenen zehn Jahren von etwa 60 % auf inzwischen 75 % des Bruttoinlandsproduktes. Noch dramatischer ist die Entwicklung in den Vereinigten Staaten, wo die Staatsverschuldung im gleichen Zeitraum von 55 % auf 93 % schoss. Niedrige StaatsschuldDagegen liegt die Staatsverschuldung in Australien gegenwärtig bei nur rund 20 % – und damit auf dem gleichen Niveau wie vor zehn Jahren. Kanada gelang es sogar, die Staatsverschuldung in Höhe von ca. 100 % des Bruttoinlandsproduktes Mitte der neunziger Jahre auf nunmehr 80 % zu reduzieren.Solche Kennziffern sind aufschlussreicher als kurzfristige Währungsschwankungen, die für langfristig orientierte Immobilieninvestoren keine große Rolle spielen. Der kanadische Dollar hat bereits Anfang April die Parität zur südlichen Nachbarwährung – dem US-Dollar – geknackt. Auch der australische Dollar hat langfristig deutlich im Vergleich zum Euro gewonnen.Währungsentwicklungen, die früher von Immobilieninvestoren vorwiegend als Risiko wahrgenommen wurden, werden zunehmend auch als Chance begriffen. Verbinden sich positive demografische Trends mit Rohstoffreichtum, wirtschaftlicher Stärke, politischer und rechtlicher Stabilität sowie einem transparenten Immobilienmarkt, wie dies in Kanada und Australien der Fall ist, dann handelt es sich um besonders aussichtsreiche Zielregionen für Immobilieninvestoren.