Geldmarkt-Indexfonds feiern kleines Comeback
Die Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten als Schutz vor der Staatsschuldenkrise hat zu einer beispiellosen Talfahrt der Zinsen geführt. Wegen der Zuspitzung der Staatsschuldenkrise haben sich die Anleger in den vergangenen Wochen trotzdem wieder den Geldmarktfonds zugewendet. Beliebt waren auch die Geldmarkt-ETF. Sie verzeichneten deutliche Zuflüsse. Anleger können zwar keine Renditewunder erwarten, aber diese ETF sind ein preiswerter Parkplatz für Anlagekapital.Von Armin Schmitz, FrankfurtAnleihen von Emittenten guter Bonität bieten nur noch Magerzinsen. In der Spitze fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis auf 1,1 %, ehe eine Gegenbewegung bis auf ein Niveau von 1,5 % einsetzte. Festverzinsliche Papiere werfen damit in Deutschland aber immer noch Magerzinsen ab. Trotz des Renditeanstiegs in den vergangenen zwei Wochen bieten zweijährige Bundespapiere nicht einmal 0,1 %. Zweijährige Schatzanweisungen des Bundes sind zuletzt sogar mit einem Kupon von 0 % angeboten worden.Auf der Suche nach Sicherheit haben die Anleger aber auch die Geldmarktfonds wiederentdeckt. So stiegen die Assets under Management in den europäischen Money-Market-Fonds in den ersten vier Monaten nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einer jährlichen Wachstumsrate von 2,9 % auf 967 Mrd. Euro. Auch die passiven Exchange Traded Fonds (ETF) feierten in den vergangenen Wochen ein kleines Comeback und verzeichneten deutliche Zuflüsse. Unterschiedliche EntwicklungDer ETF Euro Cash (Eonia) der Société-Générale-Tochter Lyxor (FR0010510800) kam im laufenden Jahr auf Nettomittelzuflüsse von 240 Mill. Euro. Mit einem Volumen von 1,4 Mrd. Euro ist er einer der beliebtesten Geldmarkt-ETF in Deutschland. Der Eonia ETF von db X-Trackers (LU0290358497) ist mit rund 1,5 Mrd. Euro zwar der größte Geldmarkt-ETF in Deutschland. Allerdings musste das Produkt im laufenden Jahr Abflüsse von mehr als 400 Mill. Euro hinnehmen. Insgesamt verwalteten die Anbieter in Europa nach Angaben von BlackRock Ende Mai in 18 Produkten Anlegergelder in Höhe von 5,3 Mrd. Euro.Auch wenn es in den vergangenen Wochen in einigen Produkten deutliche Zuflüsse gab, darf nicht übersehen werden, dass diese Produkte schon einmal wesentlich bessere Zeiten erlebt haben. So verwaltete allein der db X-Trackers Eonia-ETF im März 2009 noch Anlegergelder mit einem Volumen von rund 5 Mrd. Euro. Die Entspannung an den Aktienmärkten ab März 2009 führte dann zu einer Umschichtung der Anlegergelder in den Aktienmarkt.Die Lage an den Kapitalmärkten hat sich in den vergangenen Wochen allerdings zugespitzt. Als Parkplatz für Anlegerkapital werfen diese Produkte sogar mehr Zinsen ab als deutsche Bundesanleihen mit kurzer Laufzeit. Die meisten börsengehandelten Indexfonds bilden den Eonia (Euro Overnight Index Average) ab, der den effektiven umsatzgewichteten Tagesgeldzinssatz für den Euro darstellt. Mit Verwaltungsgebühren von 0,05 bis 0,15 % p. a. sind die Produkte deutlich preiswerter als zwei Drittel aller traditionellen aktiv gemanagten Geldmarktfonds. Swap-Produkte in ÜberzahlDer ETF Euro Cash (Eonia) von Lyxor (FR0010510800) basiert auf dem EuroMTS Eonia Investable, der auf der Entwicklung des Eonia-Zinssatzes beruht. Dieser swapbasierte ETF bildet eine täglich rollierende Einlage zum Eonia-Zinssatz ab und nicht den durchschnittlichen Jahres-Eonia. Der synthetisch abbildende Lyxor-ETF erreichte im laufenden Jahr eine Rendite von 0,1 %. Die Rendite im Dreijahreszeitraum beträgt 1,3 % p. a. Mit einer Gesamtkostenquote von 0,15 % p. a. gehört der ETF allerdings nicht zu den preiswerten Produkten.Der Eonia-ETF von db X-Trackers bildet ebenfalls eine täglich rollierende Einlage zum Eonia-Satz ab. Die Einlage wird täglich reinvestiert, wobei die Verzinsung auf Basis eines 360-Tage-Jahres erfolgt. Der Gewinn liegt hier im laufenden Jahr wie bei dem Konkurrenzprodukt bei 0,1 %, über drei Jahre bei 1,3 % p. a. Ohne GegenparteirisikoFür Anleger, die swapbasierten Indexfonds wegen des Gegenparteirisikos fürchten, hat iShares den physisch abbildenden eb.rexx ETF (DE000A0Q4RZ9) im Angebot. Dieser spiegelt die Entwicklung des eb.rexx-Money-Market wider. Der Index der Deutschen Börse besteht aktuell aus neun deutschen Staatsanleihen mit einem Mindestvolumen von 4 Mrd. Euro, die eine Restlaufzeit von einem Monat bis zu einem Jahr aufweisen. Während das Produkt in diesem Jahr einen Verlust von 0,1 % aufweist, liegt der Gewinn im Dreijahreszeitraum bei 1,9 % jährlich. Neben diesen auf dem Eonia basierenden Produkten bieten die Emittenten auch noch ETF auf ausländische Geldmarktsätze an, wie den CB Fed Funds Eff. Rate Index ETF der Commerzbank (LU0378437767). Dieser bildet eine täglich rollierte Einlage zur Federal Funds Effective Rate ab, dem kurzfristigen Geldmarktreferenzzinssatz in den USA. Die Wertentwicklung ist dabei auch währungsabhängig.Insgesamt sind die Geldmarkt-ETF preiswerte Parkplätze für das Anlegerkapital. Renditewunder sind aber nicht zu erwarten, denn der Eonia notiert seit der Finanzkrise in der Nähe der Einlagefazilität der Europäischen Zentralbank (EZB) von 0,25 %. Aufgrund der Geldpolitik der EZB ist in absehbarer Zeit nicht mit stark steigenden Zinsen zu rechnen.