Asset Management

Gemeinsame Regeln für die Altersvorsorge

Efama-Studie: EU-weite Vorgaben intensivieren Wettbewerb - Deutschland mit Riester-Modell Vorreiter

Gemeinsame Regeln für die Altersvorsorge

jur Frankfurt – Den europäischenAltersvorsorgesystemen stehen erhebliche Belastungen bevor. “Jedes Land in Europa hat ein Rentenproblem”, sagt Jérôme Dedeyan, Partner beim französischen Beratungshaus Debory, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Um sicherzustellen, dass wir in 50 Jahren kein Armutsproblem haben, brauchen wir einen Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge”, betont Dedeyan, der im Auftrag des europäischen Fondsverbands Efama über die Strukturen sowie den Umfang der Altersvorsorge der großen europäischen Länder eine Studie erstellt hat.Auf EU-Ebene würden Daten zu Art und Umfang der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge (betriebliche und private Altersvorsorge) bisher nicht bereitgestellt. Zudem sei die Grenze zwischen generellem Sparen und Sparen dezidiert fürs Alter oft fließend, so Dedeyan. “Was wir wissen, ist, dass das Vermögen in der zweiten Säule in den 20 europäischen Ländern, für die wir Daten haben, sich inzwischen auf mindestens 3,1 Bill. Euro beläuft. Bis 2020 gehen wir von einem jährlichen Wachstum zwischen 5 und 6 % aus.” Das ist ein Kuchen, von dem sich die Fondsbranche ein Stück abschneiden will. Vor diesem Hintergrund hat der europäische Fondsverband Efama bereits im März dieses Jahres eine Initiative gestartet, die auf eine Verbesserung der langfristigen Ersparnisbildung mit Fonds zielt (vgl. BZ vom 20. März). Dafür hat der Verband acht Empfehlungen an die Politik erarbeitet, die durch die Studie gestützt werden.Die Altersvorsorgesysteme in den verschiedenen europäischen Ländern müssen sich dabei alle den gleichen Herausforderungen stellen: Die Lebenserwartung in der EU ist seit 1960 im Schnitt um fünf Jahre gestiegen, in den nächsten 50 Jahren wird sie um weitere sieben Jahre in die Höhe schnellen. Auch das Verhältnis von arbeitender Bevölkerung zu Menschen im Rentenalter wird sich dramatisch entwickeln. Steigende Staatsverschuldung macht die Zahlungen, die aus der gesetzlichen Rente, der ersten Säule der Altersvorsorge zu erwarten sind, zudem nicht wirklich sicherer.”Die erste Säule wird künftig nicht mehr zum Leben ausreichen”, ist Dedeyan überzeugt. Er plädiert dafür, Alterseinkommen mehr zu diversifizieren und kapitalgedeckte Verfahren zu stärken. Die Idee der Efama ist es, einen persönlichen Pensionsplan einzuführen, der EU-weit nach einheitlichen Standards zertifiziert ist. Diesen “Officially Certified European Retirement Plan” (OCERP) könnten neben Asset Managern auch Versicherungen oder Banken anbieten. Das Konstrukt soll als eine Art Hülle oder Gütesiegel für eine ganze Reihe von Produkten gelten. “Es wird Zeit, die Dinge simpler zu gestalten”, begründet Eric Helderlé, Generaldirektor von Carmignac Gestion, diesen Ansatz. In jedem der untersuchten EU-Länder hätten sich Produkte gefunden, die den Efama-Kriterien für den persönlichen Pensionsplan entsprechen. “Eine Harmonisierung auf unterster Stufe ist absolut unmöglich”, so Helderlé, dessen Fondsgesellschaft die Studie zu den Vorsorgesystemen unterstützt hat. Er plädiert für ein zusätzliches europäisches Rahmenwerk, dem sich die bereits bestehenden Anbieter anschließen können. “Ein solches Regelwerk würde den Wettbewerb unter den Akteuren schärfen.” Von Bedeutung sei dabei, dass mit dieser Zertifizierung die Transferierbarkeit zwischen Anbietern und zwischen Ländern vereinfacht werde.”Wichtig ist, dass die geleistete Vorsorge, auch im Rahmen der zweiten Säule, in einem separaten Konto für jeden Arbeitnehmer geführt wird”, sagt Vorsorgeexperte Dedeyan. Sonst sei eine Transferierbarkeit nicht möglich. Dedeyan hält auch das in Deutschland beliebte System in der betrieblichen Altersvorsorge, die Direktzusage, für eher suboptimal. Damit sei man an den Arbeitgeber gebunden und habe zudem ein erhöhtes Risiko, da die Leistungen über die Bilanz des Arbeitgebers abgesichert sind. Als Best-Practice-Beispiel in Deutschland bezeichnet er die Riester-Rente.