Gastbeitrag

Geschlossene Fonds gewinnen an Bedeutung

Börsen-Zeitung, 8.1.2009 Die Finanzmarktkrise und ihre Auswirkungen auf die Realwirtschaft gehören derzeit zu den beherrschenden Tagesthemen. Auch die Branche der geschlossenen Fonds hat momentan mit einer starken Zurückhaltung der Anleger gegenüber...

Geschlossene Fonds gewinnen an Bedeutung

Die Finanzmarktkrise und ihre Auswirkungen auf die Realwirtschaft gehören derzeit zu den beherrschenden Tagesthemen. Auch die Branche der geschlossenen Fonds hat momentan mit einer starken Zurückhaltung der Anleger gegenüber Kapitalanlagen jedweder Art zu kämpfen. Dabei wird aber vergessen, dass geschlossene Fonds einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu beispielsweise Aktien, Derivaten oder Zertifikaten haben: Mit geschlossenen Fonds holt sich der Anleger eine Beteiligung an einem realen Wertgegenstand, z. B. einem Handelsschiff, Flugzeug oder einer Büroimmobilie in sein Depot. Entsprechend können sich, allen aktuellen negativen Marktmitteilungen zum Trotz, die Mehrheit der Anleger, die sich in der Vergangenheit für ein seriös konzipiertes, transparentes Investment in geschlossene Fonds entschieden haben, weiterhin über hohe laufende Erträge und eine stabile Wertentwicklung ihrer Beteiligung freuen. Bürorenditen sind gestiegenAktuellen Marktdaten zufolge sind die Renditen für Büroimmobilien in guten Lagen in Deutschland sogar deutlich gestiegen. Die niedrigeren Renditen der vergangenen Jahre hatten ihre Ursache vor allem in der hohen Nachfrage: Zusätzlich zu klassischen Immobilieninvestoren kam diese vor allem von Finanzinvestoren. Da diese jedoch stark auf Fremdkapital zu günstigen Konditionen angewiesen sind, fielen im Laufe der Finanzkrise immer mehr von ihnen aus. Seitdem wurde die Nachfrage vor allem von eigenkapitalstarken Investoren getrieben. Eine wichtige Gruppe unter den eigenkapitalstarken Investoren waren die deutschen offenen Immobilienfonds. Durch die vorübergehenden Schließungen zahlreicher dieser Fonds hat sich die Situation jedoch stark verändert. Als Käufer am Immobilienmarkt fallen sie in der nächsten Zeit jedenfalls aus. Zwar werden Immobilien-Spezialfonds weiterhin als Käufer auftreten, aufgrund des sehr viel geringeren Volumens können sie jedoch den Ausfall der offenen Immobilien-Publikumsfonds nicht kompensieren.Die niedrigere Nachfrage wird dafür sorgen, dass die Ankaufspreise deutlich fallen. Da ein Großteil des Gewinns im günstigen Einkauf liegt, eröffnet dies neue Chancen für geschlossene Immobilienfonds, die wegen der hohen Preise in letzter Zeit oft von einem Kauf abgesehen hatten. Im Fokus für Immobilieninvestitionen in Europa dürften zunächst Länder wie Deutschland und Holland liegen, in denen Ankaufs- und Mietpreise von Immobilien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eher unterbewertet sind. Preisniveau gleicht sich anLangfristig erwarten wir, dass sich die Preisniveaus innerhalb der europäischen Länder einander annähern. Während sich die Preise in Deutschland und Holland mittel- bis langfristig wieder eher nach oben bewegen dürften, werden die Preise insbesondere in den von der Immobilienblase betroffenen Ländern wie Großbritannien, Österreich oder Spanien zunächst noch deutlich sinken. Auch hier gilt, allen exotischen Neigungen zum Trotz: Das Gute liegt so nah . . . Als weitere Auswirkung der aktuellen Finanzmarktsituation gehen wir davon aus, dass im Bereich der geschlossenen Fonds wieder verstärkt auf Core-Projekte gesetzt werden wird.Zum einen besteht aufgrund des erhöhten Sicherheitsbedürfnisses der Anleger eine deutlich höhere Nachfrage nach transparenten Sachwerten als früher. Zum anderen dürfte die Tatsache, dass Banken bei Krediten verstärkt auf Sicherheiten bei den Kreditnehmern achten, dafür sorgen, dass gerade Immobilienprojekte mit langfristigen Verträgen und bonitätsstarken Mietern eine rentable Finanzierung erhalten werden.